Geschichten:Unter Geiern – Hinterhalt

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Unweit Burg Rallingsteins Ende Phex 1044

Lorine“, mit ernster Stimme wandte sich die Reichsritterin an ihre Pagin, „Etwas geht hier vor sich. Siehst du die Reiter dort vorne?“

Das Mädchen blickte in Richtung Burg Rallingstein, von der aus sich vor wenigen Augenblicken ein dutzend Berittene unter dem Banner der Familie Erlenfall aufgemacht hatten und nickte ernst.

„Dann siehst du gewiss auch, dass sie direkt auf uns zu reiten.“

Wieder nickte das Mädchen.

„Meint Ihr das ist ein... ein...“, die Pagin dämpfte ihre Stimme und blickte besorgt ihre Pagenmutter an, „... ein Hinterhalt?“ Entsetzten lag in ihrem Blick.

Ailsa zuckte nur mit den Schultern und murmelte: „Schon möglich. Gut möglich. In diesen Zeiten scheint alles möglich.“

Einen Moment verharrten sie alle, blickten angespannte in Richtung der Reiter, dann wandte sich die Ritterin an den Knaben: „Stordan dir obliegt es im Fall des Falles sofort kehrt zu machen, reite nach Scharfenstein zurück, dort wirst du Bericht erst...“ Da waren die Reiter bereits in Rufreichweite. „Lorine, du reitest neben mir. Stordan du bleibst hinter uns zurück.“ Damit ritten Ritterin und Pagin ihren gegenüber ein Stück weit entgegen.

Frau von Erlenfall“, hob Ailsa mit fester Stimme an und nickte ihrer gegenüber zur Begrüßung zu, als man sich gegenüberstand, „Was treibt Euch mit so vielen Reitern aus Eurer Burg?“

„Werte Frau Rían“, erklang da die Stimme Jesmina von Erlenfalls, „Die Sicherheit Erlenfalls selbstredend. Die Zeiten sind gefährlich.“

„Oh, wie recht Ihr habt“, stimmte die Ritterin ihr da übertrieben nickend zu.

„Allerlei Gesindel versucht die Großen Fehde zu nutzen um Unheil über uns alle zu bringen.“

Wieder nickte Ailsa.

„Und nicht zuletzt, bin ich auch um Eure Sicherheit besorgt, schließlich reitet ihr lediglich mit zwei...“, sie warf einen abschätzenden Blick auf die beiden Kinder, „... Pagen was wenn Ihr in einen Hinterhalt gerietet?“

Dass das kein gutes Ende nehmen würde, das war Ailsa schon klar gewesen, als sie die Reiter erspäht hatte. Natürlich wusste sie bestens, dass noch immer der Lehenseid der Erlenfaller gegenüber ihrem Gatten ausstand. „Nun“, meinte sie da, „Es ist äußerst zuvorkommend, dass Ihr Euch sorgt, doch bin ich ja noch in Schwarztannen, der Baronie meines Gattens, die Waldsteiner sind erst einmal keine Gefahr mehr, die Kaisermärker waren noch nie hier und da ich bin ohnehin schon fast in Waldfang und bald schon ganz gewiss in meinem Reichsritter...“

Über das Gesicht Jesminas legte sich ein vielsagendes Lächeln: „Dennoch muss ich darauf bestehen, Euch zu begleiten. Zu Eurer eigenen Sicherheit.“

„Verstehe“, macht Ailsa da lediglich nickend.

„Und da Ihr gewiss recht erschöpft von der bisherigen Reise seid, lade ich Euch ein auf Rallingen mein Gast zu sein.“

„Habt Dank für Eure großzügige Einladung, doch werde ich sie nicht annehmen können, man erwartet mich in meinem Reichsrittergut. Zudem vermisst mein Gatte mich bereits jetzt schon schmerzlich, jeder Tag den ich zusätzlich fort bleibe, wird seine Sehnsucht nur noch schmerzlicher...“

Da lachte die Erlenfallerin und entgegnete mit einem zufriedenstellenden Lächeln auf den Lippen: „Das war keineswegs eine Bitte!“

„Bedauerlich“, meinte die Reichsritterin da nur, „Das wird meinem Gatten ganz und gar nicht gefallen.“

„Mir gefällt auch nicht, dass ihr Eylrun festgesetzt hat. Mir gefällt noch weniger, dass ihr und Euer Gaukler-Gatte noch immer hier seid.“

Ailsa zuckte etwas hilflos mit den Schultern: „Ich bin sicher, ihr werdet Euch daran gewöhnen. Gebt Euch einfach noch ein bisschen Zeit.“

Sie lachte.

„Was wollt Ihr von mir, Frau von Erlenfall?“, richtete sie das Wort nun direkt an ihre Gegenüber, „Worum geht es eigentlich? Was werft Ihr mir vor?“

„Euch?“, spottete sie, „Ihr und Eure Familie seid nichts weiter als diebische Elstern, mehr nicht. Ihr habt Euch hier eingenistet. Ihr und Euer... Dackel-Drego, dabei weiß doch jeder, dass diese Baronie uns gehört: Der Familie Erlenfall. Und nur mein Vater der einzige rechtmäßige Baron sein kann.“

Ailsa lachte kehlig. Ihr Mund war trocken. Ein Entrinnen aus den Fängen der Erlenfaller gab es für sie und ihre Pagin nicht, wenn Phex mit dem Knaben war, dann würde Drego es zumindest nicht von den Erlenfaller erfahren. „Nun, das sah Graf Drego wohl anders“, die Reichsritterin zuckte mit den Schulter und fügte in äußerst spöttischem Tonfall hinzu: „Aber was soll ich auch von jemandem erwarten, der eine Krähe nicht von einer Elster unterscheiden kann...“

Die letzten Worte hätte sich Ailsa jedoch besser verkniffen, denn die bezahlte sie mit ihrem Blut.