Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 66: Abreise gen Wasserburg IV

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Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF


Hilberian von Sandfelden ging neben Maat Dergelstein. Gemeinsam hatten sie sich daran gemacht den Weg zur Burg zu erklimmen. Die Sturmlaterne in der linken des erfahrenen Seemanns erhellte dabei den Weg vor ihnen, zog aber auch so manche Mücke an. „Verdammtes Viehzeug. Da geht man in die Marine und schippert nur noch auf’m Fluss. So was hatten wir damals nicht.“

Dergelstein und der erste Offizier der Bireme segelten schon viele Jahre zusammen. Wie so oft in den letzten Monden ging es um die derzeitige Situation. Immerhin fuhren sie wieder, doch den meisten wäre Dienst auf der offenen See allemal lieber. Der Offizier hatte sich so eben seine Meerschaumpfeife angezündet und zog einige Mal daran, ehe er zu einer Antwort ansetzte.

„Ganz recht, Ehrhelm. Ganz recht. Du weißt doch, der Kapitän versucht derzeit für uns was Bessres zu finden. Nicht mehr lange und wir werden wieder das tun, was wir am besten können. Wir.“ Von der Burg war deutlich das Geklapper unzähliger Hufe zu hören. Offenbar machte sich ein größerer Trupp auf. „Umso besser. Was immer passiert ist, wir müssen nicht ganz rauf.“ Mit diesen Worten stellte sich Hilberian an den Rand des Weges und deutete Ehrhelm Dergelstein es ihm gleich zu tun.

Sie mussten nicht lange warten, bis den beiden Seeleute ein größerer Zug von Reitern entgegenkam. Beide konnten nicht viel erkennen. Nur soviel, dass sie es mit Raulschen und Nebachoten gleichermaßen zu tun hatten. Erst als sie nah genug heran waren, konnte der Sandfeldener das Wappen dieses seltsamen Bundes ausmachen. „Die Zwölfe, Efferd voran, zum Gruße! Hilberian von Sandfelden, Navigator der Admiral Dozman. Kapitän Sturmfels sendet mich, um zu erfahren was es neues gibt.“

„Die Götter zum Gruße hoher Herr.“ Malina sprang herab und kam auf die beiden Männer zu. Ohne große Vorrede begann sie leise mit dem Ranghöheren zu reden.

„Es gibt Erkenntnisse, die darauf hinweisen, dass in der Baronie Wasserburg in der morgigen Nacht ein Vorfall mit diesem Ungeheuer geplant ist. Wir reiten dorthin und werden uns tagsüber versteckt halten, beziehungsweise Späher entlang der Ufer des Flusses aufstellen um des nächtens schnell eingreifen zu können. Der Baron ist informiert, er dürfte uns freie Hand gewähren. Was euer Kapitän mit der Dozman angeht, wäre sein Auftauchen zur rechten Zeit sicher sehr zu begrüßen, speziell, da unsere Kenntnisse was die Gefahr aus dem Wasser angeht, nach wie vor sehr bescheiden sind.“

Hilberian war zwar ein Freund direkter Worte, doch zumindest hätte sein gegenüber die Ehre haben können, sich ihm vorzustellen. „Wenn ich diesen Aufmarsch sehe, dann scheinen die Erkenntnisse recht sicher.“ Dabei nickte der den übrigen Reitern kurz zu. „Ich weiß nur nicht wie Ihr Euch das vorstellt. Wenn, dann sollten wir koordiniert vorgehen. Dabei solltet Ihr bedenken, dass die Admiral Dozman auf dem Darpat immer auffallen wird. Eine Bireme wie sie kann kaum auf der Lauer liegen, ohne dass der Feind sie entdeckt. Sollte so etwas nicht mit dem Baron vor Ort geklärt werden? Er kennt das Land und er muss doch wohl auch zustimmen, wenn Ihr dort mit einer solch großen Schar agieren wollt.“

Die Ungeduld in Malinas Gebaren war offenkundig, jetzt schnaubte sie auch noch unwillig. Doch eine weitere Frau, man kannte sich bereits, es war Leomara von Keilholtz, vormals Isenbrunn, trat an ihre Seite und nickte der rechten Hand des Sturmfelser Kapitäns zu. „Efferd zum Gruße, schön euch zu sehen …!“ An die blonde hoch aufgeschossene Frau meinte sie:

„Ihr könnt ruhig schon weiter reiten, ich werde das hier erledigen!“ Dankbar nickte die Feldrittmeisterin und ging raschen Schrittes wieder zu ihren Leuten wo sie sich auch unverzüglich wieder mit ihnen in Bewegung setzte, derweil Leomara ihr Pferd am Zügel beiseite holte um nicht im Wege zu sein.

„Ihr habt natürlich Recht, wir sind keine kleine Truppe mehr, doch der Baron hat bereits vor einigen Monden erklärt, dass er nur dann tätig wird, wenn er dazu gezwungen wird. Da diese Sache hier aber nicht sein Problem ist, sondern eines, dass die ganze Region betrifft, können wir kaum zusehen, wie er die Herren Banditen agieren lässt, nur weil er zu dumm ist …!“ Sie winkte ab und schnaufte durch. „Das steht mir nicht an zu beurteilen, vergesst das bitte wieder! Ein Botenreiter ist zu ihm unterwegs mit einer vorerst kurzen Mitteilung und der Bitte frei agieren zu dürfen. Mein Herr Vater, der Vogt Roderick von Isenbrunn wird ein Schreiben verfassen, welches ihm genauere Auskünfte verschafft - ich bin sicher, es wird soeben von ihm geschrieben, ich habe nach ihn schicken lassen, als klar war, dass es so dringend ist. Kapitän Hakon kann sich also versichert sein, dass ihm kein Stein in den Weg gelegt wird, sollte er eingreifen müssen. Wir hoffen ja, dass wir den Kerlen zu Lande beikommen können, und von Wasserseite nur eine Flucht verhindert werden muss.“

Sie überlegte einen Moment, derweil der Zug sie passierte.

