Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 89: Reshminianer III

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Baronie Wasserburg, am Ufer des Darpat, später Praios 1034 BF



Als Al‘Arik wieder richtig zu sich kam, konnte er nur mit dem linken Auge etwas sehen, über dem anderen prangte ein dicker Verband, das konnte er spüren. Als er diesen berührte, durchschoss ihn ein niederhöllischer Schmerz und ließ es dabei und richtete sich nur auf, ebenfalls unter großen Schmerzen. Er lag unter einem behelfsmässigen Dach mit einigen anderen Verletzten, direkt neben ihm Gerion (der unruhig zu schlafen schien und Al’Arik konnte Schweiß auf seiner Stirn sehen) und Rash’ijd, der offenbar noch lebte aber Boron nur knapp von der Schippe gesprungen schien, er war bewusstlos aber atmete flach. Sonst war um ihn herum immer noch ordentliche Betriebsamkeit, aber er begnügte sich vorerst damit sich aufzurichten und gegen einen Baum zu lehnen und die Lage zu beobachten.

Lyn lag nicht weit entfernt von Al’Arik, ihren linken Arm schützend über ihren Leib gelegt. Der rechte Arm war mit einer Schlinge fixiert und um ihr linkes Beim konnte er einen Verband sehen. Ihr Gesicht war immer noch blutverschmiert doch lag ein zufriedener Ausdruck auf ihrem Gesicht.

***

Nach einiger Zeit näherte sich die Dozman mit der Selene im Schlepptau der Stelle des Ufers, an der der Kampf stattgefunden hatte. Der Regen hatte zum Glück nachgelassen und die Dunkelheit schien ganz langsam dem nächsten Morgen zu weichen.
 Hakon von Sturmfels setzte mit einigen Besatzungsmitgliedern zum Ufer über, um zu erfahren, was dort geschehen war. Unter den Männer und Frauen war auch ein Maat, der sich neben der Zimmermannskunst auch auf die Heilkunst verstand. Kaum an Land begann er auch schon sich an die Arbeit zu machen.

Die ersten notdürftigen Überdachungen waren aufgebaut worden und unter diesen lagen eigentlich die meisten der Adligen, die den ersten Angriff geführt hatten. Die Baroness von Brendiltal schien es recht schlimm getroffen zu haben. Immer wieder hielt sie sich auch den Bauch.

Leomara von Keilholz war ebenfalls unter den Verwundeten zu sehen. Der Ritterin aus Gnitzenkuhl schien es nur unwesentlich besser, als der Baroness zu gehen. Ihr Knappe war zumindest bei ihr und reichte ihr gerade eine Schale mit einer Flüssigkeit. Doch sie wimmelte ihn ab, nutzte ihn dafür aber um ihr zu helfen zu ihrem Gemahl zu gelangen.
 Der Ordensritter war entweder tot, oder bewusstlos und sah übel zugerichtet aus. Bei näherem Hinsehen konnte Hakon aber feststellen, dass der Zornesritter noch atmete. Auch die Gnitzenkuhlerin schien diese Erkenntnis zu haben, schickte sie doch ein paar Worte gen Alveran. Ihr Knappe schickte sich an ihre an ihn gerichteten Worte sogleich umzusetzen, und machte sich auf zur Dozman. 
Die Novizin des Ritters hatte anscheinend auch etwas abbekommen, war aber zumindest schon wieder bei Bewusstsein, während der Sturmfelser sich beim Golgariten nicht sicher war. War diese wach? Schlief er oder befand er sich in einer Art Meditation? Deutlich waren die Verbände bei ihm zu sehen. Die Bolzen hatte Alfred schließlich mit Hilfe eines der Streiter des Entsatzes entfernt und Thurbold alles an Heilkunst gegeben, was er aufbieten konnte. Von den Nebachoten sah er nur wenige unter den Verwundeten. Entweder sie waren tot oder kaum verletzt worden. Es interessierte ihn letztlich aber auch nicht sonderlich, konnte er ihre Krieger doch ohnehin kaum auseinander halten. Neben diesem nebachotischen Kämpfer, der auf den Namen Al’Arik hörte, lag auch der Magus Gerion von Keres. Alleine, dass sich noch jemand um jenen kümmerte, zeigte, dass dieser noch am Leben war.

Um die Verwundeten herum und auch am Rande der Lichtung hatten die Reshminianer einiger Feuer errichtet oder ihre Sturmlaternen verteilt, so dass die Uferstelle halbwegs gut beleuchtet war.

