Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 81: Die Schlacht am Darpat V

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Baronie Wasserburg, am Ufer des Darpat, später Praios 1034 BF


Seltsam gedämpft schienen die Rufe und Schreie aus dem nur spärlich erleuchteten Dunkel zu Leomara zu dringen. Vor Schmerz aufgerissene Münder, geblähte Nüstern all das schien sich mehr in ihr Hirn zu brennen als die Geräusche. In ihrem Rücken stand Hamardan, und erwehrte sich mit zweien seiner Reiter weiter nachdrängenden Gegnern. Kaum war einer gefallen rückten drei nach, so schien es ihr. Sie waren dummerweise anders als Al‘ Arik mitten in ein Knäuel aus Leibern geritten, und recht schnell nicht mehr weiter gekommen, sondern in Nahkämpfe verwickelt worden. Der Nebachotenführer hatte beeindruckend bewiesen, dass er trotz seines vorgerückten Alters und seines recht deutlichen Bauches in der Lage zwar 3 Gegner zu binden ohne selbst allzu viele Treffer hinnehmen zu müssen. Er hatte dabei nicht defensiv gekämpft, sondern klug. Ihr Schwertarm spürte schon die Anstrengung und ihr Herz pochte wild. Mitleidig hatte er ihr zugenickt, als er sah, was sie sich anschickte zu tun.

Der Todesstoß, den sie soeben ihrer Stute beigebracht hatte, war es, der sie aus einer Art Bann riss. Ihr rechter Schenkel hatte nach der gelungenen feigen Attacke zwar geschmerzt, doch er war es nicht gewesen, der sie vom Pferd geholt hatte. Nur vorbeigetänzelt war ein weiterer dieser Bastarde und hatte im vorbeihuschen seine Klinge gegen ihre Stute zum Einsatz gebracht. Es hatte nur wenige Schläge der Keilholtzerin bedurft, bis das erfahrene Schlachtross begonnen hatte wild zu wiehern und zu zittern. Leomaras Abgang von ihrem Rücken war dann auch mehr ein Fallen denn ein Absteigen gewesen, zumal sie gerade mitten in ein Gefecht verstrickt gewesen war. Der Treffer an dem linken Unterarm rührte daher, und sie konnte froh sein, dass das Kettenhemd die Wucht der Streitaxt abgefangen hatte.

„Hinter dir…!“ hörte sie noch, als sie schon einen ekelhaften Schmerz in ihrer Schulter spürte. Instinktiv ließ sie sich in die Richtung fallen aus der die Klinge gekommen war in der Hoffnung, das von da nicht der nächste Schlag kam.

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Kraven von Lowangen horchte auf, als er seinen Namen rufen hörte. Ein Magier? Da war ein Magier dabei? Der Veteran wollte es kaum glauben und schoß mehr halbherzig auf die sich nähernden Ritter, bevor er seine Armbrust zur Seite warf und in die Richtung rannte, aus der der Ruf zu ihm drang. Irgendwo am Ufer mußte er sein…. Ob er schönes Haar hatte? Kraven hoffte es und zog voller Verzückung seine Streitaxt im Laufen.

Überrascht sah er, wie sich vor ihm eine dieser Ritterinnen scheinbar ihres Pferdes erbarmt hatte. Ja, das gute alte Gift, entfaltete rasch seine Wirkung, dachte er bei sich. Da sie sich ihm so nett präsentierte, konnte er nicht anders, und hieb ihr in den Rücken.

Dummerweise ließ sie sich geradewegs nach hinten fallen, so dass er ihr nicht sauber den Kopf abtrennen konnte. Kraven zögerte kurz. Sollte er hier bleiben und die Kleine noch fertig machen, oder gleich weiter? Nicht dass der Magier entkommen würde ... 
Leomara hatte den Augenblick von Kravens Zögern genutzt und sich aufgerappelt. Ihre Schulter schmerzte höllisch und als sie sah, welche Waffe ihr Gegner in den Händen hielt, wunderte sie dies nicht. 
Kraven schien sich derweilen entschieden zu haben und kam blitzschnell auf die Ritterin zu. Gekonnt und mit unglaublicher Präzision hieb er mit seiner Streitaxt zunächst nach ihrem Schwertarm und dann nach ihren Beinen. Es schien fast so, als wollte er ihren Kopf mit Absicht verschonen.
 Leomara konnte die Angriffe mehr schlecht als recht abwehren, hinderte sie doch ihre verwundete Schulter mehr als gedacht. Doch konnte sie Kraven solange beschäftigen, so dass dieser schließlich das Interesse an ihr verlor. 
Bei einem Angriff Leomaras trat er zur Seite, schlug von oben mit der Axt auf ihr Schwert und drückte dies so in den aufgeweichten, schlammigen Boden, flink ergriff er mit der anderen Hand ihren Nacken und zog ihren Kopf brutal nach unten. Für einen kurzen Augenblick konnte sie seinen übel riechenden Atem wahrnehmen, dann krachte ihr Kopf auch schon gegen sein hochgezogenes Knie, was sie taumelnd zusammensacken ließ. Der Söldner der annahm, dass die Ritterin am Ende war, ließ von ihr ab und deutete drei seinen herbeieilenden Männern an, ihr den Rest zu geben, während er selbst weiter in Richtung des Magiers eilte.

