Geschichten:Rotes Haar – Mutter

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Baronie Schwarztannen, Burg Scharfenstein, 24. Efferd 1044

„Ihro Gnaden“, hob Meara ni Rían da an und fügte eilig hinzu, weil sie die Geweihte bereits im Nachthemd vorfand: „Verzeiht die späte Störung.“ Die Zofe schob das Mädchen weiter in den Raum hinein. „Nella möchte Euch etwas fragen.“

Das Kind blickte die Geweihte mit ihren großen, kastanienbraunen Augen an. Nurinai erwiderte ihren Blick.

Weil das Mädchen aber keinen Ton von sich gab, schob die Zofe sie noch etwas weiter in den Raum hinein.

„Ich... ich...“, begann das Mädchen da plötzlich zu stammeln, „Kann ich... ich bei Euch... schlafen?“ Sie schluckte. „Vielleicht?“ Flehend blickte Nella die Geweihte an. „Wenn‘s geht. Also wenn nicht, dann...“

„Natürlich“, versicherte Nurinai da nickend, „Natürlich geht das.“

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„Ihro Gnaden?“, hob Nella da nach einiger Zeit leise an. Nurinai hielt sie im Arm, sie spürte ihren warmen Atem in ihrem Nacken.

„Hm?“, macht die Geweihte da.

„Wo ist denn... die Frau von Raukenfels?“

Nurinai sog scharf die Luft ein: „Wie... wie meinst du das?“

„Ihr habt euch doch lieb. Warum schlaft ihr dann nicht in einem Bett?“

„Weil... weil...“, die Geweihte wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, „Weil... Sie hat zu tun.“

„Zu tun?“

„Sie ist doch Vögtin, Nella.“

„Hm“, machte diese da nur, „Und da hat sie auch nachts zu tun?“

„Was weiß denn ich?“, erwiderte Nurinai etwas ungehalten, „Von den Aufgaben eines Vogtes weiß ich wenig.“

„Aber...“, das Kind zögerte, „Aber... Ihr seid nicht böse auf sie?“

„Warum sollte ich?“

„Na, wegen der Alten Dame.“

Nurinai schwieg sich dazu aus.

„Dann seid Ihr ihr also doch böse“, stellte Nella da fest, „Das solltet Ihr nicht. Sie wollte Euch nur helfen!“

„In dem sie dir ein Pferd schenkt und mir nichts davon sagt?“

„Indem sie Euch bei meiner Ausbildung hilft. Ihr könnt auch nicht alles alleine machen.“

„Mit einem Pferd?“

„Ja, denn mit der Alten Dame bin ich nach Schloss Dryadenstein zu der Frau von Pranteln geritten.“

„Zu...“, Nurinai stockte, „... Helidora von Pranteln, der Edlen auf den Vulperauen?“

„Ja“, stimmte das Mädchen ihr zu, „Genau zu der. Zuerst musste ich das Knicksen üben und auch, wie ich mich angemessen vorstelle. Höfisches Benehmen ist der Frau von Pranteln nämlich seeehr wichtig.“ Sie nickte energisch, was Nurinai natürlich nicht sehen konnte. „Sie hat auch Titulaturen mit mir geübt, genauso wie Heraldik, aber ich kann mir noch nicht alles merken, das ist ja auch ganz schön viel. Ich habe dort auch das Reiten gelernt und wie man ein Pferd richtig versorgt...“

Die Geweihte schwieg.

„Die Frau von Raukenfels wollte Euch nur helfen. Es sollte eine Überraschung werden“, das Mädchen seufzte, „Die habe ich ihr jetzt verdorben...“

„Ich mag Überraschungen nicht!“, erklärte sie entschieden, „Ich kann sie nicht leiden.“

„Ich auch nicht“, stimmte Nella ihr zu, „Ich mag sie auch nicht.“

Eine Zeit lang war es dann still zwischen den beiden, Schlaf fanden sie aber noch nicht.

„Ihro Gnaden Nurinai?“, hob da Nella erneut an. Ihre Stimme sehr ernst.

„Hm?“, fragte die Geweihte in die Nacht herein.

„Könnt Ihr nicht unsere Mutter sein?