Geschichten:Schäumende Wasser - Die Flottille und die Grauen Stäbe

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Ordensburg Al Rakshaz, Perricum In den Tagen zwischen 10. Efferd 1043 BF

Sebald von Gerben hatte das Misstrauensvotum gewonnen. Nicht zuletzt durch seine Geradlinigkeit im Umgang mit dem schwierigen Thema rund um die getöteten Kadetten. Zugegeben es war nur mit einer Stimme unterschied, aber ihm würde noch etwas Zeit an der Spitze der Schule bleiben.

Seinem schlechten Gewissen war er es jetzt schuldig sich voll und ganz darauf zu konzentrieren die Umstände zu erforschen, die seinen Schützlingen das Leben gekostet hatte. So war er einer der ersten, der nach der Tragödie bei den Bunten Lichtern seiner Nichte Yanda die Unterstützung zugesichert hatte.

Und er hielt Wort. Gerade als sie zu ihm ins Arbeitszimmer der Flottenakademie gestürmt kam, hat er alle Papiere liegen lassen und war, so schnell es sein steifes Bein zuließ, zur Ordensburg der Grauen Stäbe geeilt, um dem Orden ein offizielles Schreiben zukommen zu lassen, die Flotille und die Efferdkirche würde die Expertise dieser Magier sicherlich gebrauchen können und die persönliche Übergabe durch ihn würde die Dringlichkeit unterstreichen.

Trenner Perricum.svg

Laut ratterten die metallbeschlagenen Holzräder der Schubkarren auf dem Kopfsteinpflaster des Stadtteils von Leuingen.
Erst vor wenigen hundert Schritt hatte ihr Konvoi, bestehend aus der Kommandantin und drei Matrosen mit zwei beladenen Karren, Efferdgrund verlassen, da kam auch schon das Herrenhaus in Sicht in dem der Orden der Grauen Stäbe in der Stadt residierte.
Das beachtliche Anwesen wuchs immer mehr in die Höhe und Breite, als Yanda an der dunklen Holztür zwei Gestalten sah.
Sie erkannte unter dem großen Wappen mit den gekreuzten Stäben und den aufgemalten Initialien “ODL” die Silhouette ihres Onkels Sebald stehen.
Zwei Stufen auf der Treppe zur Eingangstür höher stand Magus Marco Bodiak in seiner Ordenstracht inklusive roter Rohalskappe der seinen Gegenüber deutlich überragte.
Als beide das Rattern bemerkten blickten sie zu dem Zug auf, der sich dem mit hellen Steinplatten ausgelegten Weg zum Haus näherte.
Mit großen Gesten winkte der bereits ergraute Magus die Kommandantin zu sich.

“Ach da seid ihr auch schon. Es freut mich einmal Eure Bekanntschaft zu machen, Kommandantin. Ihr Vater Gorond hat bereits viel über Euch erzählt.”, wie ein Wasserfall kamen die Worte aus Marco geströmt.

Bei der Erwähnung ihres Vaters zog Yanda pikiert eine Augenbraue nach oben, ignorierte den Kommentar aber.

“Es freut auch mich, Hochgelehrter Herr. Hat euch mein Onkel bereits unterrichtet, warum wir hier sind?”

“Das hat er in der Tat. Und noch mehr als das. Die Geschehnisse rund um das Fest waren wirklich schrecklich. Ich hoffe wir können unseren Teil dazu beitragen, dass dieser Vorfall bald aufgeklärt wird. Dann bringt das gute Stück mal rein, wie sieht er denn aus?”

Schon war der Magus an den Karren herangetreten und hob das weiße Tuch etwas an um darunter zu blicken.

“Nun das ist ja erstmal..
Ohh bei Rohal, was ist das denn für ein Gestank.
Ist das Schwefel?
Wenn ich es mir recht überlege… Lasst ihn doch lieber im Anbau liegen. Im Haus halte ich diesen Geruch nicht lange aus.”, der Grauhaarige verbarg seine Nase in einem Tuch, das er hastig aus der Tasche seiner Robe gekramt hatte.

