Geschichten:Tsapfauenauge - Von Rätseln und Schmetterlingen

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Der Anblick, der sich der Baronin von Waldfang bot, war atemberaubend. Erst geblendet, erfasste sie nach und nach was sie sah. Vor ihr ersteckte sich eine riesige Waldlichtung, sonnendurchflutet und über und über mit den schönsten Wildblumen und Kräutern bewachsen, die man sich vorstellen konnte. In einem güldenen Glanz getaucht strich ein sanfter Wind darüber hinweg und wiegte Gras und Blumen in leichten Wellen. Vereinzelt standen einige kleine Birken und neigten ihre Zweige über die Wiese.

Dieser Ort strahlte Frieden und Harmonie aus. Aber was auf dieser Wiese noch auffälliger war, waren die unzähligen Schmetterlinge. Es waren so viel Arten, dass Tsaiana nur die wenigsten kannte, wie den kleinen Phex, die eleganten Schwalbenschwänze oder die hübschen Tsapfauenaugen. Gerade als Sie dies dachte, flog ein wirklich großer Schmetterling auf sie zu. Es war ein Tsapfauenauge. Die feinen Schuppen auf dessen Flügen schimmerten in den Farben des Regenbogens. Ohne zu wissen warum sie es tat, streckte sie ihre Hand aus und das wunderschöne Tier landete auf ihrer Handfläche.

Altes Blut ertönte eine Stimme in ihrem Kopf, zart wie eine Schneeflocke, die zu Dere fällt und so sanft wie ein Windhauch im Sommer der einem durch das Gesicht weht. Der Wald hat dein Blut genommen. Das Land dich akzeptiert. Es dauerte einige Augenblicke, bis Tsaiana ihre Sprache wiederfand. „Du… ich… also…“ Vielleicht hatte sie sie doch noch nicht wiedergefunden. Ich bin Sharsiámaa, der älteste der Tsapfauenaugen und Wächter des Waldes. „Du bist ein Tierkönig?!“ entfuhr es der jungen Frau. „Ich… kann es kaum fassen. Warum… hast Du den Traum geschickt?“ kam ihr plötzlich eine Eingebung. Ich rief nach dir. Es war Zeit. Die Welt ändert sich. Du musst sie ändern. Du musst das Band knüpfen. „Was für ein Band? Ändern? Was soll ich ändern?“ Sie setzte sich auf den weichen Waldboden und schaute immer noch gebannt zum Schmetterling. Dein Blut und Versprechen geben. Blut? Versprechen? „Wie?“ war aber das einzige, was sie herausbekam. Heute Nacht. Dort auf dem Hügel wird das volle Madamal auf dich scheinen. Wenn der Frieden erblüht, wird dir gewahr was sein wird. Und wie du die Herrschaft über dein Land sichern wirst. Das Land, der Wald und wir werden hinter dir stehen.

Tsaiana verstand nicht, was die Worte bedeuten sollten, doch sie fühlte, was der Tierkönig von ihr verlangte. Sie erhob sich vorsichtig und begab sich zu dem Hügel. Von dort sah sie auch, wie etwas weiter rechts von ihr der Tsadel aus einem Findling zu fließen begann. Ein kleiner Teich hatte sich darum gebildet und Libellen sirrten umher. Die junge Frau genoss die Ruhe. Sie lauschte einem Lied, das in ihrem Geist erklang. Ob es der Tierkönig war, wagte sie nicht zu fragen und den Klängen lauschen zu können. Sie hatte weder Furcht, noch Hunger oder Durst. Sie sah, wie die Schmetterlinge im Klang der seltsamen Melodie tanzten und die Gräser sich im Takt wiegten. Ohne es zu merken, schlief sie irgendwann ein.


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Kapitel 3

Erkenntnis
Autor: Melli