Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Nachrichten aus der Ferne

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Breitenau

Markgräflicher Marstall in der Baronie Hexenhain

Mitte Ingerimm 1033 BF

Dramatis Personae


Urion erhob sich von seinem Platz und alle taten es ihm gleich. Das Essen war beendet und er führte seine Gäste in einen Nebenraum, in dem ein munter prasselndes Kaminfeuer wohlige Wärme ausstrahlte.

Sie setzten sich und die ganze Familie von Reiffenberg erwartete schweigend und mit Bierkrügen in der Händen Ardos Bericht.

Verlegen ob der vielen Augen die er plötzlich auf sich spürte, wanderte Ardos Blick kurz unsicher von einem zum anderen. Er war nie ein guter Erzähler gewesen und was er zu berichten hatte, war zu großen Teilen nicht erfreulich. Er nahm einen weiteren Schluck vom Bier, um nicht sogleich antworten zu müssen. Schließlich straffte er sich doch, da er nicht länger schweigen konnte ohne wundersam zu erscheinen, räusperte sich und setzte zu einem Bericht über den Reichskongress an.

„Ich komme, einige kleine Umwege mit eingeschlossen, direkt vom Reichskongress in Perricum. Es war wirklich beeindruckend. Die Kaiserin, Markgraf Paligan und das Perlenmeer. Das sollte man alles und jeden einmal gesehen haben. Vom versammelten Adel des Reiches habe ich dort aber nur wenig gesehen. Zumeist saßen Grüppchen in Hinterzimmern zusammen um zu politisieren und zudem schickte der Meister der Mark mich und ein paar andere fast sofort wieder zurück in die Wildermark.“

Er sah die erstaunten Mienen, die den Wunsch nach einer Erklärung für dieses ungewöhnliche Unterfangen anzeigten.

„Vielleicht ist es auch hier gehört worden, dass seit dem letztjährigen Reichskongress gefälschte Steckbriefe an den Grenzen der Wildermark in den Umlauf gebracht wurden. Mein Vetter Greifwin, der neue Baron von Eslamsroden, war der erste, der sich damit auseinander setzen musste. Die Geschichte wurde als unbedeutend abgetan und geriet wieder in Vergessenheit. Nun sind aber vor einigen Wochen weitere Steckbriefe aufgetaucht. Unter anderem wurden hohe Summen auf die Köpfe der Baronin von Lodenbach und des Meisters der Mark ausgesetzt. Auch ein Steckbrief auf meinen Vetter war wieder dabei. Eintausend Dukaten sollte allein der Nebelsteiner Kopf wert sein. Wegen Reichsverrat, womit wohl die umstrittene Belehnung von Lodenbach gemeint war.“

„Tilldan kam mit Verspätung zum Reichskonvent und hatte die Köpfe von drei Kopfgeldjägern dabei, die er der Kaiserin auf den Tisch gelegt haben soll. Diese hat ihn daraufhin öffentlich von den Vorwürfen freigesprochen und uns schickte man los die Sache aufzuklären, damit in Zukunft nicht weiterer Schaden daraus entstünde.“

„Also sind Greifwin, Junker Dankwart von Lohengrunde, ein Weidener Junker aus Dergelquell, Walthari von Leufels, und eine Rechtsgelehrte aus dem albernischen Haus Bennain, die man uns zur Seite stellte zusammen mit mir, Mechthild und einem Waffenknecht aus Lohengrunde, zurück gen Firun geritten. Wir waren schnell, da wir kein Gepäck mit uns führten und kamen schließlich zurück bis nach Eslamsroden. Hier kamen wir durch einen Zufall den Schwarzdruckern auf die Spur, denn dem Handelshaus Svellter waren Papier, Pergament und Tusche entwendet worden, die eigentlich für die Schreibstube meines Vetters gedacht gewesen waren. Wir verfolgten die Spur über Dergelstein bis Lodenbach, wo wir in einem kleinen Dorf fündig wurden. Ein verbitterter Landwehrveteran hatte sich von einem Paktierer des Namenlosen manipulieren lassen die Steckbriefe zu drucken. Leider war unsere Ankunft nicht geheim geblieben und so fanden wir nur die grausam entstellte Leiche des Bauern. Doch die Spur führte zu einem Nachbarn, bei dem wir Durckerpresse, Papier und Tusche fanden und der sich schließlich als Frevler zu erkennen gab.“

