Geschichten:Tag der Freude
Tagebucheintrag von Herdan von Ochs
Anfang 972 BF Kaiserstadt Gareth
Manchmal frage ich mich, ob das, was ich schreibe, die reine Wahrheit ist oder nur ein Produkt meiner blühenden Fantasie. Ich bin mir selbst nicht sicher, floss der Wein in vollen Krügen, das Aroma des südländischen Rauschkraut lag in Nebelschwaden in der Luft und der tulamidische Dattelschnaps erfreute zusätzlich meinen Gaumen. Doch egal wie es war und ob es wahr ist, dieser Tag in der prächtigen Kaiserstadt Gareth wird mir für immer im Gedächtnis bleiben. Ein Tag der Freude.
Meine Liebste Leonaria und ich begaben uns gemeinsam zum Kaiserlichen Hoftag. Zunächst schien es dröge zu werden, sehr unüblich für das kaiserliche Geschwisterpaar. Kaiserin Cella vermochte sogar auf dem Thron sitzend ein Nickerchen zu machen und das sogar während der Großen Audienz. Dabei rutschte ihr die Krone hinunter und kullerte durch das Auditorium.
Zur aller Überraschung erschien Kaiser Bardo, nackt und auf allen Vieren mit Honig und Federn beschmiert, geritten von einer Ministerin mit einer improvisierten Krone aus Blumen. Ein Anblick, den ich niemals vergessen werde! Die Adligen brachen in schallendes Gelächter aus, und der Thronsaal verwandelte sich in ein wahres Spektakel.
Leonaria und ich konnten es nicht lassen und schlossen uns dem Spaß an. Ich schnappte mir eine silberne Schale und begann, sie wie eine Trommel zu schlagen, während Leonaria eine Tanzvorführung darbot, die selbst die müdesten Adligen zum Mitmachen animierte. Doch das war nur der Anfang. Es dauerte nicht lange, da fielen die Hüllen nur so von uns ab.
Lechmunde, die Liebreizende, zückte ihre Kabasflöte sorgte mit einer spontanen Rauschkraut-Orgie für noch mehr Aufregung. Die getrockneten Zithabar Blätter hatte sie aus einer ihrer Reisen aus dem Süden mitgebracht.
Eboreus verteilte bunte Masken, und bald tanzten Dutzende von Adligen, oben herum verkleidet als fantastische Kreaturen unten herum, wie Tsa sie schuf, durch den Saal.
Dorfriede hatte die brillante Idee, dass wir alle das Gefühl des Fliegens erleben sollten. Sie sprang von der großen Marmortreppe, und als sie sicher auf einem Haufen Kissen landete, folgten ihr bald andere Adlige. Der Thronsaal verwandelte sich in eine Flughüpfer-Parade, jeder Sprung begleitet von Jubelrufen und Applaus.
Arwulf, der Lüsterne, führte schließlich eine Polonaise an, bei der alle lautstark sangen und tanzten. Die Schlange von Adligen schlängelte sich durch den gesamten Thronsaal, und der fröhliche Gesang erfüllte die Luft.
Draußen im Garten wurde es noch verrückter. Giselher, der Feurige, überzeugt davon, ein Rennpferd zu sein, galoppierte wiehernd durch die Blumenbeete und sprang über Springbrunnen. Die Gäste konnten nicht aufhören zu lachen, und die Diener taten ihr Bestes, um ihn zu bändigen.
Die Feier dauerte bis in die frühen Morgenstunden, und die Geschichten von Kaiser Bardos Auftritt, den wilden Maskentänzen, der Rauschkraut-Orgie, den fliegenden Adligen, der fröhlichen Polonaise und dem etwas anderen „Galopprennen“ werden noch lange die Gespräche der Stadt beherrschen.
Leonaria und ich sind erschöpft, aber glücklich.
Leider kann sie sich nicht mehr an viel erinnern - zu viel Cherkemal Pilze.