Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 65: Abreise gen Wasserburg III

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Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF


Kaum, hatte die kleine Rittfrau geendet, schob sich die Feldrittmeisterin des All Perricumer Waffenbundes nach vorne und fasste Al‘Arik ins Auge.

„Natürlich steht ihr nicht unter direktem Befehl meines Schwagers - Ra’oul von Brendiltales - in dieser Sache, seid Ihr doch aus eigenem Antrieb hierhergekommen … Ich kann mich Lyns Worten nur anschließen, frage ich mich doch, ob er es ernstlich gutheißen kann, dass sich ein Edler aus seiner Baronie dagegen verwehrt mit dem Waffenbund, den er und andere Schirmherren ins Leben gerufen haben, Seite an Seite zu streiten und so die Feinde Perricums geeint in den Boden zu stampfen? Ganz davon zu schweigen, wie Ihr die Meinung seiner Gemahlin missachtet!

Doch das soll nicht meine Sorge sein, das muss an anderer Stelle geklärt werden. Entscheidet Euch - reiten wir vereint, oder getrennt? Ich bin kein Freund von halben Sachen, wenn Ihr glaubt, dass eine einzige Frau, der Wachen zur Seite gestellt wurden, gestandene Männer davon abhalten kann in einen Kampf zu ziehen, in dem es gilt ein Untier zu erlegen, dessen Kraft noch unberechenbar ist, gegen Männer und Frauen zu streiten, die Rondras und der anderen Elfe Gesetze mit den Füßen treten, und am Ende gar unheilige Dinge zu befehligen vermögen … bitte, dann reitet hinfort. Gegebenenfalls werden Unschuldige darunter zu leiden haben - ich sehe nicht, dass die Entscheidung, diese Frau mitzuführen, Euch wirklich behindert.

Ich habe Nebachoten als willensstarke Männer kennen gelernt, die im rechten Moment wussten, was die Stunde gebietet, und was an anderer Stelle geklärt werden muss. Sie wird angeklagt werden, es ist hier eine Chance für sie sich zu rehabilitieren, jeder von uns, würde für sich dieselbe Gelegenheit wünschen, wäre er in diese Lage unschuldig geraten. Ist sie schuldig, wird das nicht unentdeckt bleiben, soviel steht fest.“

Ohne auf seine Antwort zu warten, drehte sie sich um, ging zurück zu ihren Leuten, die bereit standen um los zu reiten.

Lyn warf Malina einen finsteren Blick zu, war sie doch durchaus selbst in der Lage die Dinge zu klären. Sie hatte bewusst Al’Arik die Chance geben wollen sich um zu entscheiden ohne dabei sein Gesicht zu verlieren, doch war dies nun nach den Worten ihrer Schwägerin nur noch schwer möglich. Sie seufzte und ging näher an Al’Arik heran. Noch ehe er auf Malinas Worte reagieren konnte sagte sie leise zu ihm. „Ich werde Eure Entscheidung respektieren, egal wie sie ausfällt. Doch würde ich es sehr begrüßen, wenn ihr uns Euch anschließt.“

Zorn. Unbändiger Zorn breitete sich in Al’Arik aus. Seine Fäuste ballten sich um die Zügel seines Pferdes, sein Blut kochte und sein Körper spannte sich so stark, das die noch frischen Wunden an seinem Körper sich wieder öffneten und heißes Blut an seinem Armen hinunterlief. Zorn. Doch er blieb völlig ruhig, das rinnende Blut spürend, bewegte er seine Miene nicht, er wusste jedes Wort, alles was er jetzt tat konnte gegen ihn verwendet werden, dafür hatten die drei raulschen Frauen, allen voran Malina von Niederriet, gesorgt, es war ein schmaler grad zwischen dem Verlust seines Gesichtes und der richtigen Entscheidung. Und er hatte keine Zeit. Das wusste er und blieb deswegen äußerlich ruhig. Er wägte ab. Drehte und beugte sich dann zu Hamardan hinüber, der die brennende Wut in Al’Ariks bebenden Augen erkennen konnte.