„Leider gelang ihm zuerst die Flucht. Ich hatte ihn verwundet, aber dann waren wir alle plötzlich von unheiliger Magie in einem Tagtraum gefangen. Als wir nach Minuten wieder zu uns kamen war der Frevler verschwunden und dafür alle Tiere auf dem Hof in rasende Tollwut versetzt. Hühner, Hasen und vor allem unsere Pferde griffen uns und sich gegenseitig an. Dabei schienen sie weder Schmerz noch Wunden zu spüren. Selbst wenn man sie tödlich verletzte kämpften sie weiter bis das Blut zur Gänze aus ihnen gewichen war. Es war wirklich unheimlich. Mechthild hier hat am meisten abbekommen, da sie mit dem Waffenkecht zwischen den Pferden stand und die Zügel hielt als diese vor Wahnsinn durchgingen. Auch die Dorfbevölkerung war gegen uns aufgehetzt worden und Junker Dankwart wäre vom Mob fast zerrissen worden bevor wir die Bauern beruhigen konnten. Als wir endlich die Verfolgung des Frevlers aufnehmen konnten war viel kostbare Zeit verstrichen. Greifwin und ich kümmerten uns um die Verletzten, während Walthari und die Albernierin der Blutspur nachliefen. Sie haben ihn dann auch noch erwischt und nach hartem Kampf in die Niederhöllen schicken können.“

„Die Dörfler halfen uns schließlich in den nächstgrößeren Ort zu kommen, wo diese umstrittene Thargrîn von Arpitz sich aufhielt. Als sie erfuhr was vorgefallen war, ließ sie sofort einen Laienbruder der Peraine rufen, der sich unserer Wunden annahm und stellte uns auch Leute und Wagen zur Verfügung um schnell nach Dergelstein zu kommen. Dort ließen wir unsere Streitrössern, und auch Mechthild, zur Pflege zurück und ritten auf Botenpferden der dortigen Grenzreiter nach Perricum weiter, um schnell Bericht zu erstatten. Der Nebelsteiner war zufrieden und die Sache mit der angeblich unrechtmäßigen Belehnung von Lodenbach ist dem Reichsgericht übergeben worden.“

Alle hatten gespannt den Ausführungen des Barons gelauscht. Zunächst wagte keiner eine Frage zu stellen, bis Gerbald das Wort ergriff: „Vielen Dank Ardo, für deinen Bericht bis hier her. Ich denke, es wäre das Beste, jeder stellt immer nach einem Thema die Fragen, welche ihm am Herzen liegen.“

Da erhob sich Baradur Eisinger aus seinem Sessel und stützte sich auf seine Stab. Dem Draconiter und Hesinde-Geweihten war deutlich anzusehen, dass auch er vor kurzem noch im Felde gestanden hatte. „Nun werter Ardo, ich möchte Euch und Eure Knappin für Euren Einsatz, Euren Mut und Eure Tapferkeit im Angesicht des heimlichsten aller Feinde loben, habe allerdings noch eine kurze Frage: Erfahrungsgemäß umfasst einen solchen Paktierer immer eine unbekannte Anzahl weiterer Anhänger und Paktierer. Habt ihr irgendwelche Hinweise oder Anzeichen für weitere Anhänger gefunden? Mein Orden wird sich sicherlich nach dieser Enthüllung eingehend damit befassen, deshalb wäre jeder noch so kleine Hinweis äußerst hilfreich. Es muss auch nicht heute Abend sein. Schlaft ein paar Nächte darüber und wenn euch irgend etwas einfällt, meldet es einfach meinen Brüdern und Schwestern im Hort Immingen.“

Ardo rieb sich nachdenklich über das Kinn wo die Stoppeln der letzten drei Tage kratzten. Baradurs Einwand hatte etwas für sich und rührte an seinen eigenen Befürchtungen und Ängsten. „Wir hatten nach der Enttarnung des Frevlers keine Gelegenheit mehr, in diesem Dorf weitere Nachforschungen anzustellen. Wir wissen von wenigstens einem Gefolgsmann, den er allerdings schon vor unserer Ankunft selber beseitigt hatte, weil dessen Verhalten wohl ihre Tarnung gefährdete. Ich werde Euch den Namen und die Lage des Dorfes geben. Vielleicht wendet Ihr Euch auch direkt an Baronin von Arpitz. Sie war wie gesagt sehr hilfsbereit und wird sicherlich auch Euch unterstützen, wenn Ihr nach weiteren Frevlern sucht. Vielleicht richtet Ihr dabei auch Euer Augenmerk auf das Gasthaus ‚Zum Roten Winkel’, eine halbe Bruchbude, in der Nähe der Brücke nach Dergelstein. Die Kaschemme war in den Steckbriefen als Ort der Geldübergabe genannt und die Wirtsleute dort machten einen recht merkwürdigen Eindruck auf mich. Ich kann mich natürlich auch täuschen, aber uns blieb wie erwähnt keine Zeit zu weiteren Überprüfungen. Seid versichert, wenn mir noch etwas in den Sinn kommt, werde ich mich sofort an den Hort zu Immingen wenden.“

