Geschichten:Unter Geiern – Ansprache

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Burg Rallingsteins, Anfang Peraine 1044 BF

„Das geht so nicht“, spie Perainidane von Erlenfall mit zorniger Stimme hervor, „Das könnt ihr so nicht machen! Ihr könnt die Baronin nicht einfach in den Kerker werfen und sie da verrotten lassen!“

„Wir haben sie ihrem Verhalten gemäß untergebracht“, erwiderte Jesmina von Erlenfall da schnippisch, „Und ihrem Verhalten gemäß wird sie verpflegt.“

„Ihrem Verhalten gemäß?“, nun lachte die Geweihte kehlig, „Sie ist Baronin! Ihr müsst sie ihrem Stand gemäß unterbringen und ihr Stand gebietet euch...“

„Was glaubst du“, mischte sich nun Wilmunde von Edfelden ein, „wie sie auf Scharfenstein meine Tochter behandeln? Glaubst du etwa, sie schläft im weichsten Bett und bekommt das beste Essen? Glaubst du das? Glaubst du das wirklich? Sie ist meine Tochter. Sie ist eine von uns!“

„Ich weiß“, erwiderte die Geweihte, „dass es ihr gut geht. Ich weiß...“

„Woher?“, fiel ihr die Edle von Rallingen ins Wort, „Von deiner tollen Freundin bei Hofe? Von diesem Findelkind? Woher weißt du denn, dass sie dich nicht anlügt? Hast du Beweise?“

„Sie hat keinen Grund mich anzulügen“, erwiderte die Angesprochene kühl, „Absolut keinen. Wir sind Schwestern.“

„Aber du bist eine von uns.“

„Ich bin vor allem eine Dienerin der Herrin Peraine!“, Perainidane holte Atem, „Und danach, erst danach bin ich eine von euch, eine Erlenfall.“

„Wie ich es mir dachte“, meinte Wilmunde und fühlte sich bestätigt, „Also keine Beweise.“

„Ich war nicht dort, doch Lindegard hat es mir versichert.“

Nun lachte die Mutter, deren Tochter auf Scharfenstein festgehalten wurde: „Ach.“

„Sie darf lediglich ihre Kammer nicht verlassen, darüber hinaus hat sie alles, was sie braucht. Sie erhält genauso zu essen, wie zuvor. Der Baron hat ihr sogar ihr Schwert, das Zeichen ihres Standes, gelassen. Im Übrigen sitzt sie dort nicht etwa, weil man Euch, werte Base“, sie schenkte ihr einen vielsagenden Blick, „Manipulation der Abgaben vorwirft und das in nicht gerade unbeträchtlicher Höhe...“

„Dafür gibt es keinerlei Beweise“, winkte die Edfelderin regelrecht gelangweilt ab.

„Sie sitzt dort allein aus dem Grund heraus, dass mein werter Vater...“ Nun suchte sie den Blick ihrer Mutter, was ihr jedoch nicht gelang, weil diese aus dem Fenster blickte als ginge sie das alles hier nichts an. „... noch immer nicht den Lehenseid gegenüber dem Baron geleistet hat. Und weiter sitzt sie dort nicht etwa fest, weil man ihr Verschwörung vorwirft, sondern weil man verhindern will, dass ihr euch einer solchen schuldig macht. Wenn ihr so wollte, ist sie das einzige, was der Baron in der Hinterhand hat um euch vor der nächsten Dummheit abzuhalten.“

„Der Armleuchter-Altjachterner wird tun, was wir wollen, wir haben seine Gattin“, meldete sich da Jesmina zu Wort, „Will er sie zurück, wird er unsere Forderungen erfüllen müssen. Und da dieser Tor sie liebt, wird er sie zurückhaben wollen.“