“Werdet ihr ihn selbst analysieren?”, fragte Yanda interessiert nach, während sie den Matrosen mit einer Geste zu verstehen gab, wo sie hinfahren sollten.

“Ich werde ganz sicher einen Blick darauf werfen, wenn ich mir andere Gewänder angezogen habe, aber mein Spezialgebiet ist die Magica Analytica bei weitem nicht. Zur Zeit bin ich auch der einzige Magier hier im Haus. Meine Ordensbrüder und Schwestern sind alle in der Burg.
Aber ich weiß schon wer dafür genau der Richtige ist.
Ich lasse noch heute nach meinem Collegae schicken, damit er sich der Sache annimmt.”
Der näselnde Ton in seiner Stimme nahm wieder etwas ab, als der Wagen hinter der Ecke des Hauses verschwand.

“Wie lang wird Eure Untersuchung denn dauern?”, auch Yanda konnte jetzt, da der Delfinkadaver fortgebracht wurde, etwas freier Atmen.

“Da wir noch einige Planken des Schiffs äh Wolfs ähm..
äh naja Ihr wisst schon, von eurem Onkel bekommen haben, kann die Analyse einige Tage in Anspruch nehmen. Eventuell sogar eine ganze Woche, das liegt an der Komplexität und der Prägnanz des Matrixschattens.”

Von beiden Aussagen des Magiers leicht verwirrt nickte Yanda nur gespielt verständnisvoll, während sie sich hinter dem Ohr kratzte.

“Sagt einfach Bescheid, wenn es Erkenntnisse gibt und wenn Ihr wisst wie viel Eure Mühen die Sonderflottille kosten. Ihr findet mich im Kriegshafen oder gebt Sebald Bescheid.”

“Über den Preis haben wir bereits verhandelt. Die Rechnung übernehme ich, mach Dir darüber keine Gedanken.”, versicherte Sebald wohlwollend.

“Ja das habe ich schon mit Von Gerben geregelt. Rein aus Interesse: Wo bringt Ihr denn die anderen Exemplare noch hin?”, erkundigte sich Marco mit einem gespielt gleichgültigen Unterton.

“Oh, den ersten haben wir der Efferd-Kirche übergeben, den dritten bringen wir jetzt noch zur Akademie. Die wollten sich die Sache auch einmal ansehen.”, innerlich musste Yanda grinsen. Der Magus sprang von ganz alleine auf ihren Plan an.

“Ach diese Paragraphen-Magier müssen sicherlich erst wieder zehn Formulare ausfüllen bevor sie überhaupt den ersten Zauber wirken dürfen. In diesem Mond würde ich da nicht mehr mit einem Ergebnis rechnen.”, ein leicht säuselndes Lachen begleitete Marcos Antwort.

“Das hoffe ich nicht, ich brauche die Ergebnisse wirklich dringend. Denn wir wollen - wie ihr durch unser Schreiben wisst - unsere gemeinsamen Ergebnisse im Kloster St. Lialiella in Gaulsfurt zusammentragen. Ich zähle da auf Euch und im besten Fall einen Gesandten.
Kommt Männer, wir müssen jetzt auch weiter.
Vielen Dank für Eure Unterstützung Hochgelehrter Herr. Ich hoffe auf ein baldiges erkenntnisreiches Wiedersehen. Möge Hesinde über Euch wachen.”

Mit einer angedeuteten Verbeugung drehte sich der Magus zur offenstehenden Eingangstür des Herrenhauses. Auch Yanda wandte sich zum Gehen und schickte den Matrosen mit dem leeren Karren direkt zurück zum Kriegshafen. Dann setzte sie sich etwas ab und wartete auf Sebald, der gerade die letzte Stufe der Treppe herunter humpelte.

“Jetzt musst du mir aber mal erzählen wie du an die Planken meines Schiffes gekommen bist!”


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Texte der Hauptreihe:
10. Eff 1043 BF
Die Flottille und die Grauen Stäbe
Tümmler in der Darpatmündung


Kapitel 30

Tümmler in der Darpatmündung
Autor: DreiHund