„Vielleicht ist es das sinnvollste, wenn ihr so lange hier im Hafen verbleibt, und erst dann los segelt, dass ihr erst in der Nacht die Wasserburger Gemarkung quert. Leider waren die Beschreibungen die die Ritterin von Trollsteige und der Magus erhalten haben sehr diffus. Man muss die örtlichen Gegebenheiten sehen um zu erkennen, wo der vereinbarte Treffpunkt sein wird. Ich kann einen zuverlässigen Mann als Posten aufstellen, der euch mit einem Bogen eine Nachricht an Deck schick, sobald klar ist, wo das Ziel sein wird.“

„Die Dozman kann zu See deutlich einfacher operieren, als Ihr zu Land. Wir haben hier kein Unbill zu erwarten. Meine Bedenken bezogen sich auf Eure bunt gemischte Schar. Aber wie sagtet Ihr doch, wir haben das nicht zu beurteilen.“

Hilberian nahm einen kräftigen Zug von seiner Pfeife, ehe er fort fuhr. „Ohne die genaue Stelle zu kennen, wird es aber schwierig auf dem Darpat zu agieren.“ Er drehte sich Richtung Darpat und deutete auf den stolzen Fluß. „Wie Ihr seht. Auch an einem Tag wie diesem ist es schwer, sich zu orientieren. Die Dozman kann in der Nacht nicht so viel Fahrt aufnehmen und braucht Signallichter. Zu nah am Ufer könnten wir auch auf Grund laufen. Wenn wir es so machen, wie Ihr vorschlagt, dann können wir zu spät kommen. Wenn Ihr losschlagt und die Verbrecher Bote haben, dann können sie den Fluß schon überquert haben, ehe wir da sind. Zumal wenn sie tatsächlich über irgendeine Art Monster gebieten. Wenn auf der anderen Seite keine Verbündete warten, dann sind sie auch schnell entkommen und alles war umsonst.“

Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Letztlich entscheidet ohnehin der Kapitän, was wir tun werden. Ich werde ihm berichten. So wie ich ihn kenne, wird er wohl hier ankern und dann morgen zeitig aufbrechen. Würde zu unserer Aufgabe passen, den Fluß zu kontrollieren. Wenn wir rechtzeitig den Anker lichten, können wir dann schon auf der vermeintlichen Rückfahrt sein und wieder gen Perricum fahren. Das Problem des rechtzeitigen Erscheinens bestünde jedoch noch immer. Allerdings würden wir das Gelände besser kennen.“ Hilberian nahm derweil seine Pfeife und klopfte die Reste ihres Inhalts aus. Für ihn war eigentlich alles wichtige besprochen worden.

„Ehe ich es vergesse, mit wem hatte ich zu beginn eigentlich die Ehre?“ Der Offizier nickte in Richtung der abziehenden Reiterschar. Er wollte doch zu gerne wissen, wer diese Ritterin gewesen war. „Soll sie zu Lande das Kommando führen?“

Leomara grinste breit. „Das war Malina von Niederriet-Brendiltal. Sie hat gerade eine üble Nachricht zu verdauen. Nehmt ihr die Kratz … äh die wortkarge Art nicht übel, an sich soll sie gegenüber uns Raulschen ganz umgänglich sein. Sie kommandiert als Erste Feldrittmeisterin über die Reshminianer. Da wir eben nicht wissen, wo genau unser Ziel sein wird, und wir auch nicht auffallen wollen, müssen auch wir getarnt agieren. Ein großes Kommando wird es erst im Endkampf geben, und ich vermute, dass ich dann diejenige sein werde, die den Ton angibt.“ Ein süffisantes Schmunzeln umspielte dabei ihre Lippen. Mit ernsterer Miene erklärte sie dann aber noch:

„Euer Kapitän wird schon wissen, wie er sich unauffällig nähern kann - erst einmal vorbei fahren, um dann bei einsetzender Dämmerung erneut rückwärtig zu passieren klingt gut. Hauptsache, dass gegenüber Dritten nie der Zweifel aufkommen kann, dass man hier zufällig ist, und kein Ziel verfolgt.“

Sie zwinkerte dem Mann noch einmal ungezwungen zu und schritt auf einen wartenden Reiter zu, den er als Unswin von Keilholtz, einen der Zornesritter, wieder erkannte.

Ächzend schwang sie sich in den Sattel, was der Ritter sofort mit einem besorgten Blick quittierte. Sie knurrte in seine Richtung etwas von: „… ich bin NICHT krank!“ bevor sie den beiden Seeleuten noch einen guten Tag und ein hoffentlich gutes Gefecht mit dem Segen der Zwölfen wünschte und los ritt.




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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Abreise gen Wasserburg IV
Politik


Kapitel 70