Geschichten:Simold von Pfiffenstock - Die Mauern von Perricum

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Perricum-Stadt, Peraine bis Ingerimm 1035 BF

Vor ihnen ragte sie auf, die mächtige Mauer Perricums, errichtet auf den Trümmern der noch epischeren Wälle des großen Nebachots. Ein düsteres Zeugnis des Falls ihrer Ahnen. Und genau deshalb waren sie hier. Die Skizze mit dem Gargylen hatte sie, vonPra’os Necho zuerst in den Hesindetempel und dessen Vorsteher Makil von Darrenfurt und schließlich hier her geführt. An diesem alten Mauerstück ruhten, ganz unrühmlich am Ende einer Gasse, die Reste zweier finsterer Figuren, an denen Satinav sich über die Jahrhunderte kräftig abgearbeitet hatte.

„Wänn es diesä stainernän Gestaltän noch gibt, dann warän es diesä hier.“, der gelehrte, hesindianisch-raulsch gekleidete Makil, der ein ungewöhnlicher Nebachote war, deutete auf die Umrisse der unförmigen Gesteinsgebilde die vielleicht mal den Figuren aus den Aufzeichnungen geähnelt hatten. Ihre abermals Wochenlange Recherche in den Tiefen der verschiedensten Archive der Kirchen und Administrative der Stadt hatten eigentlich fast nur diese Möglichkeit übrig gelassen, auch wenn das Vorgefundene wenig Grund für Hoffnung ließ noch irgendetwas ähnliches wie einen Beweis oder zumindest einen Hinweis zu finden. Wussten sie ja nicht einmal ob sie hier richtig waren.

Makil und Halefan zogen die Umrisse der Gebilde, so gut es ging, mit Kreide nach und verglichen diese mit der kopierten Skizze aus Pra’os Necho, die einen großen, bärtigen Wilden und einen, kleineren, edel gerüsteten Fürst der Nebachoten zeigten. Die Arme in dessen Händen sie die Kelche gehalten hatten waren ineinander verschränkt und sie blickten einander in die Augen die freien Fäuste zum Schwur erhoben. Davon war wahrhaftig nichts mehr wirklich zu erkennen. Doch waren die beiden Gelehrten, zu Simolds Verwunderung, schließlich doch der Meinung hier richtig zu sein. Trotzdem war Simold nicht zufrieden mit dem Ergebnis, konnte er die Euphorie ob dieses Haufen Gerölls mit den beiden Kirchenmännern nicht so recht teilen, so aussichtslos schien ihm das Auffinden einer Spur dabei und er fluchte, beinahe in früherer Manier, vor sich hin und zog ein solch mieslauniges Gesicht, dass die Draconiter, die Makil begleiteten, etwas Abstand zu ihm nahmen. Indessen suchten Makil und Halefan nach weiteren Hinweisen auf die Authentizität des Ortes und darüber hinaus zum Verbleib der Kelche.

„Was mag unserä Väter da’zu väranlasst habän, ein solchäs Artefakt, in die Mauer einszu‘arbeiten…?“, murmelte Halefan schließlich vor sich hin, als die Gelehrten sich nach langer Untersuchung schließlich sicher waren hier richtig zu sein. Simold lehnte zu der Zeit, mit versteinerter Mine, schon an einem nahen Baum und beobachtete das Treiben von Makil und Halefan die auch nach Stunden nicht Müde waren das Gemäuer nach etwas abzusuchen, von dem sie sich einen Hinweis erhofften, welcher aber offensichtlich nicht mehr da war. Denn das Gestein war alt und sie hatte ganze Dynastien gesehen. Hier einen Hinweis zu finden schien aussichtslos. Simold war frustiert, schon wieder ein solcher Stolperstein. Er war es nicht gewohnt zu warten, er war es gewohnt zu handeln, er war ein Anführer, einer der etwas bewegte und nicht rumstand. Aus Wut trat er ganz unherrschaftlich gegen einen Stein und wollte sich, erneut fluchend, zum Gehen abwenden.

„Wartät!“, Simold drehte sich wieder um. „Säht ihr dasz?“ fragte der aufgeregte Praiot und deutete auf eine Stelle die vielleicht mal sowas wie ein gemeißeltes Banner im Hintergrund der Figuren dargestellt haben könnte, dessen zwei „flatternde“ Enden einstmals kunstvoll geschwungen aus dem Stein heraus gearbeitet gewesen waren, nun aber nur noch zwei raue Gesteinsspitzen waren. „Wasz soll da sain?“, Simold war ungehalten. „Diesäs Bannär ist nicht auf der Skiz‘zä, äs muss später hinszu gekommän sain. Außerdäm ist das Gästein dort, deitlich jinger und ain gänzliches andäres, sowait ich das beur‘teilen kann, aus dem Raschtulswall, dänke ich.“ Der Hesindianer Makil benickte diese Aussage schlicht und besah sich die Stelle während der Praiot mit seinem Blick den Spitzen des „Banners“ folgte. „Gän Effard. Zum Gigantän.“ Stellte er fest. „Viel‘leicht ist dass unser Hinwais. Zsumindest ist äs der Ainzigä. Wir solltän die Gästeinsthäori aber noch ainmal iberprüfän lassän.“

„Da habän wir ainän echtän Expertän im Hort, das solltä sich schnell geklärt habän.“, fügte der Hesindianer der Runde hinzu.