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Gerion blickte sich um, um sich zu orientieren. Er sah den Nebachoten, den er eben geholfen hatte, bereits wieder auf den Beinen stehen und sich gegen zwei Gegner erwehren. Doch diesmal schien er die Lage unter Kontrolle zu haben. Dann erkannte Gerion den roten Schopf Lyns, der vom brennenden Wagen angeleuchtet wurde. Sie erwehrte sich mehrerer Schmuggler und schien in Bedrängnis zu sein.

Gerion wollte eben loseilen um ihr zu helfen, als ihm eine seltsame Schwäche ergriff. Es fiel ihm schwerer sich zu bewegen.

Bei Praios! Gift!, dachte er und faßte nach den Kratzer, den ihm diese Frau zugefügt hatte, als ihn plötzlich abermals jemand angriff.

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„Komm nur her meine Kleine!“, hörte Leomara in ihrem Dämmerzustand eine rauhe Stimme ganz dicht an ihrem Ohr. Dann spürte sie , wie sie irgendjemand grob anhob und über den Boden schliff, bevor sie wieder zu Boden krachte. Kaltes Wasser umgab sie und schüttelte langsam ihre Benommenheit ab. Doch atmen konnte sie nicht, zappelnd schlug sie um sich, als sie bemerkte wie der Kerl sie brutal weiter unter Wasser drückte. Er wollte sie ersäufen… Schon spürte sie wie weitere Hände versuchten ihre zappelnden Beine einzufangen…

Mit der Kraft, die man nur in sich hat, wenn es um Tod oder Leben geht, schaffte es die Gnitzenkuhler Ritterin ihren Stiefel mit den Sporen so fest in die Wade ihres Peinigers zu treiben, dass der schmerzerfüllt schreiend seine Beute fahren ließ und versuchte das Übel aufgeschnittene Bein zu entlasten. Sofort ergriff sie die Gelegenheit und holte tief Luft, während sie Halt mit den Füßen im schlickigen Ufer suchte. Fast schmerzhaft bahnten sich die ersten Luftströme ihren Weg in ihren Körper und füllten die Räume. Gleichzeitig begann sie zu husten, da Wasser umgekehrt heraus drängte. Eine Hand hatte sie während sie sich im Wasser hochstemmte, fest um einen Stein gelegt, den sie instiktiv umschloss und in ihrer Hand verbarg. Wegschwimmen mit Kettenhemd war undenkbar bei ihrer derzeitigen Verfassung, musste sie eingestehen. Kaum hatte sie tropfnass endlich Fuß gefasst, hörte sie auch schon wieder eine Stimme in ihrem Rücken. „He, entweder kommste her, oder du versäufst gleich wie ne elendige Ratte!“ Im Umdrehen fiel ihr Blick auf eine Frau deren Gesicht blutverschmiert war, aber die sonst noch sehr unverletzt wirkte. Sie hielt locker ein Entermesser in der Rechten und sah nicht so aus, als ob sie zu Scherzen aufgelegt wäre. Schwer schnaufend machte sich Leomara scheinbar langsam daran ihrer Ansage Folge zu leisten. ‚Warum wollte sie, dass sie heraus kam?‘ fragte sich die Rittfrau fieberhaft, doch die Lage war so chaotisch, dass für langes Grübeln kein Platz war. Ein vorgetäuschter Schmerzenslaut und ein fassen an ihren Kopf, verschaffte Leomara die Gelegenheit der Frau den Stein ins Gesicht zu schleudern. Sie hatte getroffen, doch diese Ablenkung wollte sie nur nutzen, um den anderen Burschen direkt anzugreifen...

Nur mit viel, viel Mühe gelang es Leomara eine Waffe zu ziehen und sich ihren Angreifern zu erwehren. Irgendwie hatte sie das Gefühl als spielten ihre Gegenüber nur mit ihr und trieben sie vor sich her. Nur wohin? Leomara hatte keine Zeit sich umzublicken, wollte sie nicht doch noch zu Boron fahren. Zu allem Überfluß wurde es ihr gerade richtig übel.




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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Die Schlacht am Darpat V
Die Schlacht am Darpat IV


Kapitel 86

Die Schlacht am Darpat VI