Der Baron nahm einen Schluck vom Dunklen und sortierte kurz seine Gedanken. Die wenigen Wochen im Süden waren ereignisreich gewesen und er überlegte, wo er am Besten fortfahren sollte. „Während wir in der Wildermark unterwegs waren, hat es auch in Perricum einige beunruhigende Geschehnisse gegeben. Im Auftrag der Rondra-Kirche hatten sich einige Edle aufgemacht, Bruchstücke eines Artefakts zu suchen, das uns beim Kampf wider sie Schwarzen Lande helfen sollte. Diese wurde auch herbei geschafft, doch hatte Helme Haffax offensichtlich Spione in der Stadt. Im Hafen von Perricum kam es zu Kämpfen mit Dämonen und Agenten des Verderbten, als sie Teile des Artefakts entwenden wollten. Die Berichte waren etwas verworren, aber es müssen wohl Teile der Kaimauer und auch einige Schiffe zu Bruch gegangen sein.“

„Das Artefakt wurde schließlich vom ersten Hofmagus Melwyn vor der versammelten Adelsschar zusammengefügt. Es stellte sich als uraltes Orakel heraus. Die Worte waren schwer verständlich, aber sie hatten wohl zu bedeuten, dass nicht Menschen den Zeitpunkt des Kampfes zwischen Gut und Böse zu bestimmen hätten, sondern dies allein dem Willen der Götter unterliegt. Der Spruch der Kaiserin dazu lässt vermuten, dass das Ultimatum von Haffax, was er im letzten Götterlauf stellte, wohl hinfällig ist.“ Trotzdem erhielten alle Provinzen den Auftrag die Wehrfähigkeit zu erhöhen, denn auch wenn es keine akuten Planungen zu einem Feldzug gibt, kann der Krieg jederzeit wieder über uns hereinbrechen.“

„Es war übrigens auch eine Delegation aus Aranien da, welche dem Reich Hilfe und militärische Unterstützung beim Kampf gegen Haffax und Maraskan zugesagt hat. Ich bin gespannt ob sie Wort halten, wenn es dereinst soweit ist.“

Hier hob Gerbald wieder zum Sprechen an. „Dann werden wir wohl in den nächsten Tagen den Aufruf des Meisters der Mark erhalten, die Landwehren auszubilden. Hexenhain wird bereit sein, wenn es soweit ist. Ich kenne Haffax noch aus den Zeiten vor seinem Verrat und schätze sein taktisches Geschick. Aber spätestens nach den Vallusanischen Weiden weiß er, dass er selbst mit überlegenen Kräften nicht unbesiegbar ist, und dieses Wissen macht ihn noch gefährlicher. Ardo, du musst wissen, dass wir steten Kontakt zu Leomar vom Berg in Wehrheim haben, zunächst einmal, um weiter nach meinem vermissten Sohn Praionor zu suchen. Aber jener Leomar, so er auch gefehlt hat, kämpfte mit mir Seite an Seite in der Khom-Wüste gegen die Truppen Al´Anfas. Wir schulden uns gegenseitig wohl mehrfach das Leben und es gab eine Zeit, da ging ich auf seinem Gestüt Diammant in der Brig-Lo ein und aus. Vieles von dem, was ich bis heute zum Wohle der Mark auf dem Marstall umgesetzt habe, lernte ich dort. Und meine verstorbene Frau war eine Edle vom Berg. Ich hoffe du verstehst, dass all dies zunächst unter uns bleiben muss. Sollte es uns irgendwann, geben es die Götter, gelingen meinen Ältesten wieder zu finden, wäre dies wohl Rechtfertigung genug. Aber ich habe Leomar auch von Haffax Drohung berichtet. Er sieht es sehr ähnlich, unsere junge Kaiserin wird sich mit dem gefährlichsten Feind messen müssen, den es auf Deren derzeit gibt. Wann ist letztlich egal. Er wird kommen, denn wenn ich Urions Analysen Glauben schenken darf, und dafür habe ich ihn schließlich nach Wehrheim geschickt, ist der Angriff seine bevorzugte Form der Kriegsführung. Aber es ist auch die, die er in seiner Zeit als Kaiserlicher Marschall am wenigsten praktiziert hat. Dort könnte eine Schwäche und eine Angriffspunkt liegen. Nun wir werden sehen und uns gut vorbereiten.“ Ardo nickte kurz und obwohl er über die Enthüllung erstaunt war beschloss er dieses Geheimnis zunächst für sich zu behalten.

