Geschichten:Seelensuche - Bericht aus Bogenbrück

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Königliche Therme zu Neerbusch, Hochnjerburg, Königliche Domäne Neerbusch; Mitte Phex 1038 BF:

Der junge Diener Rahjano führte die unbekleideten Leomar, Edorian und Bernhelm in die Schwitzkammer. Salpion Hoogensiel entledigte sich seiner Kleider und folgte den adligen Herrschaften. Rahjano legte ein paar Kohlen in den Ofen, schüttete etwas Wasser auf die heißen Steine und verließ dann die Schwitzkammer. Die nach Kiefer duftenden Dämpfe ließen die Männer aufkeuchen. Nach ein paar Augenblicken der Stille, nur durchbrochen von den schweren Atemzügen der Anwesenden, war es Leomar der sich als erster wieder fasste.

„Uhh sehr angenehm … aber kommen wir zum eigentlichen Grund unserer … Unterredung“, der Kronvogt wischte sich mit der rechten Hand den Schweiß von der Brust, „Salpion, was habt Ihr zu berichten?“

„Nun, heute haben uns drei Boten erreicht.“ Der Sekretär atmete tief ein. Der holzige Duft erinnerte ihn an seine bornische Heimat.

„Spann uns nicht auf die Streckbank, alter Freund“, Edorian konnte seine Neugier kaum verbergen.

Alda schickt den neusten Klatsch und Tratsch vom Hof des Markvogtes – alles belangloses Geschwätz.“

„Wahrscheinlich hat die einen neuen Liebhaber, dann ist sie immer für nichts zu gebrauchen.“ Leomar verzog das Gesicht.

„Und der zweite Bote?“ Bernhelm legte seinen Kopf etwas zur Seite.

„Der kam von Rhodena und brachte außerordentlich interessante Neuigkeiten vom Burggräflichen Hof der Gerbaldsmark.“ Salpion versuchte mit seinen Augen die drei anderen Männer im Wasserdampf der Schwitzkammer genau zu fixieren. „Burggräfin Rondriane von Eslamsgrund ist tot!“

„Nein“, entglitt es Leomar überrascht, „DAS ist doch mal eine Nachricht.“

„Wie ist es passiert?“, wollte Edorian wissen.

„Sie wurde ermordet“, trug Salpion trocken vor. Das beginnende Husten der drei anderen Männer kam nur vordergründig vom Wasserdampf der kleinen Kammer.

„Ausgerechnet die?“ Leomar war irritiert. „Da hätte ich aber andere auf meiner Liste gehabt. Wer sie wohl auf den Gewissen hat?“

„Spannender ist doch die Frage wer ihr im Amt nachfolgen wird“, gab Bernhelm zu bedenken.

„Nun, es wird drauf ankommen wer sich im Hintergrund durchsetzen wird“, warf Edorian ein, „Sollte sich die Krone durchsetzten – und die gewinnt ja durchaus wieder an Macht, dann … ja dann könnte ich mir vorstellen, dass Veriya von Gareth Burggräfin wird. Man bedenke, die Gerbaldsmark war vor der Eslamsgrunderin auch in der Hand des Hauses Gareth.“

„Oder aber diejenigen setzten sich durch, denen ein eher schwacher und lenkbarer Burggraf zupass kommen würde – dann wird es Cordobert von Eslamsgrund.“ Bernhelm grinste schelmisch.

„Wie dem auch sei, das Herz des Königreiches gilt es im Auge zu behalten.“ Leomar wedelte sich mit einem Büschel Immergrün ein wenig Luft zu. „Wo ist sie eigentlich ermordet worden?“

„Nun kommt der dritte Bote ins Spiel, der von Eurem Herrn Schwiegervater geschickt wurde … die Burggräfin wurde auf dem ominösen Treffen auf Bogenbrück in Borons Hallen befördert.“

„Ah Bogenbrück hatte ich ja fast vergessen“, Leomar erinnerte sich an den Brief des Kanzlers an ihn und die anderen Kronvögte des Conciliums. Ihnen wurde aufgetragen das geheime Treffen zu leiten und die Gründung eines Ordens voranzutreiben. Leomar konnte aufgrund seiner Verletzung nicht nach Bogenbrück reisen, hielt aber diesbezüglich engen Kontakt zu seinem Schwiegervater, sowie Orelan von Leuenwald, die beide vor hatten nach Bogenbrück zu reisen. „Was schreibt der liebe Elbrecht denn?“

„Es kam tatsächlich zur Ordensgründung, doch dürften Euch die Details nicht erfreuen.“ Salpion wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„So?“ Leomar zog seine rechte Augenbraue hoch. Der Wasserdampf in der Schwitzkammer hatte sich allmählich gelegt.

„Dem Orden können nicht nur Adlige, sondern auch … ähm … Gemeine beitreten, die dann zwar geadelt werden, aber ...“

„Ein Skandal!!!“, prustete es Leomar heraus.

„So wurde wohl eine Magd … aber lassen wir das. Das fünfköpfige Führungsgremium, das sogenannte Kapitel, besteht aus drei Vertretern junger Familien, einem Magier – immerhin ein Ochse – und einem <hüstel> Greifenfurter.“ Der Sekretär des Kronvogtes wich etwas zur Seite.

„Und die anderen Kronvögte???? Wo sind die??? Keiner von denen hat es geschafft einen Platz im Kapitel zu erlangen, OBWOHL sie den Orden sozusagen gestiftet haben? Ahhhhhhh.“ Leomar warf verärgert den Wassereimer um, dessen Inhalt sich sogleich über die heißen Steine verteilte, einen Schwade Wasserdampf freisetzte und die Männer einnebelte. Einige Augenblicke hörte man nur das schwerfällige Schnaufen der vier Männer.

„Dieser Orden ist mir zutiefst suspekt“, röchelte Bernhelm, „was wollen die überhaupt erreichen?“

„Sie wollen dieses Korgond und irgendwelche anderen Altäre in Großgaretien finden … puhh dieser Dampf.“ Leomar wirkte ähnlich mitgenommen.

„Nun“, Edorian atmete tief durch, „man müsste etwas in der Hand haben was die wollen, so hätte man die Möglichkeit auf den Orden Einfluss zu nehmen.“

„Ich habe sicherlich keine Lust mich auf die Suche nach diesem Korgond zu machen.“ Leomar winkte ab.

„Sie wollen auch die acht Schwerter der Au in ihren Besitz bekommen … einige haben sie ja bereits.“ Salpion musste sich stark zusammenreißen, die Hitze machte ihn sehr zu schaffen.

„Eines der Schwerter wäre schon ein großes Pfand und ein enormer Prestigegewinn für den Träger – das wäre doch was für dich, oder etwa nicht? Du hast doch gehört wie der Barde gestern die Schwertträger zu Helden verklärt hat. Allerdings, wie sollen wir an eins der Schwerter kommen?“ Edorian runzelte seine Stirn.

„Hm, ich kenne da jemanden der das sicher bewerkstelligen könnte …“, Leomar lächelte selbstzufrieden, „Salpion, schickt einen Boten nach [Zischen des Ofens], es wird mal wieder Zeit mein geliebtes Waldstein zu verlassen. Ach ja, schickt einen weiteren Boten auf die Mardershöh, ich muss mich mit dem Leuenwalder beraten. Das Concilium muss aktiv werden.“

Als habe der Sekretär nur darauf gewartet, erhob sich dieser etwas benommen, deutete eine Verbeugung an und war sichtlich froh die heiße Schwitzkammer nun verlassen zu können.