Geschichten:Unfehde - Böses Erwachen

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Dramatis Personae:


Böses Erwachen

Burg Rudes Schild, Kaisermark Gareth, Rondra 1035 BF


„Was erlauben die sich?“ Empört lief Illehardt von Rathsamshausen im großen Saal von Burg Rudes Schild aufgeregt umher. Wie konnte dies geschehen sein? Immerhin war Ugo von Mühlingen der erste Ritter der Ritterschaft zu Puleth. Und nun?

Ohne in seinem aufgewühlten Zustand inne zu halten, ging Illehardt die Ereignisse noch einmal im Geiste durch, die seinen Marschall hatten erbleichen lassen. Wann hatte er das letzte Mal wie ein Unterlegener dagestanden? Illehardt wusste es nicht, aber er wusste, dass der Marschall es hasste.

Zunächst hatte er erfahren, dass die Pulethaner sich Rudes Schild nähern würden. Er – Ugo – war sich dessen sicher, dass sie – wie er ihnen geheißen hatte – friedlich und einsichtig auf Rudes Schild erscheinen würden. Doch weit gefehlt. Allem Anschein nach hatten die Pulethaner ohne des Marschalls Anwesenheit ihren Rat auf Mor'Tres abgehalten. Nicht nur, dass dies bereits ein offener Affront gegen ihn gewesen war, nein, sie hatten zudem auch noch zwei weitere nebachotische Ritter in ihren Reihen aufgenommen. Illehardt musste bei diesen Gedanken fast spucken, so widerten ihn diese Barbaren an, die wussten doch nicht einmal, was es bedeutete, Ritter zu sein!

Doch wieso hatte der Marschall ihnen nicht einfach seine Meinung – die einzig richtige – an den Kopf geworfen und Gehorsam nach Praios‘ Wille gefordert? Hatten sie ihn überrumpelt?

Eslam von Brendiltal und sein neues Schoßhündchen, dieser Al'Aarik, oder wie immer dieser Kerl mit der Augenklappe auch heißen mochte, waren ob der Abwesenheit des Marschalls bei der Beerdigung dieses Esels, der sich in Albernia hatte abschlachten lassen, immer noch erbost. Doch damit war zu rechnen gewesen, das hatte den Marschall gewiss nicht weiter bekümmert. Und dass die anderen Nebachoten hinter Eslam standen, war auch klar gewesen.

Doch umso überraschter war er, dass die Neuen um die Eychgraserin so opportunistisch waren und selbst die Eslamsgrunder Pulethaner ihn – den Marschall – aufgefordert hatten, sich ob seines Verhaltens zu erklären. Als ob er dies nötig hätte! Ein Ugo von Mühlingen war nur der Kaiserin verpflichtet. Pah … In seiner Großmütigkeit hatte er sich dennoch herabgelassen und diesen beschränkten Kleingeistern erläutert, was seine Gründe zur Einigung mit Graf Danos von Luring gewesen waren. Natürlich hatte Mühlingen nicht gedeutet, dass er sich durch diesen Schulterschluss auch persönliche Vorteile versprach, sondern sich viel mehr auf das edle Ansehen der Pfortenritterschaft berufen, ganz Garetien schützen zu wollen. Mit dem Argument Dieses ehrenhafte und mutige Ansinnen des Pfortenritterbundes hatte Mühlingen sein Einlenken zu begründen versucht. Hatte der Marschall solche Aussagen eventuell zu stark in den Vordergrund gestellt?

Eigentlich – vermutete Illehardt – wollte der Marschall nur Eslam von Brendiltal damit reizen. Immerhin hatte dessen Sohn einen alten Waffenbruder Ugos aus maraskanischen Zeiten erschlagen. Doch wieso hatte der ansonsten so ruhige und berechnende Gallsteiner ihn – Ugo - so offen angefahren?

Dann dämmerte es Illehardt: Yendor Limpurg von Gallstein gab nach wie vor Hilbert von Hartsteen die Schuld am Tod von des Gallsteiners Tochter, diesem windigen Pförtner.

Und nun? Die Pulethaner hatten ihm – auf seiner eigenen Burg – nicht nur den Rücken gekehrt, sondern hätten ihn fast buchstäblich auch aus seinem eigenen Bund geworfen. Ohne den Marschall hätte es überhaupt keine „Schlacht von Mühlingen“ und somit auch keine Pulethaner gegeben. Was erlaubten die sich denn?


