Geschichten:Schatten über Waldstein Teil 1

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Leihenbutt, 18. Rahja 34 Hal

„Danke, Mutter Travine, `abt Dank, dass I`r ein wenig eurer kostbaren Zeit für misch aufbringen könnt!“

In ein schlichtes Büßergewand gekleidet kniete Simiona in der Sakristei des Traviatempels von Leihenbutt vor der alten Mutter Travine, die erst vor wenigen Monden in das kleine Städtchen gekommen war, um dort die Leitung des neu errichteten und noch immer nicht ganz fertigen Traviatempels zu übernehmen. Die Tränen rannen der Comtessa über das Gesicht, während sie der alten Frau die Hände küsste.

„Nicht doch, mein Kind, hör auf zu weinen.“ Die alte Frau blickte die jüngere mitfühlend an. „Die Zeiten haben uns viele üble Dinge beschert, doch es ist nicht der Wille der Götter, dass wir uns in Trauer und Hoffnungslosigkeit verlieren. Doch nun sage mir, was dir auf dem Herzen liegt.“

Simiona blickte sie schluchzend an: „Seid den furschtbaren Ereignissen um Gareth und We`r`eim sind so viele schlimme Dinge gesche`en, dass isch gar nsicht weiß, wo isch beginnen soll.“

„So berichte mir nur von Anfang an, mein Kind.“

Simiona rang um Fassung. „Es begann damit, dass meine Baronie, will sagen, die Baronie meines Mannes Nimmgalf von za´llosen Söldnern, Plünderern, Mordbrennern und anderen noch schrecklischeren Gestalten verwüstet wurde.“ Die alte Frau nickte traurig, natürlich waren ihr die Ereignisse der letzten Wochen nicht verborgen geblieben. „Mit meiner letzten Kraft, beina`e me`r als isch aufbringen konnte, gelang es mir aber in Abwesen`eit meines Mannes der schlimmen Lage `errin zu werden. Leider ging das nsicht o`ne Blutvergießen, und viele, viele gute Menschen mussten sterben, um das Böse zu vertreiben.“

Mutter Travine streichelte ihr über das blonde Haar. „So schlimm uns das vorzeitige Ableben guter Menschen dauert, so können wir doch die Hoffnung aufrecht erhalten, dass es stets zum Guten geschah, und dadurch noch viel schlimmeres Leid verhindert werden konnte. Ach, gräme dich doch nicht so, mein Kind.“

Simiona brach in Tränen aus. Erst nach einigen Minuten beruhigte sie sich wieder. „Nun endlisch ke`rte mein geliebter Mann zurück. Zunächst war alles gut, doch als er all das Leid und all den Kummer der Menschen sah, erfüllte es sein `erz mit großer Trauer und Bitterkeit. Er schob mir die alleinige Schuld daran zu und wollte sisch einfach nischt me`r beru`igen. Eines Nachts verließ er misch dann und entfü`rte meinen kleinen So`n aus unserem warmen `eim. Jetzt weiß isch nischt me`r ein noch aus, gute Mutter. Was soll isch bloß tun?“

Die alte Traviageweihte nickte nur. „Ich kann deinen Kummer verstehen. Und ich gebe dir den Rat, stets zu den Zwölfen zu beten, und nie die Hoffnung aufzugeben, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird. Versuche mit deinem Mann wieder ins Gespräch zu kommen und sucht gemeinsam die Nähe der Zwölfe und ihrer Diener auf. Dann wird er sicher einsehen, welchem Irrtum er auferlegen war, und zu dir zurückkehren.“

Simiona wagte daraufhin den milden Versuch eines Lächelns. Sie stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. „`abt Dank, `abt Dank für alles, gute Mutter. Isch wüsste wirklisch nischt, was isch o`ne die Nä`e und den Segen der Zwölfe tun sollte. I`r `abt mir die `offnung gegeben, dass sisch doch alles in Kürze zum Guten wenden wird. Bei allen Zwölfen, `abt Dank.“

Noch während Simiona die Tempelhalle verließ, zog sie sich vorsichtig ein hauchdünnes Häutchen von den Lippen, nur wenige Herzschläge, bevor sie den dumpfen Aufprall des Körpers der Geweihten auf dem Tempelboden vernahm. Bartholomäus neueste Kreation schien zu funktionieren.