Geschichten:Tsas Tränen - Die Schlacht von Appelhof: Der Nachmittag

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Die Wucht des Aufpralles warf die Kämpferin in der schwarzen Rüstung und dem violetten Schild mehrere Schritte nach hinten. Leichtfüßig sprang sie auf und pfiff. Der schwarze Schatten löste sich von den Dächern und stieg auf über die Stadt. Der Karakil wand sich in der Luft. Zu seiner Herrin.

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Rondradan von Pfortenstein, ihr feiger Hund! Hiermit fordere ich Euch zum Duell, bei Rondra!“

Die beiden Ritter standen sich gegenüber. Auge in Auge. Felan kochte vor Wut. Noch in dieser entscheidenden Stunde hatte der Reichsforster die Frechheit besessen, ihn zu verspotten. Das alte Spottwort. Nun war es genug.

Vor den Soldaten gab es kein zurück. Die Überraschung ließ sie inne halten. Sie bildeten einen Kreis um die Duellanten. Hier wurde über ihren neuen Anführer entschieden. Durch den Kampf der beiden Ritter kehrte die Kraft in die Kämpfer zurück.

Wild aber dennoch mit der Fertigkeit eines geübten Schwertkämpfers hieb der Schallenberger auf seinen Gegner ein. Dieser wehrte sich mehr mit Verzweiflung als echtem Kampfesmut, denn er musste wissen, dass Felan kaum bereit wäre in diesem Kampf Gnade walten zu lassen. Doch war er durch den vorangegangenen Kampf geschwächt und der Schallenberger bisher nicht vom Kampf beansprucht.

Felan drängte seinen Gegner zurück und dieser wehrte mehrere Schläge nur mit Glück ab, ohne auch nur einen eigenen Angriffsstreich anbringen zu können. Felans Gesicht war zu einer grimmigen Grimasse verzerrt, in der egoistische Wut mit gerechtem Zorn stritten. Er traf seinen Gegner mehrmals, so dass dieser aus einer kleinen Wund über dem Auge leicht blutete.

Das Blut lief dem Pfortensteiner ins Auge und behinderte seine Sicht und er versucht es wegzublinzeln. Den nächsten Angriff Felans sah er daraufhin zu spät kommen und konnte sein Schild nicht rechtzeitig zwischen sich und das Schwert Felans bringen. Das Schwert durchschlug seine Rüstung und versank tief im Leib Rondradans. Rondradan von Pfortenstein keuchte, ging in die Knie und kippte seine Innereien auf dem Schlachtboden verteilend zur Seite. Die Augen Rondradans brachen und sein Leib zuckte. Er hauchte seinen letzten Atem aus. Es war ein schwarzer Atem.

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Im selben Moment wie der Pfortensteiner starb auch nördlich von Appelhof ein Mann.

Seine bitteren Gedanken, während er immer wieder panisch versuchte, nach Luft zu schnappen und die Atemnot zu beenden, kreisten darum, dass er es nicht einmal ins Gefecht geschafft hatte. Ein feindlicher Pfeil hatte ihm den Brustkorb durchbohrt und ihn vom Pferd gerissen. Nach dem harten Aufprall, dem einige Knochen des Ritters nachgegeben hatten, kollabierte seine Atmung.

Ansgold von Wetterwends zerbrochener Körper gab schließlich die in ihm wohnende Seele mit einem letzten verzweifelten Röcheln frei.

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In Tsaianas schlanken Armen brannten ungeahnte Feuer. Wieder und wieder waren die stürmenden Reiter unter grausigem Johlen ihre Angriffe auf die Geweihten geritten. Die Gegner hatten nun ihre Taktik geändert. Sie suchten den Zweikampf zu Pferd. Fünf der wie wahnwitzig kreischenden Gestalten hatten bereits ihr Ende gefunden. Doch sie hörten nicht auf sondern drangen weiter auf sie ein.

Neben ihr war Rittfrau Ludilla von Kesselstein aus dem Sattel gerutscht und grausam von den Hufen der Pferde getötet worden. Auch die anderen neben ihr wirkten erschöpft unter den unermüdlichen Angriffen.