Dieser legte Al’Arik im Flüsterton und urigstem (weil für andere am wenigsten verständlichen) Nebachotisch dar, dass er unentschlossen sei und er im Zwiespalt läge, da es sich bei Eslam wie auch Ra’oul von Brendiltal nicht um sein direktes Oberhaupt wohl aber um den derzeitigen bzw. nächsten Heerführer der Nebachoten handelte.

Desweiteren bezweifelte er tatsächlich den Erfolg der Aktion der Blutlosen mit dieser ehrlosen Schinderbande geschweige denn einem Ungeheuer fertig zu werden. Allerdings könne er auch nicht verstehen warum sie eher auf sieben nebachotische Krieger als auf diese eine Frau verzichten konnten. Aber letztendlich würde er sich Al’Arik, egal wie er sich entscheiden würde, anschließen, die Nebachosja müssten zusammen stehen und schließlich hatten sie ja noch einen Alternativplan.

Mit dieser Antwort nicht wirklich zufrieden tauchte Al’Arik wieder zurück in seinen Zorn ein, dieser umfing ihn warm und er drehte sein Gesicht wieder dem Hof zu, sein völlig erstarrtes, beinahe steinern wirkendes Gesicht mit den förmlich brennenden Augen darin ließ selbst die Mutigsten kurz gespannt inne halten.

Dann, begannen Al’Ariks Lippen seine Worte zu formen, sein Gesicht und Körper weiter völlig unbewegt. Und er gab sich allergrößte Mühe bei der Aussprache, was ihn noch künstlicher wirken ließ.

„Värsammelte Ad’lige, mir wird, wie Ihr äs soeben mit‘bekamt, vorgeworfän mir, uns, würde ain Shwur an der Mutter däs hochhailigen Kor nichts bädeutän und ich würdä mich gegän meinen Baron bzw. dessän Sohn und Familiä und gegen den Waffen’bund där Reshminianer stellen, wenn ich mich nicht an die Seite einer Frau stellen möchtä die immer noch unter dem Verdacht däs Mordäs an einem Stammesbruder steht. Das beleidigt mich, uns, zutiefst und aigentlich sehä ich mich nicht in der Position mich szu recht’fertigän, doch werde ich es trotszdäm tun.

Ihr saggt mir würdä ain Shwur an IHR vielleicht nichts bedeuten, aber dann kennt ihr Al’Arik han Kur’barun nicht. Ich, wir, sind treuä Diener der Göttär und der blutige Kor soll mich auf der Stellä richten wänn mir ain Shwur an seiner Mutter nichts bedeuten sollte, also ställt dies nicht in Frage. Ihr saggt ich würde mich gägän meinen geliebtän Marben richten, wenn ich mich sainer Schwiegertochter entgegenstellän würdä, aber ich würdä mich nie gegen mainen Marben stellen oder seine Familie, so missachte ich auch nicht die Meinung der Baroness Lyn ni Niamad von Brendiltal, wänn sie unbedingt mit der Ritterin von Trollsteigä raiten will soll sie das tun, ich werdä mich ihr nicht entgegen stellen, dies heißt abär nicht, dasz ich mich däm anschließen musz, dasz wird auch mein Marben verstähen.

Auch värwehrä ich mich niecht gegän den Waffenbund där Reshminianer, sondern nur gegän eine bestimmte Frau aus dässän Reihen, där es auch offen‘sichtlich in dieser Sache nicht gestattet iszt die Insignien ihre Bundes zu tragen“, dabei deutete er auf Nedarna, die nicht in der Kluft der Reshiminianer erschienen war und sprach dann weiter, „denn auch wänn sie in euren wiä auch in dän mainen Ougen noch nicht schuldig gesprochän ist, so ist sie aber auch noch niecht unschuldig. Und ain Schwur raicht MIR hier nicht aus. Szudem ist sie ein taktisches Wagnis führ unsz alle. Denn sollte sie doch eine Verräterin sain, wird sie sich direkt in unseren Reihen aufhalten uond iszt somit eine erhebliche Gefahr für dasz Gälingän des Unterfangens oder zumindest ein unbärechenbarer Fak’tor. Und auch wenn sie keine Vär’räterin iszt, wird sie langfristig zwäi bis dräi Wachen binden, die auf sie Acht gäben müssen, dasz sind im Noth’fall zwäi bis dräi zu viel.

