Geschichten:Umwege - Es liegt im Weine

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Burg Aubinge, im Thronsaal, Anfang Rondra 1037 BF

„Verstehe!“ Kam dann sogleich, und er fühlte diesen Blick erneut auf sich ruhen. Die junge Frau hatte den Pokal ergriffen und nippte erst daran, besann sich dann scheinbar etwas, und nahm erneut zwei tiefe Schlucke.

„Das heißt, dass Eure Familie Hochgeboren Geshla von Gnitzenkuhl wohl schon länger kennt? Sie hätte Euch sonst kaum diesen Posten gegeben, der zuvor ihre Milchschwester inne hatte. Schön, dass bisweilen alte Bande solche Anstellungen ermöglichen, nicht wahr? Sagt in welchem Jahr seid ihr noch gleich geboren?“ Sie lächelte ihn an, und in dem Moment wußte er, dass sie unmöglich eine Ahnung davon hatte, was hier unten am Darpat die Vögel für Wahrheiten von den Dächern pfiffen.

"Als Nachbarn...kennt man sich.", antwortete Hlutharion kurz, knapp und ausweichend, nahm verstohlen selbst auch noch einen großen Schluck und merkte Hitze in sich aufsteigen. "Desweiteren...das Jahr meiner Geburt...ist nun 22 Götterläufe her. Und Eures?" Er betrachtete sie, er wusste dass sie älter war als er und bereits ein Kind zur Welt und einen Mann zu Grabe getragen hatte und so musste sie schon etwas älter sein als er. Doch wurde er das Gefühl nicht los, dass er neben ihr deutlich älter wirken musste.

Versonnen schaute sie ihn noch an, als ihr auffiel, dass er eine Frage an sie gestellt hatte. „Ich? Mir ist es vergönnt den 30. Sommer zu genießen.“ Inzwischen waren ihre Wangen deutlich gerötet, und sie griff nun auch beherzt zu den noch immer auf dem Tisch drapierten Köstlichkeiten.

„..ihr müßt Euch aber versprochen haben werter Hlutharion…“ ihr bröselten einpaar vereinzelte Krumen der Kekse aus dem Mund, die sie verschämt weg wischte und erst nach Beendigung des Kauens weiter redete.

„Verzeiht, wo bleibt nur mein Benimm! Ich meine, ihr könnt unmöglich erst 22 Götterläufe zählen.“ Jetzt lächelte sie wahrhaft, und er sah nun das erste mal kleine Grübchen gleich neben den Mundwinkeln aufblitzen als sie das tat.

Hlutharion runzelte erst fragend die Stirn, dann zuckte in seinen Augen tatsächlich ein Lächeln ob der naivschönen und angetrunkenen Mädchenhaftigkeit Selissas. Und just in diesem Moment konnte man ihm sein junges Alter tatsächlich hinter der Fassade erahnen. Umständlich das Bein schleifend befüllte er erst noch einmal die Pokale um dann etwas näher zu treten. "Nein...versprochen habe ich...mich nicht...?!"

Ungläubig sah sie in das mit einem male wesentlich sorglosere Antlitz und erkannte die Jugend und Unbeschwertheit längst vergangener Tage. Selissa räusperte sich vernehmlich. „…nicht versprochen…ich verstehe!“

Peinlich berührt schaute sie auf den Boden. ‚Er ist so jung? Warum in Praios‘ Namen will er dann eine Witwe ehelichen? Warum mich?‘ fragte sich die Mistelsteinerin verwundert. Ob man ihn hinters Licht geführt hat, eine Lüge gar?“

„Es ist vielleicht sinnvoll“ setzte sie dann wieder mit Bedacht an „wenn wir einige Dinge ansprechen bevor mein Herr Vater und die Baronin von der Inspektion der Schmiede wieder hier sind. Hoher Herr ihr habt Euch durch die Fürsprache der Baronin mit Oblodor von Mistelstein, dem Familienoberhaupt der hiesigen Mistelsteiner, darüber geeinigt, dass eine Verbindung in Traviens Namen euer Ziel und rechtens ist.“ Diese Feststellung hatte die junge Frau einiges an Kraft gekostet, denn es war offensichtlich, dass sie diese in ihren Augen überhastete Vorgehensweise keineswegs billigte.

„Diese Entscheidung werde ich natürlich nicht anzweifeln, doch solltet ihr wissen, wer ich bin, und im Umkehrschluss ebenso.“ Um die etwas kratzige Kehle zu schmieren, trank sie erneut einen beherzten Schluck, und sprach weiter.

„An sich waren wir 4 Geschwister, doch 2 kamen bei einem Überfall der Ferkinas zu Tode. Anshelm wird einmal das Gut übernehmen, ich hingegen heiratete in die Ferne, einen Soldaten des Reiches aus Garetien, er starb bei der Schlacht in den Wolken. Unser gemeinsamer Sohn lernte ihn nichteinmal mehr kennen, so rasch geschah es. Hochschwanger kehrte ich wieder heim. Inzwischen ist Falkwin als Page bei Lomena von Sturmfels-Feuerfang, die Schwester meines verstorbenen Gatten. Ich bin mir nicht sicher ob Ihr Euch kennt. Stammbäume und große Familien…das ist leider nicht mein Steckenpferd!“ gab sie errötend preis.