Der Riese auf seinem gewaltigen Pferd schien keine Müdigkeit zu kennen. Nachdem er dem schweigsamen Kvalor von Hornbach mit einem wuchtigen Hieb den Schädel gespalten hatte, wandte dieses Monstrum sich Rahjane zu, welche selber Mühe hatte, sich gegen drei Angreifer zur Wehr zu setzen. Sie schien ihr drohendes Unheil nicht zu bemerken.

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Die Gasse war bedeckt mit den Leichen von Freund und Feind, deren Blut den Boden in Schlamm verwandelte. Brinian von Allingen legte den Fuchsbacher vorsichtig in der Nische ab. Wahrlich ein Wunder, dass der Traviamärker noch lebte. Er sah sich um. Orestes bezog vorn an der Biegung Wache, während die beiden Steinfeldes sehr mit sich beschäftigt schienen. Praioswald lag am Boden. Der Bruder hatte sich über ihn gebeugt.

„Orkscheiße, Praioswald. Das hört einfach nicht auf zu bluten!“

Stoßweise lief Sumus Kraft aus der klaffenden Wunde.

„Dann zieh den Gürtel fester!“

„Narr, willst du etwa dein Bein verlieren?“

„Nein, natürlich nicht! Aber wenn das so weiter geht, dann bin ich nicht nur das Bein los, sondern auch mein Leben. Also mach schon, Praioswin!“

Der Lärm der Schlacht war nahe. Pferdestampfen, Waffenklirren und Geschrei von jenseits der Mauer vermengten sich zur Kakophonie des Krieges. Dann ein alles übertönender Ruf aus vielen Kehlen. Eine Entscheidung war gefallen. Brinians Blick streifte den Fuchsbacher. Nicht durch ihn. Nicht durch sie. Hastige Schritte näherten sich auf der Mauer über ihnen. Der Ritter sah den Hartsteener und den einen Steinfelder in Deckung gehen, während der andere wie tot verharrte. Doch die Schritte verklangen ohne anzuhalten. Jemand setzte sich offenbar in Richtung Südtor ab.

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Feuer stieg empor. In Flammen die Wand. In Flammen die Dokumente im Regal. In Flammen die hölzerne Decke. Asche. Nur Asche sollen sie behalten. Die berobte Hand griff nach dem ledernen Rucksack, aus welchem ein leises Scheppern erklang. Seelenruhig schaute er den unermüdlichen Flammenzungen zu. Dann öffnete er abermals seine Kraftwege und das Bild eines kleinen Stollens tauchte vor seinem inneren Auge auf. Seine Hand erinnerte sich an die Kälte des Fels. Dorthin sollte die Kraft ihn tragen. Transversalis!

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Mit dem Mut der Verzweiflung gab Tsaiana ihrem Hengst die Sporen. Der Schwerthieb in ihre Seite trieb ihr den Atem aus der Lunge. Schneller! Ihre schmerzenden Arme hoben ihr zierliches Schwert. „Nein! Bei Tsa!“

Und der Koloss hielt inne. Er wendete sich ihr wie in Zeitlupe zu. Beide Zahnreihen waren aufgerissen. Ein donnerndes Lachen verließ seine Kehle, das Tsaiana Schaudern machte.

Der dunkle Schatten huschte über sie hinweg. Nordwärts. Der Koloss brüllte ihm hinterher. Dann gab er unversehens seinem Pferd die Sporen und die verbliebenen wirren Reiter folgten ihrem Anführer. Sie zogen sich zurück!

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Inzwischen mit Blut von oben bis unten besudelt kämpfte sich Felan voran. Hinter ihm waren die Truppen wieder vereint. Es war seine Kraft, seine laute Stimme und sein Vorbild im Gefecht gewesen, die sie wieder zu einer Einheit geformt hatte. Selbst die bereits Geflüchteten waren zurückgekehrt, um im Kampf ihre Schande abzugelten. Schlag um Schlag wichen die Söldlinge zurück zur Mauer. Niemand konnte entkommen, Felan trieb sie an der Spitze kämpfend zurück in die Stadt.



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10. Per 1030 BF zur mittäglichen Traviastunde
Die Schlacht von Appelhof: Der Nachmittag
Die Schlacht von Appelhof: Der Mittag


Kapitel 39

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