Geschichten:Rotes Haar – Familie

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Baronie Schwarztannen, Burg Scharfenstein, 28. Peraine 1043

Nella guckte Nurinai an. Nurinai guckte Nella an.

„Und das... das...“, stammelte das Mädchen, „Was... was heißt das denn?“

„Das du adelig wirst“, erklärte die Geweihte da sanftmütig, „Du und dein Bruder.“

„Hm“, machte Nella da und Falten bildeten sich auf ihrer Stirn, „Ich weiß doch gar nicht, wie das geht.“ Hilfesuchend blickte sie die Raukenfelserin an. „Das mit dem adelig sein.“

„Ach, das ist leicht“, winkte da Yolande ab, „Ganz leicht.“

„Du gehörst dann nicht nur zu uns, sondern du bist ein Mitglied unserer Familie“, führte Nurinai aus, „Eine Rían. Eine echte Rían. Und hast fortan eine große Familie im Rücken auf die du dich immer verlassen kannst.“

„Hm“, machte Nella da erneut, „Und was wird... wird aus...“ Sie schluckte. „... Mutter?“

„Mirya wird immer eure Mutter bleiben“, versicherte Nurinai, „Sie hat euch empfangen, ausgetragen und geboren, für euch gesorgt und euch geliebt. Daran wird sich nichts ändern.“

Sie hielt einen Moment inne. „Sie wird eure Mutter bleiben. Für immer. Und nichts und niemand wird daran je etwas ändern.“

„Leomar...“, sie seufzte schwer, „Leomar wird sich aber nicht an sie erinnern...“

„Aber du kannst dich an sie erinnern“, gab Yolande zu bedenken, „Und das weit besser als es jemand von uns könnte. Du wirst ihm von ihr erzählen. Ihm erklären, wer sie war und wie sie war.“

Nella nickte nachdenklich, äußerst nachdenklich: „Wenn ich sie nicht vergesse...“

„Seine Mutter vergisst man nicht“, versuchte die Geweihte zu beruhigen, „Ich war so alt wie du, als ich mein Noviziat antrat und mein Zuhause verließ und damit auch meine Eltern.“

„Ich hab aber Angst, sie zu vergessen“, hilfesuchend blickte sie Nurinai an, „Große Angst. Sehr große.“

„Das verstehe ich gut“, sie strich dem Mädchen durchs Haar, „Sehr gut sogar. Aber die Angst ist ein schlechter Lehrmeister, Nella. Sie lähmt uns, unser Denken, unser Leben und macht uns vollkommen handlungsunfähig.“

Narzisschen hat recht“, pflichtet Yolande ihr da bei, „Du bist so mutig und tapfer und so stark! Nella, wenn du sie nicht vergessen willst, dann wirst du sie auch nicht vergessen. Ich bin mir da sicher und Nurinai...“ Sie blickte zu ihr hinüber. „... auch.“

„Ich kann mir nicht so recht vorstellen, eine andere Mutter zu haben“, gestand Nella da beschämt ein, „Ich will auch keine andere Mutter...“

„Das brauchst du auch nicht“, versprach Nurinai, „Zwischen uns kann alles so bleiben wie es ist. Ich kann weiterhin Ihro Gnaden Nurinai für dich sein.“

„Hm“, machte Nella da, „Aber es wird doch nicht alles so bleiben, wie es ist?“

„Du wirst von jenem Zeitpunkt an Nella ni Rían sein und dein Bruder Leomar ui Rían. Formal betrachtet seid ihr dann meine Kinder. Damit seid ihr beide adelig und habt die ganzen damit verbundenen Rechte und Pflichten“, erklärte Nurinai, „So kann deinem Bruder eine ritterliche Ausbildung zuteil werden. Jedoch...“ Sie hielt einen Moment inne. „... wird sich die Praios-Kirche das einiges kosten lassen...“

„Davon kannst du ausgehen“, lachte die Raukenfelserin da, „Deren Tempel in Schwarztannen ist ziemlich heruntergekommen...“

„Herunter... gekommen?“, spottete Nurinai amüsiert, „Es regnet doch nicht etwa zur goldenen Kuppel rein?“

Yolande winkte ab: „Sie mussten sogar goldenen Eimer aufstellen...“