Geschichten:Schäumende Wasser - Der Darpat kommt zur Ruhe? - Pläne werden gemacht.

Aus GaretienWiki
Version vom 10. August 2021, 09:01 Uhr von Vlad (D | B)
(U) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (U) | Nächstjüngere Version → (U)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Aus den Aufzeichnungen des Jovis von Cardebas (dem Perlenmeer überlassen) - Ende Hesinde bis Tsa 1043 BF:

"Es ward vollbracht, alle lagen sich in den Armen, selbst die die vorher noch wetternd sich gegenüberstanden. Die Wasser sind ruhiger, sagen sie, die Ufer sind ruhiger, sagen sie. Spätestens jetzt, wo eisiger Regen - den stürmisch-grimmen Brüdern nach dem Willen - den alten Darpat nun in Fesseln legen, um auch das letzte zu tilgen, das sich unserer geballten Kraft noch hatte entziehen können, sagen sie. Doch seit das Wesen des Südweisers mir seine ersten tiefen Geheimnisse offenbarte, ahne ich, dass sie nur die Oberfläche schauen. Sie verstehen sich auf das Wogen und die Wellen, auf den Spiegel und die aufgepeitschte See. Doch was hinter der glatten Oberfläche oder der schäumenden Gischt liegt, können sie nicht sehen. Ich vermeine zu sehen, doch bin ich mir nicht sicher, wer mir diesen Blick geschenkt hat. Ich habe Angst; die Tiefe birgt Geheimnisse und innere Erkenntnis in ihren Strömen, doch auch Dunkelheit und Finsternis. Was ruft mich? Wer ruft mich? Wenn doch der Herr Efferd stets mit donnernder Stimme spricht: Diese hier flüstert."

"Der alte Darpat steht tatsächlich still. Das Flüstern ist sehr leise, tief unten im Fluss, im Meer, in mir. Seit unserem Kampfe gibt es keine Meldungen mehr von Widernatürlichem oder dem Verschwinden von Mensch und Tier - außer den üblichen - Wagemutige oder Leichtsinnige, die das dünne Eis auf dem Darpat überschätzen und unserer Welt verlustig gehen - hinabsteigen in ihr letztes Bett. Doch wo es mich des Nächstens selbst hinzieht. Ich habe mittlerweile keine Angst mehr - doch der Mut fehlt mir ebenso. Da ist nur die Neugier auf das Unbekannte, das entdeckt werden will. - Sie sagen, ich wirke in mich versunken, ich solle meinen Gefühlen freien Lauf lassen wie sie, die sie ein Fest planen. Im Frühling, um unseren Sieg, den Fluss, die Markgrafschaft und den Herrn Efferd zu feiern, an der Brücke seiner Heiligen. Doch meine Gefühle sind nicht ausschweifend, ich bin ruhend, mein Blick richtet sich darauf, was vor mir und nicht auf das, was hinter uns liegt. Ich beginne zu sehen, ich sehe das Nahe und das Ferne, ich sehe den Rücken des doppelseitigen Spiegels und den Himmel, den er auf der einen und den (Ab)Grund, den er auf der anderen Seite zeigt. Und dort sehe ich Frieden und Ausgleich - aber da ist stets noch etwas, was die an der Oberfläche nicht sehen. Und das sich auch mir noch entzieht."

"Ich bin wieder hierher zurückgekehrt. Oben stört die wilde Hektik meine Gedanken. Ich brauche die Ruhe. Doch dort oben sind alle in heller Aufregung. Das Eis schmilzt, der Frühling kommt, der Darpat fließt wieder seinen gewohnten Gang. Alle schauen bang auf ihn, doch beschwören zugleich, man habe gesiegt mit der Hilfe des Weisers, den Efferd ihnen schenkte. Ich habe diesen Schatz kaum noch zu Gesicht bekommen, doch das brauche ich auch nicht. Er weist mir den Weg im Inneren, das habe ich nun erkannt. Und ich erkenne nicht den unberechenbaren und stürmischen Geist Efferds, denn die Weisungen sind klar, deutlich und von ruhiger Weisheit erfüllt. Jetzt, wo der Darpat wieder mit voller Kraft ins Meer hinaus fließt, wird das Flüstern zu einem sanften strömen, das mir Geschichten erzählt aus nahen und fernen Ländern und vom Grund. Die Strömung weist mir die richtige Richtung, doch ich verstehe sie noch nicht ganz. Ich spüre einen alten Unmut, über alte Trauer und alten Zwist. Die Ströme wollen fließen, doch stehen sie zwischen alter stürmischer Liebe über ihnen und alter trauriger Wut unter ihnen. Ich denke, ich soll ihr Sprachrohr sein. Lossagen wollen sich und soll ich die Ströme, lossagen soll ich mich. Es zieht mich hin und her, auf und ab. Alter Zwist droht mich zu zerreißen. Ein letzter Kampf steht an, um mich zu befreien. Der Südweiser - er ist mein Herz."

"Mein Plan steht fest. Schon bald, am 30. Tag des Mondes der jungen Göttin, werden sie alle sich selbst zelebrieren. Erneut vom Darpat hinab bis zum finalen Fest an der Brücke, das neue Prachtschiff der markgräflichen Flottille - ha, sie nennen es Blutrochen - soll die Siegesparade anführen. Einladungen gehen durch ganz Perricum, es wird ein ziemlicher Trubel herrschen in all der Heiterkeit und dem Siegestaumel. Ich ahne nun, dass der Trubel größer werden wird, als sie sich bewusst sind. Während sie ausgelassen den Herrn Efferd feiern, wird der alte Darpat erneut aufgepeitscht. Die Ströme erzählen mir von wildem Sprudeln und (Jubel)Schreien - die schließlich die letzte Dunkelheit aus des Darpats Bette treiben werden - wahrscheinlich. Dies wird mein Moment sein, der Moment am Horizont, den mir die Ströme gewiesen haben. Diese Gelegenheit werde ich nicht verpassen. Der Weiser darf weder denen an der Oberfläche, noch denen am tiefsten Grund gehören. Und während alter Zwist erneut aufbrausen wird, werden die Ströme den Weiser mit sich nehmen. Mein Plan steht fest."


 Meer.svg
Texte der Hauptreihe:
Ende Hes 1043 BF 18:00:00 Uhr
Der Darpat kommt zur Ruhe? - Pläne werden gemacht
Schlangenjagd


Kapitel 58

Ein Fest zur Erinnerung
Autor: Jan