Etwas abseits von den Verwundeten hatten die Reshminianer die gefangenen Schmuggler zusammengetrieben und auch dort deren Verwundeten gesammelt, während Bewaffnete sie mit entschlossenen Blicken bewachten. Malina von Niederriet-Brendiltal schien das Kommando übernommen zu haben. Sein erster Offizier hatte ihm von seinem Zusammentreffen mit ihr berichtet, was sein Bild von ihr nur bestätigt hatte. Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er sie auch schon einmal auf dem Arvepaß bei diesem Turnier gesehen. Es half nichts, trotz des Fehlens jeglicher Sympathie für die Offizierin würde er mit ihr klären müssen, was hier passiert war. Er nickte ihr kurz zu. „Was ist hier geschehen?“

„Wir kamen gerade noch zur rechten Zeit, ansonsten hätten wir hier wohl nur noch Tote vorgefunden.“ Erläuterte die Rittmeisterin halb grimmig, halb besorgt und auch erleichtert. Hamardans Mannen sind alle gefallen, außer er selbst, und bis auf den hohen Herrn Beradje haben nahezu alle anderen mindestens eine schwere Wunde davon getragen. Der Feshavener ist schlimm zugerichtet und ob sein Schwager die Nacht überlebt ist ebenso fraglich wie der Zustand des Magiers. Von den Reshminianern haben wir nur einen Verwundeten zu beklagen.“

„Wir werden später genug Zeit haben, um zu klären, wie es dazu kommen konnte.“ Hakon deutete auf die Gefangenen. „Wir sollten erst einmal klären, was mit den Verwundeten und dem Geschmeiß hier geschehen soll. Ich schlage vor, die Verwundeten mit der Dozman nach Wasserburg zu bringen. Gleiches gilt für die Gefangenen und ihr Schmugglergut. Von Wasserburg müssen sie schnellst möglich gen Perricum gebracht werden, wo sie verhört und allesamt gehängt werden sollten.“ Wobei es gut sein konnte, dass der Baron die an Land gefangenen Schmuggler und ihre Beute für sich beanspruchen würde. Das Recht dazu hätte er wohl. Er blickte die Kriegerin an und wartete auf ihre Antwort.

In diesem Moment, unter einem der provisorischen Unterstände, robbte sich die rothaarige Baroness Lyn umständlich zum schwerverwundeten Al'Arik. Dort angekommen nahm sie Blickkontakt mit Al’Arik auf, nickte ihm zu. „Bei Rondra, es war mir eine Ehre mit Euch Seite an Seite zu kämpfen.“ Dabei setzte sie halbwegs aufrecht, doch konnte sie nicht verhindern dass sich ihr Gesicht ob des Schmerzes in ihrem Bein kurz verzog.

Der angesprochene Nebachote gab, mit einem ebenfalls verzerrten Gesicht zur Antwort: „Mar’olum, ich musz szugäben, ich habä äuch untär’schätzt und fir ainän Momänt dachtä ich ich würdä für längäre Szait in äurer Schuldt stähen müssän, aber die Göttär gabän mir glicklichär Waise, ainä Gelegenheit mich szu rävanshieren. Szo musz ich äuch ainfach nur dankän. Abär laider war esz unsz baidän nicht värgönnt, das Biäst selbst szu tötän, abär trotzdäm wir man noch lange vom unsär Muth sprächen.“ Dann ruhte der Blick seines nicht verbundenen Auges auf der Albernierin.

Lyn wusste wie schwer Al’Arik die Worte fallen mussten und so ging sie nicht weiter darauf ein. „Das Wichtigste ist doch, dass es vorbei ist. Wir alle …“ sie deutete auf die Verletzten und die Remishianer “… haben unseren Teil dazu beigetragen und das wir gesiegt haben, dafür trägt ein jeder seinen Teil bei.“ Lyn schien noch weiter reden zu wollen, doch ein stechender Schmerz in ihrem Leib ließ sie zusammen zucken. Sie schloss mit schmerzverzerrtem Gesicht kurz die Augen und ihre unverletzte Hand wanderte unbewusst zu ihrem Bauch, ehe sie wieder die Augen öffnete.

Al’Arik nickte ihr nur kurz zu. Schwieg dann aber. Er hatte der Baroness nun wirklich schon genug Honig um den Mund geschmiert, das musste reichen. Dann sah er hinüber zu seinem Ammayin, der schwer atmend da lag und nicht gut aussah. „Är iszt ainär mainer bästen Kriegär, äs wäre Schade um ihn.“, brachte der Feshavener dann noch ziemlich nüchtern hervor.

Lyn atmete noch einmal schwer ein, versuchte sich aber keine Gedanken darüber zu machen, was die Schmerzen bedeuten könnten. „Ja, das wäre es …“ entgegnete Lyn Al’Arik. „Mögen die Götter ihm beistehen und befinden, dass er seine Aufgabe auf Dere noch nicht erfüllt hat. Er ist ein guter Krieger … Und auch Euer Verwandter, nicht wahr?“ Lyn blickte fragend zu dem Feshavener.

"Ja'a, dasz iszt är, är iszt der Bru'där mainer Gattin.", bei diesen Worten verzog Al'Arik unweigerlich das Gesicht, "Wänn diä Göttär diesz befindän solltän, wird är sicherlich noch stärkär szurück'kähren alsz er äs in diesäm Läben schon war."

