Geschichten:Schäumende Wasser - Am markgräflichen Hof I.

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Schloss Perringrund, 3. Efferd 1043 BF

Der Festsaal des markgräflichen Schlosses Perringrund war festlich geschmückt. Neben dem verwaisten Thron stand Seneschall Zordan von Rabicum, der trotz seines fortgeschrittenen Alters eine Würde und Erhabenheit ausstrahlte, die seines gleichen suchte. Fast dreißig Götterläufe stand er dem Hof schon als Seneschall vor. Dreißig Götterläufe, die viele Veränderungen mit sich brachten, aber er war die Konstante, der Fels in der Brandung. Auch wenn er stets im Namen des Markgrafen sprach und handelte, so hatte er seinem Amt eindeutig seinen persönlichen Stempel aufgedrückt. Er hatte seine Familie in vorher nicht gekannte Höhen gehoben, sie von perrinlander Niederadel in den zackenlander Hochadel geführt. Die Loyalität zum Markgrafen war buchstäblich und unverbrüchlich, und darauf konnte sich Rondrigan Paligan auch verlassen und überließ viele Entscheidungen seinem treuen Seneschall. Doch er war nicht mehr der Jüngste. Mit seiner Ernennung zum Baron von Bergthann hatte er den Gipfel des zu Erreichenden erklommen – und gleichzeitig die Neider auf den Plan gerufen, die nun mit den Hufen zu scharren begannen. Nun ging es um sein Vermächtnis, denn er plante in Generationen. Sein Enkel und Erbe Welferich war ein ungestümer und zorniger Mann. Als einer der Lichtgestalten der Raulschen Liga war er brauchbar, nicht jedoch für die große Politik. Rukus, der letzte noch lebende Sohn Zordans, war ein perricumer Ritter wie er im Buche stand. Doch fehlte es ihm an Rücksichtslosigkeit und Abgebrühtheit die es auf dem politischen Parkett zuweilen brauchte. In Rukus Tochter Geldana sah er großes Potenzial ihm einmal auf der großen politischen Bühne zu folgen. Doch mussten ihr noch einige Flausen ausgetrieben werden. Als Vögtin von Bergthann konnte sie sich in seinen Augen nun als würdig erweisen, oder aber im Staub der Geschichte vergehen. Seine Hauptaugenmerk und große Hoffnung war sein Urenkel Rondrigan. Die ihm verbleibenden Lebensjahre würde er nutzen um den gerade mal 14 Sommer zählenden Jüngling nach seinem Vorbild zu formen.

Es war der 3. Efferd, der 'Tag der heiligen Kvorvina vom Berge' nach dem neuen korgonder Festritus. Zordan hatte das heutige Ereignis ganz bewusst auf diesen geschichtsträchtigen Tag gelegt. An diesem Tage vor drei Götterläufen offenbarte sich das korgonder Feuerzeichen im Wall und wies den Weg zum heiligen Altar der großgaretischen Lande. Die großgaretischen Rittertugenden korgonder Prägung erfreuten sich auch in Perricum immer größerer Beliebtheit. Die feierliche Erhebung eines Pagen in den Stand eines Knappen war ein würdiges Ereignis für diese feierlichen Ehrentag. Besonders, wenn es sich um den werdenden Knappen um Zordans Urenkel Rondrigan handelte.

Ehrfürchtig kniete der Junge mit demütig gesenktem Kopf vor dem Markgrafenthron. Wenige Schritte vom Seneschall entfernt versammelten sich die anderen einflussreichen Höflinge, wie die Landrichterin Perrica von Alxertis, die Kämmerin Aldessia von Zackenberg und der Hofgeweihte Yaldur Plenkner. Mit etwas Abstand folgen der Hofmagier Eboreus von Rabicum, die Hofmedica Virlana von Palmyr-Donas, sowie der Herold Edelbrecht von Gaulsfurt. Der Saal füllte sich mit dem übrigen Hofstaat, Dienern und Gardisten.

Viermal pochte der Herold mit seinem Stab auf den steinernen Boden. Diener öffneten die zweiflügelige Tür und der erste Hausritter Rukus von Rabicum betrat mit den sieben markgräflichen Knappen und Knappinnen den Festsaal. Rukus trat vor den verwaisten Thron, verbeugte sich tief und wandte sich dann zu dem vor dem Thron knienden Rondrigan, während die Knappen rechts neben dem Thron Aufstellung nahmen.

„Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“ Die Stimme des ersten Hausritters dröhnte mit Wucht durch den ganzen Saal.

„Ich, Rondrigan von Rabicum, Erbe der Lande Rabicum!“, antwortete der Angesprochene mit fester Stimme.

„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, erwiderte Rukus.

„Ich, Rondrigan von Rabicum!“ Die Stimme des Jungen war nun etwas gesetzter.

„Eine solche Person ist mir unbekannt. Wer begehrt in die ehrenwerte Schar der herrschaftlichen Knappen aufgenommen zu werden?“, wiederholte Rukus seine Worte.

„Ich, Rondrigan, einfacher Diener des Landes!“ Demut schwang in den ruhig vorgetragenen Worten wieder.

„So sei es!“

Nach und nach traten die markgräflichen Knappen einen Schritt vor.

„Gedenke dem Aufbäumen der heiligen Erde!“ - Leto von Darben-Dürsten

„Erhöre den Ruf des Windvogels!“ - Pernula von Zolipantessa

„Folge der ehernen Schlange!“ - Timshal von Rauleu

„Trage die heilige Kvorvina im Herzen!“ - Nedime Eorcaïdos von Aimar-Gor

„Ermahne dich an den eisigen Fingerzeig!“ - Xanjida von Sanzerforst

„Knie nieder am Felsen der roten Hand!“ - Timshal von Salicum

„Trage die Kunde vom wiedererschienenen Altar der gerechten Herrschaft in das Land!“ - Caya vom Greifener Land

Nun erhob der Seneschall kraftvoll das Wort.

„Rondrigan, schwörst du demütig dem Land und seinem Herren die Treue, gelobst du feierlich dein Blut zu vergießen in Zeiten der Not, versprichst du deinem Herrn mit Rat und Tat beizustehen, ihm Schwert und Schild zu sein?“

Der Junge erhob seine rechte Hand zur Schwur.

„Meine Treue gilt dem Land und seinem Herrn, vergießen werde ich mein Blut für das Land in Zeiten der Not, mein Rat und meine Tat sollen meinem Herren zur Ehre gereifen, auch darbiete ich ihm mein Schwert und mein Schild. Das schwöre ich hier, als sei ich am Altar der gerechten Herrschaft.“

„So erhebe dich, Knappe Rondrigan, die Gemeinschaft der Ritterlichen des Landes erwartet dich!“

Erhaben und nicht ohne Stolz erhob sich der Knappe und reihte sich ein in die herrschaftliche Knappenschar.

So endete dieses denkwürdige Ereignis, das seines gleichen suchte. Denn in dieser Form hatte eine Initiation eines Knappen am Markgrafenhof noch nicht stattgefunden. Die Verweise auf das heilige Korgond waren unübersehbar und mach einer fragte sich, ob das Geschehene dem allgemeinen Zeitgeist der Rückbesinnung geschuldet war, oder aber damit zu tun hatte, dass es es sich um den Urenkel des Seneschall handelte.



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Texte der Hauptreihe:
3. Eff 1043 BF
Am markgräflichen Hof I.
Am markgräflichen Hof II.


Kapitel 18

Am markgräflichen Hof I.
Autor: Bega