Dieser Gefahr will ich meinen Männern, und dabei spräche ich auch für dän ährenwärten Hamardan han Rohd’far, nicht aussetzen, auch dasz wird mein Marben sehr wohl vär‘stähn. Und so müsst Ihr Euch wohl entschaiden ob Ihr lieber einen taktisch unberechenbaren Fak’tor in Person der mordverdächtigen Ritterin von Trollsteige oder einen Haufen ohne Zweifel loyaler und kampfstarker Ammayin der Nebachosja an eurer Seite wissen wollt. Ich werde eure Äntscheidung in jedäm Fall akzeptieren, auch als Zeichen meines Respekts und meiner Loyalität. Aber ich, wir, werdän NICHT an der Saite der vermaintlichen Mörderin von Kor’win han Beshir a Danal reiten, denn in där momäntanen Situation weisz ich eben nicht wasz ain Shwur eben dieser bedeutet, auch wenn unsz das schwächer machen wird, wir wärdän schon ain Mittel findän.

Und ja, gägebenänfalls werden Unschul‘dige darunter zu leiden haben, aber nicht unbedingt wail wir nicht mit Euch ritten, sondern wail Ihr auf den Shwur und diä Mitnahme einer unter Mordverdacht stähenden Frau bestanden habt. Aber vielleicht sollten wir sie selbst daszu befragen, ob sie beraith daszu iszt, dasz ihre Per’son das Unternehmän derart polar’isziert, dasz esz die gesamte Aktion gefährdät.

Also Nedarna von Trollsteige, Reshminianerin, die Ihr euch dem Zusammenhalt der Rägion värschrieben habt, wie ist Eure Antwort?“ Al’Arik kniff die Augen, nach diesem Monolog, bei dem er die Runde fixiert hatte, zusammen und drang mit seinem stechenden Blick förmlich auf die Ritter ein.

Leutnant von Schwertwachts Blick war ruhig, kühl und kontrolliert, lediglich an seinem ruhigen und sachten Tonfall konnte Unswin eine gewisse Zufriedenheit in der Stimmung seines Vorgesetzten erkennen als er zu Chaantrea und ihm leise sprach. „Sie haben – fast alle – klug gesprochen und ich kann nicht umhin Al’Arik aus taktischen Gesichtsgründen zuzustimmen. Wir können uns keine Wachen für eine in unseren Reihen erlauben. Darauf habe ich Leomara auch schon indirekt hingewiesen!“

Thurbold, der alte Golgarit, hatte dem Schauspiel wie schon die ganze Zeit still und in sich gekehrt verfolgt. Er hatte sich den Bericht des Magiers und den Mordfall Kor'win die Nacht über durch den Kopf gehen lassen und verfolgte die sich nun anbahnende Szene zwischen AL'Alrik und Lyn mit beflissener Neugier.

Ginge es nach ihm, so würde er die Niederadelige hier lassen. Die eine Klinge mehr würde wohl kaum den Unterschied bedeuten bei der Aufgabe die vor ihnen allen lag. Ganz besonders wenn man beachtet, das hier sieben Nebachoten gegen eine Ritterin standen, die in Thurbolds Augen nur deswegen mitgenommen werden würde, weil diese diesem Waffenbund angehörte. Er hatte außerdem noch nie vom Haus Trollsteige gehört und besonders unbedeutende Adelige neigten schon oft dazu, sich der falschen Seite anzuschließen. Aber es ging nicht nach ihm! Er war alleine als Beobachter vor Ort und würde im Fall der Fälle nicht zögern zur Waffe zu greifen, egal ob seine Waffen auf diese Nedarna, einen Schmuggler oder gegen gar Unheiliges selbst gerichtet wäre.

Lyn seufzte erneut. Sie war diese Diskussion so leid, widersprach sich der Edle von Feshaven doch soeben selbst. Denn wenn ihm ein Schwur auf die Sturmleuin so viel bedeuten würde wie ihr, dann könnte er ein Mitreiten Nedarnas akzeptieren. Aber sie konnte ihn ja verstehen. Doch lag es nun nicht mehr in ihrer Hand. Erwartungsvoll schaute sie zu Nedarna und erwartete deren Antwort. Wenn sie sich entschloss zurück zu bleiben, dann sollte es so sein. Wenn sie aber entschlossen war, mit zu reisen … Darüber würde sie dann nachdenken. Im Moment war sie des Kampfes gegen ihre Verbündete einfach nur müde und überdrüssig.

