Geschichten:Sonnendämmerung - Blut der Kinder im Tal der Pferde Teil II.

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Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Namenlose Tage 1042 BF:

Mit einem inneren Gefühlschaos, zwischen Stolz und Sorge schwankend, blickte Dafina zu dem kleinen Bündel in ihrem Arm. Die Geburt vor ungefähr einem Mond war sehr schwierig verlaufen. Der kleine Junge war seit dem kränklich und sehr schwach; wirkte blass und schrie kaum. Aber auch ihr ging es nicht wirklich gut. Ihr Bauch hatte sich immer noch nicht vollständig zurück gebildet, auch schmerzte er und fühlte sich schwer an. Besuche bei verschiedenen Heilern konnten keine Linderung bringen, sondern, wenn überhaupt, nur kurzweilig von den Schmerzen befreien.

Sie hatte so sehr die Geburt ihres ersten Kindes herbeigesehnt, war damit doch für sie auch die Hoffnung verbunden endlich wieder nach Hause kehren zu dürfen. Diese Hoffnung sollte sich jedoch zerschlagen, denn ihre Großmutter hatte ihr sehr deutlich klar gemacht, dass ihr Platz nunmehr in Dürsten-Darrenfurt war. Ein Ort, der ihr immer noch so fremd war. Immerhin kam Brin regelmäßig aus Herdentor zu Besuch und brachte Kunde von Zuhause. Ein schwacher Trost.

Die altaranischen Lustböcke machten sich auch weiterhin lustig über sie und die Baronin schien den ganzen Tag nur nach Gründen zu suchen um sie zu verspotten. Dennoch blieb sie standhaft und versuchte ihr Bestes um sich in diesem Vipernnest zu behaupten. Mit der herrschaftlichen Knappin Baha hatte Dafina Freundschaft geschlossen. Das war für sie einer der wenigen Lichtblicke hier in der Verdammnis. Im Geheimen zeigte ihr die nebachotische Knappin ein paar Tricks mit dem Schwert oder dem nebachotischen Reitersäbel. Sie war ihre einzige Freundin hier.

Dafina blickte in den ausladenden Spiegel in ihrer Kammer und betrachtete sich. Ihre Haut war fahl geworden, ihre Augen ausdruckslos. Ihr einst glänzendes, dunkelbraunes Haar wirkte stumpf. Was war nur los mir ihr? Was sie sah war nicht das 16 Sommer zählende Mädchen welches sie eigentlich war. Sie sah aus, als wich das Leben aus ihrem Körper.

Es klopfte an der Tür und ein Page trat ein. "Die Baronin verlangt nach dir!"

Dafina nickte, legte ihren Sohn in sein Bettchen und betrachtete noch einmal ihr Spiegelbild. Sie rückte ihre Kette zurecht, kontrollierte ihre Kleidung. Sie musste lächeln als sie den Ring an ihrer rechten Hand erblickte. Er erinnerte sie an Brin, auch wenn er standhaft behauptete er käme nicht von ihm. Sicherlich war er nur zu stolz es zuzugeben. Ihre Finger glitten durch ihr Haar um eine widerspenstige Strähne zu bändigen. Auf einmal hatte sie einen ganzen Büschel Haare in der Hand. Erschrocken wich sie zurück. Hastig versuchte sie die kahle Stelle durch andere Strähnen zu verdecken.

Ungebrochen und mit festem Blick nach vorn verließ sie ihre Schlafkammer.

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Die Baronin hatte Hofdamen, Zofen und Diener zum Gebet in die Praios-Kapelle befohlen. Der Düsternis der Namenlosen Tage konnte nur mit Göttervertrauen begegnet werden, so war es der Wunsch der Baronin. Der Baron war freilich nicht anwesend, war doch kein Geheimnis dass dieser viel lieber seine Zeit mit seinen Hausrittern verbrachte. Dafina konnte es ihm nicht verübeln.

Mit strengen Blick sah die Baronin sie an. Ihr war so, als wollte sie gerade etwas sagen, doch hielt sie inne und wandte sich dem Praios-Schrein zu. Herr Praios hatte Dafina also vor dem Spott der Baronin gerettet – welch Fügung.

Sie wollte sich gerade zum Gebet nieder knien, als ein stechender Schmerz durch ihren Bauch und Unterleib zuckte. Schmerzerfüllt verzog sich ihr Gesicht, doch sie zwang sich keinen Ton von sich zu geben, wollte sie die anderen Anwesenden doch nicht im stiller Andacht stören. Doch die Schmerzen wurden zu unerträglich. Mit einem markerschütternden Schrei fiel das junge Mädchen zu Boden, so dass sich die andächtig Betenden erschrocken zu ihr drehten. Dafinas Körper wurde von ruckartigen Zuckungen heimgesucht, die ihre Gliedmaßen seltsam verdrehen ließen. Pulsierend hob und senkte sich ihr Körper immer wieder. Keuchend nach Luft schnappend, riß sie ihr Kleid in Fetzen und ein grausam entstellter Körper offenbarte sich dem Betrachter. Flächenweise war die Haut grau bis schwarz und das Fleisch schon abgestorben. Große Büschel ihrer Haare lagen auf dem Boden, der Geruch von Fäulnis und Pestilenz vernebelte die Sinne. Der sich auf und ab bewegende Bauch platzte schließlich auf und große, feiste Maden bahnten sich ihren Weg durch das faulige Fleisch. Schreiend flehten die Augenzeugen von diesem Martyrium auf Knien zu Herrn Praios oder rannten voller Schrecken davon. In den blutigen Augen von Dafina machte sich derweil die große Leere breit. Ihr Leiden war nun vorüber.

Das war der zweite Streich.