Lyn wollte eben zu einer Antwort ansetzen als eine neue Welle des Schmerzes sie überrannte. Sie hielt kurz die Luft an, doch als der Schmerz abebbte blickte sie wieder zu Al’Arik und versuchte sich ihre Besorgnis nicht anmerken zu lassen. „Das wird er sicher.“

„Natirlich, är iszt ain Nebachosja und ain Ammayin.“, antwortete Al’Arik und erklärte mit einem bestimmten aber respektvollen (!!!) Nicken, das Gespräch für beendet, denn der Schmerz kehrte erneut in ihn ein und ihm war nicht nach viel mehr als einfach nur da zu liegen und einen inneren Kampf mit seinen Krämpfen zu schlagen.

Auch Lyn nickte Al’Arik respektvoll zu und war eigentlich ganz froh, dass das Gespräch damit beendet war. Sie schloss die Augen um ein wenig zur Ruhe zu kommen, als eine neue Welle des Schmerzes ihren Leib durchrollte. Eigentlich fühlte sie sich zu schwach dafür, doch konnte sie nicht verhindern, dass ihr Geist begann sich ernsthaft Sorgen um das ungeborene Leben in ihr zu machen.

Im Gespräch zwischen Hakon von Sturmfels und Malina von Niederiet-Brendiltal indessen nickte die erste Feldrittmeisterin zustimmend Hakon von Sturmfels zu. „Einverstanden! Hier könnt ihr am schnellsten agieren und Licht ins Dunkel bringen. Könntet Ihr mir bitte zukommen lassen, was bei der Befragung heraus kam. Immerhin haben wir uns auch schon eine Weile mit diesen Schmugglern beschäftigt, und sollten sich im Hinterland noch weitere Nester dieser Kerle befinden, sollten wir nochmals aktiv werden.“ Sie sprach dabei langsam und keineswegs fordernd, sondern eher erläuternd. „Die Angst unter der Bevölkerung war oder ist nach wie vor groß und unser erstes Ansinnen ist es die Ordnung wieder herzustellen.“ Ihr Blick wanderte allerdings wieder weg zu ihrer Schwägerin Lyn, die sich gerade mit dem schwer verletzten Al Arik unterhielt. Sie schien ihre Aufmerksamkeit im Besonderen zu fesseln, da Malina ein Stirnrunzeln aufsetzte und ehrlich besorgt schien.

„Wir sehen uns dann wohl noch einmal in Wasserburg, um zu hören, ob Hochgeboren Anspruch auf die Gefangenen erhebt, oder sie direkt nach Perricum verbracht werden können. Sollte die Einschätzung des Edlen von Kaltengrund zutreffen, wird man froh sein, sich der Leute nicht annehmen zu müssen.“

„Gut, so machen wir es.“ Der Sturmfelser nickte ihr noch einmal zu, ehe er sich zum Strand aufmachte. Schnell waren die nötigen Anweisungen gegeben. Da sie nicht nur das Boot der Dozman hatten, würde es auch schneller gehen. Schnell begannen die Ruderer damit die Verwundeten auf die Dozman und das Schmugglergut auf das Schiff der Schmuggler zu bringen, wo die Gardisten der Dozman und gute Ketten dafür sorgen würden, dass die Schmuggler gar nicht erst auf die Idee kommen würden sich zu befreien.

In diesem Moment kam einer der Reshminianer bei den beiden Offizieren an, nahm Haltung an und bat die Rittmeisterin, dass sie ihm folgen möge, da sie beim Schmuggelgut etwas gefunden hatten, dass sie sich anschauen müsste ...

Alfred hatte sich nach der Versorgung von Thurbold nach Unswin, Chaantrea und Leomara umgesehen. Insbesondere der Zustand letzterer bereitete dem Zornesleutnant sorgen. Nachdem er ein paar Worte mit diesen gewechselt hatte und sich vergewissert hatte, dass Chaantrea der Aufgabe gewachsen war, auf die schwerer verwundeten zu achten – „ruf’ nach mir, sollte es von Nöten sein“ – war der Leutnant aufgestanden, um sich nützlich zu machen.

In ein paar alte Decken gewickelt lehnte Thurbold stark fröstelnd an Bord des Schiffes an ein paar Säcken und versuchte so gut es ging bei Bewusstsein zu bleiben. Krampfartig hielten seine ausgezehrten Finger den Stoff und drückten diesen mit aller Kraft an den Körper um die wenige Wärme zu halten, was ihnen aber so gut wie nicht gelang. Ein beständiges Zittern durchlief die Gliedmaßen des Ordensritters und die beiden tiefen Wunden waren zwar feldscherartig versorgt worden, aber Heilen wollten sie wohl eher nicht. Immer wieder hörte er das Schlagen der Flügel – mal lauter, mal leiser – und seine Augen zu schließen traute er sich nicht. Auch wenn eine sanfte Stimme in seinem Kopf immer wieder zu ihm Sprach und ihm vom Schlafgemach seines Herrn erzählte ...






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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Reshminianer III
Politik


Kapitel 93