„Ihr habt mein Wort, dass Eure Worte über Leomar vom Berg diesen Raum nicht verlassen werden. Mechthild?“

Die junge Knappin trat etwas blass nach vorne. Aber sie verneigte sich tief vor Gerbald und sprach mit Ernst und ohne zögern. „Ich schwöre beim Herrn Praios, dass ich niemandem über Eure Worte berichten werde, Euer Hochgeboren.“ Mit einem zufriedenen Nicken entließ Ardo sie wieder in ihre Ecke.

„Sei es also wie es ist. Ihr scheint Haffax gut zu kennen und ich bete, dass die Kaiserin sich rechtzeitig dieses Wissens bedient. Wir werden es brauchen, wenn wir ihn besiegen wollen. Was die Landwehren angeht, so sind bereits Befehle ergangen, zumindest an jene, die mit dem Meister der Mark und dem Prinzen in Perricum waren. Greifwin und Dankwart haben hauptsächlich logistische Aufgaben bekommen, was auch eher ihren Fähigkeiten entspricht. Baron Otwin von Greifenhorst und ich haben jeweils die Aufgabe in den nächsten Monden Landwehren auszubilden. Ich habe für diese Aufgabe wieder den militärischen Rang eines Hauptmanns der märkischen Armee erhalten, den ich schon vor meiner Erhebung inne hatte und werde wohl noch einen Adjutanten von der märkischen Kriegerschule bekommen. Nach aktuellen Planungen werde ich die Übungen der südlichen Landwehren in Feldharsch leiten. Es wird also sicherlich Gelegenheit geben sich in den nächsten Monden öfter auszutauschen.“

Dann fuhr Ardo mit seinem Bericht fort. „Wen ich auch gesehen habe, war die älteste Tochter der Greifenbergerin. Die kleine Swantje scheint nicht auf den Kopf gefallen und macht dazu noch was her. Da werden die Söhne der großen Häuser bald Reihenweise vor der Pforte stehen wenn ihr mich fragt. Wer weiß, wenn Darpatien in dem Zustand bleibt in dem es sich jetzt befindet, wird sie vielleicht eher Greifenfurter Baronin als Darpatische Fürstin. Auch wenn Ucurian das missfallen dürfte. Bleibt nur zu hoffen, dass sie die aufrührerischen Gedanken ihres Vater abzustreifen weiß.“

„Swantje war übrigens mit einer Gesandtschaft vom Nordmärkischen Hof auf dem Reichskongress. Der Herzog selber war unpässlich, weil es vor kurzem einen schwarzmagischen Angriff aus sein Leben gegeben haben soll. Er hat ihn überlebt und wird sich wohl auch wieder erholen, aber er ist auch nicht mehr der Jüngste und im Alter braucht Gesundund immer etwas länger. Ein paar Spötter aus Albernia sprachen hinterher von typisch nordmärkischer Zeitplanung.“

Urion musste laut Auflachen als er die Kunde vernahm. Er war incognito in Elenvina gewesen und kannte den Herzog sehr genau. „Nichts aber auch gar nichts geschieht in den Nordmarken zufällig. Die gehen doch noch nicht einmal verzeiht die Worte ohne einen Plan zum Scheißen. Ardo, du kannst dich vielleicht nicht erinnern, aber als die Schlachten im Osten des Reiches tobten, waren die Nordmärker verhindert. Keines ihrer Regimenter ließ sich auf dem Schlachtfeld blicken. Nicht, dass sie Feiglinge wären, aber der Herzog kennt nur eins, was ihm am Nächsten steht, und das ist er selbst. Und die kleine Darpartierin hat er sich auch taktisch klug zu seiner Knappin gemacht, weil sie ihm dann immer dankbar sein muss. Gerade wenn sie auch noch Fürstin wird. Aber über die Erbfolge in Darpatien ist meines Wissens von der Kaiserin noch nicht entschieden worden, was den alten Ucurian ordentlich fuchsen soll, nicht wahr Vater?“ Gerbald nickte. „Doch nun weiter.“

