Geschichten:Spenden für die Ostmarken - Halbe Treppe

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Burg Hutt, 8. Hesinde am späten Abend

Als sich die Abendgesellschaft im Rittersaal schließlich aufgelöst hatte, führte wiederum der sauertöpfische Kastellan den Ochsenbluter Seneschall durch das Gemäuer über Flure, Durchgänge und Treppenfluchten in Richtung Gästegemächer. Voltan hatte einige Mühe, die Orientierung zu behalten, zu verwinkelt der Weg und zu wenig, das man bei dem schwankenden Lichtschein der Laterne in der Hand des Allingers zu Anhaltspunkt nehmen konnte. Bisher Schweigend war Peridan voran die Stufen hinaufgestiegen, doch auf einem Treppenabsatz blieb er plötzlich vor einer Tür stehen und wandte sich zu dem Almosenmeister um: „Natürlich habe ich Eure Unterhaltung vorhin im Rittersaal mit verfolgt. Erlaubt, dass ich Euch dazu noch eine kleine Geschichte erzähle. Sie taugt wahrscheinlich nicht viel, aber das sei Eurem Urteil überlassen. Es war vor nicht allzu langer Zeit ein Ritter, ein tüchtiger Mann und Herr über ein wohlhabendes Gut. Er war vom Willen beseelt, alles was er hatte, Besitz und Leben, für den Schutz des Reiches und der zwölfgöttlichen Ordnung einzusetzen, als sie in großer Gefahr schwebten. Er hat es getan, wieder und wieder, so oft seine Herren riefen oder es die Not der Stunde diktierte - und obwohl er das Reich mit seinen Taten rettete, verlor er zuletzt selbst alles. Die Besitztümer, die ihn in seinem Dienst mitsamt seiner Familie nähren und stützen sollten, wurden ihm genommen - und zwar von denen, die er zuvor durch seinen Einsatz vor den Schrecken von Verwüstung und Tod bewahrt hatte; die, während er im Felde stand, satt und im Frieden gelebt und Reichtümer angehäuft hatten und nun mitleidlos forderten, er solle seine Schulden bezahlen. Dieselben Leute, die ihn zum Fremdling im eigenen Land erniedrigten, verteilen nun großzügig milde Gaben an andere und rufen dazu auf, es ihnen gleich zu tun. Was meint Ihr, was dabei heraus kommt? Ich kann’s Euch sagen: Sie werden spotten oder sich mokieren über die geringen Spenden aus Hartsteen, für die ach so noble Sache. Dann werden sie unsere Treue gegenüber der Krone und den Zwölfen in Zweifel ziehen und wenn die Krone dann vielleicht irgendwann Hilfe sendet, wie Ihr sie so großzügig versprecht; tja, das letzte Mal schickte man Alrik vom Blautann und vom Berg. Ihr werdet nur wenige Leute finden, die in Hartsteen noch unbeliebter sind als er. Wenn DAS die Güte ist, von der Ihr spracht, kann sie uns herzlich gestohlen bleiben“, der Allinger hatte zunehmend erregter gesprochen, doch nun hielt er für einen Moment inne und schien sich zu besinnen, „Nun, jedenfalls wünsche ich Euch eine ruhige Nacht. Möge Bishdariel Euch gute Träume senden“, er öffnete dem Almosenmeister die Tür zu dessen Kammer, übergab ihm auch die Laterne und verschwand im Dunkel des Treppenhauses.

Voltan stand völlig verdutzt da, er hätte dem guten Mann noch so viel dazu sagen wollen, doch manche wollten oder konnten einfach nicht mehr zuhören, zu schwer lastete das Leben auf ihnen, was es dennoch nicht einfacher machte mit ihnen weitreichendere Pläne und Gedanken zu schmieden. Weswegen auch immer die anderen die Gewinner sein würden. Dennoch ein Beweis, dass sein Weg der Richtige war, ein langer und beschwerlicher zwar, aber einer den es sich am Ende zu gehen lohnte. Er wollte diesen dickköpfigen wie stolzen Leuten helfen, auch gegen ihre eigene Starrhalsigkeit. Dann betrat er sein Gemach.


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Texte der Hauptreihe:
K41. Geißel
K50. Im Loch
K64. 2 Selos
8. Hes 1040 BF zur nächtlichen Ingerimmstunde
Halbe Treppe
Hutt und täglich grüßt Hartsteen II


Kapitel 40

Geißel
Autor: Steinfelde, Jan