Nedarna ignorierte Al’Arik als wäre er nicht vorhanden. Sie musste ihr hitziges Temperament enorm zügeln. Aber diese Blöße würde sie sich nicht geben und so wendete sich direkt an Lyn und Malina, während sie ihre Worte für alle deutlich hörbar wählte:

„Wenn die Dinge so stehen, werde ich dem nicht länger im Wege stehen. Ich habe mich dem Bund verschworen und werde meinen Rachedurst zügeln – zum Wohle des Bundes!“ Sie nickte Malina und Lyn zu: „Habt vielen Dank!“

Mit diesen Worten drehte sie ihnen den Rücken zu und ging zügigen Schrittes vom Hof in Richtung der ihr zugewiesenen Kammer, so dass die Wachen ihr nur mit Mühe folgen konnten. Das Haupt stolz erhoben ... die Hände allerdings zu Fäusten geballt. Sie hatte ein gutes Gedächtnis und dass würde sie Al’Arik nie vergessen.

Ein kalter Blick Lyns traf Al’Arik. Diese Schlacht hatte er gewonnen, doch immerhin war sie nicht an den Feind von außen verloren gegangen. „Dann können wir ja jetzt aufbrechen.“ Ihre Stimme verriet keine Regung doch innerlich bebend schwang sie sich auf ihr Pferd.

Al’Arik indessen wunderte sich schon beinahe, Nedarna hatte ein Einsehen, obwohl er ihr ansehen konnte, dass er sich in ihr eine Gegnerin für die Zukunft geschaffen hatte, doch sah er sich immer noch im Recht und doch konnte er die Frau verstehen, wenn sie denn unschuldig war. Aber auch aus anderen Ecken im Hof hatte er nicht nur Widerwilliges nach seiner Ansprache gehört, das hatte er anders erwartet. Eine Last fiel von ihm ab, die Nebelschwaden der Wut verflüchtigten sich und ein seltenes Gefühl machte sich in ihm breit, diplomatisch gab er von sich:

„Jah, edlä Baroness des Schwarzross‘tals, jetszt laszt unsz gäeint und ohne Zwiet‘racht, bärächtigt oder gesät, gän Wassär’Burgh raitän und diesäs Un’tier bluten lassän, ich bietä äuch mein Gelaith an, bai Kor, IHREM Marschall.“

Erst als die Worte gesprochen waren, merkte Al’Arik wie diplomatisch diese eigentlich waren und hoffte dass die Baroness sie nicht als Spott ansehen mochte. Rash’ijd indessen schaute die Baroness über die Schulter seines Herren hinweg aus ruhigen und besonnenen Augen an, als wolle er allein mit seinem Blick, eine Brücke zwischen den Völkern bauen wollen und hoffte sie würde in das Angebot einwilligen, trotz des Vorpreschens seines Al’Ariks, denn im Grunde wusste der Krieger um die Ähnlichkeit der beiden.

Lyn nickte Al’Arik zu, konnte sie doch in seinen Worten nicht den sonst so häufigen spöttischen Unterton vernehmen. „Es wäre mir eine Ehre.“ Und so trieb sie ihr Pferd mit leichtem Schenkeldruck so, dass es neben dem von Al’Arik zu stehen kam. Vielleicht würde es ja auf der Reise eine Gelegenheit geben, mit ihm zu reden, da sie zumindest im Dunkeln ihre Pferde nicht sehr häufig schneller als im Schritt gehen lassen könnten. Hinter Al’Arik, Lyn und Hamardan, reihten sich deren Krieger ein und wendeten ihre Pferde dem Burgtor entgegen, nachdem sie die weiteren Rösser Hamardans auf einige der Adligen verteilt hatten. Der Rest fedelte sich ebenfalls vor oder hinter der Gruppe ein und gemeinsam verließ man die Friedburg.

***

Auf dem Weg zur Burg wurden Hilberian von Sandfelden und sein Maat von der Admiral Dozman schon von einem Teil der Reiter abgefangen …




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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Abreise gen Wasserburg III
Politik


Kapitel 69