Geschichten:Szenen einer Reise - Weyring
Markt Weyring, 23. EFF 1042 BF
„He du! Was war denn das für ein Geschrei da hinten?“, erkundigte sich Wibert von Allingen bei dem vorbeieilenden Wulfrik von Gneppeldotz.
Der Angesprochene hielt an. Nur zu gern nutzte der Page die Gelegenheit, mit den jungen Rittern im Gefolge des Hartsteener Grafensohnes ein Schwätzchen zu halten, anstatt wie aufgetragen die Stiefel zu putzen, die er in Händen hielt.
„Die anderen Pagen sind sich in die Haare geraten, Herr Wibert.“
„Warum das denn?“
„Die haben sich gestritten, wer von beiden der größere Jäger sei: Burggräfin Alara vom Eberstamm oder Praiodan von Steinfelde“,Wulfrik rümpfte missbilligend die Nase, wohl um damit zu zeigen, dass er natürlich schon viel reifer war.
„Oh, ich verstehe. Die Bärgräfin oder der König der Langen Jagd zu Kaiserley, Tharleons Wolfsbestie im Feidewald oder der Zwölfeinhalbender in der Harschenheide?“
Eifrig nickte der Page: „Ganz genau so.“
„Wie ist es ausgegangen?“, fragte Anselm von Wetterwend, wobei ihm ein amüsiertes Lächeln um seine Mundwinkel zuckte.
„Luidor von Krolock hat ein blaues Auge und Selinde Hartsteen-Beisweil wird auf der Hochzeit wohl eine Kappe tragen müssen, so viele Haare, wie der ihr ausgerissen hat. Und Ihr hättet all das Blut sehen sollen, das...“
„Jaja. Ich sehe, du hast zu tun. Los ab mit dir!“, genervt scheuchte der Allinger den jungen Gneppeldotz schließlich davon.
„Und?“
„Was ‚Und’?“
„Na, wer von den beiden versteht sich denn nun besser auf das Waidwerk?“, fragte Anselm den Allinger.
„Keine Ahnung“, gleichgültig zuckte Wibert mit den Schultern.
Doch des Wetterwenders Augen begannen zu leuchten: „Dann lass uns das doch rausfinden! Wir könnten Odilbert dazu bringen, dass er nach der Rückkehr von Grauensee eine Jagd veranstaltet und sowohl den Steinfelde wie auch die Eberstamm einlädt. Dann würden wir schon sehen...“