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Der Gallsteiner hatte den Reden zugehört, hatte sogar selbst seinen Zorn freien Lauf gelassen und nun saß er abseits auf einem Stuhl, starrte in die Flammen des Feuers, welches in dem großen Kamin brannte. Seine Finger schienen selbständig den Stoff der Schärpe zu bearbeiten, jener Schärpe, die das Wappen des Blutgreifen trug, Zeichen ihres Bundes.

Was aber war dieser Bund denn noch?

Die Stimmen Eslams und Ugos erklangen immer noch, dazwischen das schrille Greinen von Rathsamshausen, der seinen Herren verteidigte. Yendor hörte kaum hin, doch vermochte er die Trauer zu verstehen, die in der Stimme Eslams mitschwang, als dieser die Klage gegen Ugo von Mühlingen führte. Anklage, weil dieser nicht in gebührenden Maße eines gefallenen Pulethaners gedacht hatte. Des Sohnes Eslams.


Gestorben als Held, so sahen es die Nebachoten und Albernier. Könne von Mühlingen dies denn nicht verstehen? Yendor schüttelte kurz den Kopf. Wie hätte ein von Mühlingen denn so etwas akzeptieren können? Zum Schutze des Reiches standen einst Truppen am Arvepass, doch es waren die albernischen Einheiten, die diesen Schild schwächten, da sie den Befehlen des Reiches zum Trotz abzogen, um ihre, nur ihre eigene Heimat zu schützen. Ein Seufzen entrang sich der Kehle des Gallsteiners. Verräter waren es. Hunde, die man zum Dienst zurück hatte prügeln mussten. Was wäre gewesen, wenn die Tobrier einst genauso gedacht hätten? Das Reich wäre dem Bethanier anheim gefallen, aber die Tobrier hielten dem Reich die Treue und dies trotz enormer Verluste an Land und Leben. Nie würde Yendor den Verrat der Albernier vergessen können und so konnte er verstehen, warum von Mühlingen, niemals einer Delegation Gastfreundschaft gewähren würde, die Albernier in den Reihen hatte. Doch wieso hatte dies dann Eslam gekonnt und wieso hatte Ra’oul überhaupt diesen Weg gewählt? Waren es damals doch die Nebachoten die für die fehlenden Albernier am Pass die Lücken schlossen und bereits damals für die Albernier starben. Raoul hatte seinen Weg gewählt. So war es eben. Yendor hatte dem Sohn von Eslams Ehre erwiesen, nicht dem Helden Albernias.


Und der Alleingang bei der Beendigung der Fehde? Warum hatten sie einst Ugo von Mühlingen zum Anführer benannt? Freundschaft? Sicher nicht. Politische Hintergründe, Machtgedanken, wie so oft. Ugo von Mühlingen und die goldene Lanze. Wichtig für den Bund, wichtig genug um den Anführer zu stellen – und nun? Was für einen Vorwurf wollte man von Mühlingen denn machen? Alleingang, um diese Fehde zu beenden? War es dies schon? Was hätte man selbst denn anders machen können? Danos hatte Ugo perfekt mit diesem Anliegen zum politischen Handeln gezwungen. Was hätte dieser denn tun sollen? Nichts? Ablehnen, oder auf ein Treffen mit den anderen Bundespartnern verweisen? Alles andere als Annahme dieses Friedens hätte als Schwäche, oder noch schlimmer: als Feigheit gegolten. Wie hätte man die Pulethaner wohl angesehen, wenn sie eine Fehde mit den Pfortenritter weiterführen hätten wollen, während diese Haffax bekämpften? Und wenn Ugo Danos gebeten hätte auf Antwort zu warten? Der Anführer der Pulethaner muss erst reden und alle überzeugen, bevor der Bund handeln würde, während Pförtner es schafften, einem ernannten Anführer zu folgen?

Doch wieso nur war Ugo von Mühlingen nicht wie vereinbart gen Mor'Tres gekommen? Wieso nur hatte er nur einen Boten entsendet und die Pulethaner, die Krone garetischen, greifenfurtschen und perricumschen Adels als Vasallen, als Dienstboten behandelt? War so jemand in der Lage diesen Bund zu führen? Hatte er damit nicht genau diesen Streit geradezu provoziert?

