Geschichten:Unangenehme Nachforschungen - Teil 6

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Burg Mor'Tres in der Baronie Gallstein

„Es ist mir eine große Ehre, dass Ihr mich empfangt.“ Rondrigo verneigte sich knapp. Die Gemächer der Tochter des Barons von Gallstein waren komfortabel eingerichtet. Jedoch hatte man bereits einige große Truhen mit Kleidern und ihren Habseligkeiten gepackt, denn bald schon würde sie zu ihrer Vermählung mit Hilbert von Hartsteen, dem Reichsvogt auf Kaiserlich Sertis reisen.

Alena lächelte charmant. „Es freut mich in gleichem Maße Euch zu sehen, Herr Junker. Mein Vater wird noch vor dem Einbruch der Nacht zurück sein. Bis dahin seid ihr natürlich herzlich eingeladen Euch hier wie zu Hause zu fühlen. Kommt, wir gehen hinunter ins Kaminzimmer, dort ist es deutlich wohnlicher, denn wie Ihr seht, werde ich die Burg bald verlassen.“

Beide gingen die Treppe hinab in das mit zahlreichen Jagdtrophäen dekorierte Kaminzimmer.

Der Junker von Breitenhof bedankte sich höflich. „Eigentlich kam ich Euretwegen, verehrte Dame Alena. Natürlich werde ich auch mit Eurem Vater später sprechen, aber eigentlich wollte ich einige Worte mich Euch wechseln.“

Die dunkelhaarige junge Frau zog eine Augenbraue nach oben. „Dann muss es sehr wichtig sein, dass Ihr den weiten Weg von Greifenhorst bis hierher auf euch nehmt.“

„So ist es.“ Der Pulethaner zog die silberne Brosche aus seiner Tasche und reichte sie der Tochter des Barons. „Erkennt Ihr dieses Stück zufällig wieder? Ich habe erfahren, dass ein Goldschmied aus einem Ort hier in der Nähe den Schmuck gefertigt hat.“

Alena war nun deutlich überrascht.

„Ich kenne das Stück in der Tat, aber wie kommt Ihr nun in den Besitz der Brosche?“

Der Junker verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Nun, immer eins nach dem anderen. Der Schmied erzählte mir, dass er es für einen jungen Edelmann fertigte, der hier durch kam. Stimmt das?“

Alenas Miene verfinsterte sich, denn sie mochte es nicht besonders, wenn man sie aushorchen wollte. „Ja, da habt Ihr Recht. Vor fast einem Götterlauf kam ein Knappe hier durch, der seinen Herrn begleitete. Ich begegnete den beiden auf einem Ausritt und der Junge war ganz angetan von mir. Als er einen Mond später erneut durch unser Land kam, hatte er den Ritterschlag bereits erhalten. Er suchte mich auf und machte mir ein Geschenk. Er hatte für mich diese Brosche fertigen lassen, die ich gerne annahm. Er verweilte einige Zeit in unseren Landen, doch er glaubte scheinbar in meiner wohlgemeinten Höflichkeit Zuneigung zu erkennen. Er bedrängte mich und schließlich traf ich mich mit ihm in einem Hain in der Nähe der Stadt. Er ängstigte mich mit seinen Avancen, so dass ich unseren Vogt, Claudio di Conserrano bat mich zu begleiten. Ich wusste, dass er dem Schwerenöter zur Not eine Lektion erteilen würde. Ich machte dem Rittersmann klar, dass er mich in Ruhe lassen sollte und warf ihm die Brosche vor die Füße. Soweit ich weiß, zog er beleidigt ab. Bis eben glaubte ich das Stück würde dort immer noch liegen.“

Rondrigo lauschte aufmerksam. „Nun, wie Ihr seht, hat es jemand an sich genommen. Könnt Ihr mir den Namen des Mannes sagen, der um Eure Gunst warb?“

Alena überlegte kurz. „Wisst Ihr, es gibt viele Männer, denen ich gefalle, da kann ich mir nicht den Namen jedes einfältigen Narren merken.“

„Vicarius von Firunshöh,“ erklang eine Stimme vom Eingang des Saals. Claudio di Conserrano hatte den Raum betreten. „Verzeiht, dass ich mich aufdränge, aber ich wollte gerade sehen, ob Seine Hochgeboren schon zurück ist. Und als ich die letzten Worte hörte, dachte ich, dass ich eine nützliche Ergänzung hinzufügen könnte.“

Rondrigo stockte. „Von Firunshöh?“ Er mustere den Liebfelder skeptisch, denn er traute ihm nicht über den Weg.

Alena zuckte mit den Achseln, ihr schien dieser Name nicht das Geringste zu bedeuten.

Der Junker fuhr fort. „Das ist doch der kleine Bruder von Junker Radulf von Firunshöh und der wiederum ist der persönliche Ratgeber des Pfalzgrafen Bernhelm von Wetterfels!“

„Wenn Ihr es sagt.“ Nun klang die Tochter des Herrn von Gallstein gelangweilt.

Nun hatte Rondrigo Blut geleckt, er drehte sich dem in dunkelgrünen, mit goldenen Borten abgesetzten Frack gewandeten Horasier zu. „Wenn er so versessen war, der Dame Alena den Hof zu machen, dann wäre es doch denkbar, dass er später zurück kehrte und die Brosche als Andenken mit sich nahm.“

Claudio setzte ein aalglattes Lächeln auf. „Ich weiß es nicht, aber denkbar wäre es schon. Warum fragt Ihr, Herr von Ahrenstedt?“

Rondrigo stemmte die Hände in die Hüften. „Weil ich bei meinen Nachforschungen heraus fand, dass der Anführer der Räuberbande, die das Attentat von Breitenhof verübte, dem Auftraggeber etwas aus dessen Taschen entwendete. Eben jene Brosche.“

Rondrigo dachte nach. Wer sonst könnte es gewesen sein? Niemand sonst wusste davon?

„Das passt zu dem, was wir bereits wissen. Es könnte also Vicarius gewesen sein.“

Der Liebfelder spielte gedankenverloren mit seinem Bart. „Wenn Vicarius von Firunshöh der Auftraggeber des Attentats war, dann hat er das sicher nicht auf eigene Faust in die Wege geleitet. Sein älterer Bruder und der Pfalzgraf müssen davon gewusst haben.“ gab er zu bedenken. „Dieser dumme Junge machte auf mich den Eindruck, als könne er nicht einmal allein sein Pferd satteln, geschweige denn einen Mord planen.“

Diese Antwort stellte Rondrigo noch nicht zufrieden, aber die Beweise schienen sich zu verdichten.

„Ich danke Euch für Eure Zeit, Alena und auch euch Vogt für Eure Unterstützung. Ich werde mit Herrn Yendor nachher noch darüber sprechen. Die anderen Pulethaner sollen es auch erfahren.“

Mit diesen Worten verließ der Junker von Breitenhof das Kaminzimmer.

Claudio verneigte sich vollendend vor Alena, die den Blick längst von ihm abgewendet hatte. Er spürte einen Stich, denn es gab Dinge, die er ihr noch nicht verziehen hatte. Erleichtert aufatmend verließ auch den Raum...

ENDE


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
14. Bor 1026 BF
Teil 6
Teil 5


Kapitel 6

Autor: T. Baroli