„Von dem wohl wichtigsten Ereignis aber hat die almadanische Delegation Kunde überbracht. Die Gattin Selindian Hals soll wohl schwanger gehen und in Bälde erwartet man in Almada einen Thronfolger. Ich denke ich muss hier niemandem erklären, was das für das Reich bedeuten könnte. Vor allem weil die Kaiserin noch immer keinen Kandidaten für den Bund auserkoren zu haben scheint. Es wurde zwar in Perricum in jeder stillen Ecke über den Markgrafen gemunkelt, und der Paligan macht auch keine schlechte Figur, davon einmal abgesehen. Aber es stimmt mich schon nachdenklich, dass wir seit Jahren am Rande eines Bürgerkrieges mit Almada wandeln. Und sich dieser Konflikt nun verschärfen könnte. Das Reich wird kein zweites Albernia verkraften, nicht mit den Dämonenhorden im Osten und den ewig dräuenden Schwarzpelzen im Norden.“

Der Rittmeister schaute düster drein. „Ein innerer Zwist gefährdet das Reich mehr als alle äußeren Feinde. Du hast Recht Ardo. Ein Krieg mit Almada würde uns allzu sehr schwächen, zumal wir nicht wissen, wie sich die Horasier verhalten. Sie dürften zwar nicht ganz so gut auf Selindian zu sprechen sein, aber ein Stück des Kuchens namens Almada begehren sie seit langem. Mich persönlich würde es Schmerzen gegen meinen Schwager ins Feld zu ziehen. Und danach Haffax, erbarme dich Herr Praios, denn dann Stünde das Schicksal des Raulschen Reiches wohl fest.“

Rondrian stieß ob der nachdenklichen Worte ein leises Lachen aus: „Nun lieber Urion, deinen Ausführungen nach hätten wir dann zumindest noch drei ausgeruhte Eliteregimenter aus den Nordmarken.“

Renzi und Meran prusteten gleichzeitig los. Auch Gerbald und Baradur stimmten in das Gelächter mit ein.

Urion wandte sich schmunzelnd an Ardo: „Du siehst, ich habe dir nicht zu viel versprochen, Rondrian ist ein hoffnungsloser Optimist, wofür ich ihn beizeiten beneide.“ Und dann musste auch er lachen.

Auch der Kressenburger erlaubte sich kurz in die einvernehmliche Erheiterung einzufallen, bevor es ihm gelang wieder ernst zu werden. „So sehr ich Optimismus im Angesicht einer schwierigen Aufgabe auch zu schätzen weiß, denn noch nie hat ein Pessimist etwas Großes erreicht, doch auch die nordmärkischen Regimenter sollen zur Zeit nicht im besten Zustand sein. Immerhin haben sie drei harte Jahre Bürgerkrieg mit den Alberniern hinter sich. Ich habe auf dem Reichskongress einige Gespräche mit albernischen Edlen geführt und wenn nur die Hälfte der Geschichten einen halbwegs wahren Kern hat, dann haben sie die Nordmärker für jede Meile Land und jeden Weiler den sie aufgeben mussten gehörig bluten lassen. Das meinte ich damit, dass wir eben solches in Almada nicht zulassen dürfen. Almada gehört zurück ins Kaiserreich und ich hoffe Rohaja findet eine Lösung sich friedlich mit ihrem Bruder zu einigen. Das Ultimatum vom Weißenstein läuft bald ab und dann gilt es. Gibt Selindian Hal nach und unterwirft sich seiner Schwester? Oder ziehen wir in den Bruderkrieg? Der almadanische Gesandte war zumindest hochmütig genug, um die schlimmsten Befürchtungen aufkeimen zu lassen, denn anscheinend denkt man am almadanischen Hofe nicht einmal ernsthaft über eine Unterwerfung nach.“

“Nun wir werden sehen, was kommt. So oder so, Rohaja muss dann schnell und entschlossen handeln. Zum einen, um nicht ihre Glaubwürdigkeit bei den Edlen des Reiches zu verlieren, zum anderen, weil sie eben jene Edlen mit voller Überzeugung in die Schlacht gegen Haffax führen muss. Ich kenne den jungen Selindian Hal aus Elenvina, seine Ansprüche auf den Thron sind durchaus berechtigt, aber er ist nicht einmal halb Manns genug, um es als Truppenführer mit seiner Schwester aufzunehmen. Ich habe zweimal unter ihr gefochten. Sie ist die Kriegerin, die das Reich in diesen stürmischen Zeiten braucht.“ Urion hatte leise und bedächtig gesprochen. „Aber nun fahr fort, von deiner Reise zu berichten, Ardo."