Nein, dies war nicht der Gedanke, der sie einst alle zusammengeführt hatte. Das Reich zuerst, dann der Bund, dann die Person selbst. So war es, so musste es bleiben. Sie waren alle Vasallen des Kaiserreiches, nicht mehr. Der Verlust der goldenen Lanze würde den Bund schwächen und auf lange Sicht würden mehr und mehr kleine Streitigkeiten untereinander die Stärke der Pulethaner weiter schwächen. Dies durfte nicht geschehen. Nur das Reich, alles andere war unwichtig. Selbst der Stolz eines Gallsteiners.

So gab der Baron sein Grübeln auf, erhob sich und ging auf Simold zu. Man musste reden. Sicher konnte Simold besser auf Eslam einwirken und Yendor würde das tun, was ein Mann manchmal in solcher Position tun musste. Schmeicheln und lügen, um ein Bündnis zu wahren. Er würde also zu Ugo von Mühlingen gehen.

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Nachdem die Pulethaner aufgebrochen waren, brachten seine eigenen Gedanken Illehardt erneut dazu, aufgeregt auf- und abzugehen.

Was war nur alles in den letzten Tagen vorgefallen? Schien zunächst alles so, als würde – ganz so wie ein Ugo von Mühlingen es vorausgeplant hatte – die Pulethaner friedlich auf Rudes Schild erscheinen, um gemeinsam mit ihren ersten Ritter Rat zu halten, kam alles ganz anders. Offene Klagen wurden geführt, heftige Worte gesprochen, das Zerwürfnis dieses edlen Bundes, dieser Krönung des raulschen Adels stand nahe. Er – Illhardt – hatte schon nach der Ordonnanz rufen lassen, um die Goldene Lanze aufsitzen zu lassen, während der Brendiltaler nach seinen Kriegern rief.

Und dann? Ausgerechnet dem Gallsteiner gelang es, gemeinsam mit dem Haselhainer diese Situation zu entspannen und mit Worten zu lösen. Wie war es ihnen nur gelungen die erhitzen Gemüter eines Ugos und Eslams zu kühlen?

Illehardt dachte lange darüber nach, nur um sich selbst eingestehen zu müssen, dass er es nicht wußte. Was hatten sie alles gesagt, versprochen und gedroht? Illehardt kamen die genauen Worte nicht mehr in den Sinn, doch wußte er noch, dass sie alles auf ihre Aufgabe als ‚Ritterschaft zur Bewahrung der praiosgefälligen Ordnung‘ zurückführten und welche Bürde dieser Bund mit sich brachte. Der Bund müsse stark nach Außen, aber auch im Inneren sein und dürfe sich nicht durch einzelne Zwistigkeiten entzweien.

Praios stand an erster Stelle, erst dann kam die Ehre…

Lange standen sich daraufhin ein Ugo von Mühlingen und ein Eslam von Brendiltal gegenüber. Beide schienen ihr Gegenüber mit Blicken durchbohren zu wollen. Man sah ihnen an, dass Freundschaft es nicht war, dass sie verband und nun verhinderte, dass die Waffen sprachen. Doch beide waren sie Praios verpflichtet. Still ward es in diesem Augenblick geworden und Illehardt meinte seinen eigenen Herzschlag im Kopf dröhnen zu hören, als schließlich Eslam die Stille durchbrach. „Tradi’tion ist Räscht, Räscht ist Gäsetz, Gäsetz ist Pra’ios. Und die Tradi’tion guab mir ainst das Schwuärt in die Hand.“ Rezitierte der Nebachote einen Teil seines Leitspruchs. „Ich stähe waiterhin zu däm Bund und däm Raisch!“

Es dauerte einen Augenblick, bis auch Ugo die letzten Worte des Nebachoten wiederholte.

Entschuldigungen gab es keine, würde es bei den Pulethanern auch nicht geben, denn entschuldigen taten sich nur die Schwachen. Die Pulethaner jedoch waren stark. Stärke, Praios Wille und die Liebe zum raulschen Reich Verband sie, keine banalen Emotionen, wie Freundschaft oder Ehre. Sie taten, was getan werden mußte, selbst wenn dies nicht immer angenehm war.

So kam es denn doch noch, dass die Pulethaner friedlich Rat auf Rudes Schild hielten, mit Ugo von Mühlingen als ihren ersten Ritter. Einem Ritter der gelernt hatte, dass er sich keine Fehler erlauben durfte und würde dieser auch nur darin bestehen, die anderen Pulethaner zu unterschätzen…





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Ron 1035 BF
Böses Erwachen
Der Rat zu Gallstein


Kapitel 4

Autor: Eslam / BB / Gallstein / Treumunde / Jan