Geschichten:Rot und Schwarz 22 – Treue und Dienst, Recht und Ordnung

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Burg Nymphenhall, am 12 Travia 1037BF.

Im grünen Saal war alles festlich dekoriert, die vielen Aufenthalte bei den inzwischen unzähligen Adelstreffen an denen Malepartus teilgenommen hatte, hatten ihn entsprechend inspiriert. Lange Banner hingen zwischen den Fenster der Seeseite, jenes vom Jtm. Helburg, gefolgt von den neuen Banner der Vogteien Dornbusch, Niffeltal, Caldarios und Silvadon, der Schluss bildete das Banner vom Ordensland der Innocensier. Gegenüber an der Wand zum Hof hingen die Schilder der großen Familien der Baronie, die in Amt und Würde standen. Angeführt von dem der Helburg, welches an dem Platz des ehemaligen Nymer Wappenschildes hing. Gefolgt von den Monserval, den Albensteyner, den Garm, dem Haus Pfiffenstock und ein gänzlich neues, mit einem roten Einhorn auf Weiß, welches Kenner der Heraldik der Familie Zweifelfels zuordnen konnten.
An der Stirnseite mit den beiden Sesseln prangerten die Banner von Höllenwall und des Hauses Helburg.

Die Nymer Garde flankierte das Herrscherpaar, und sicherte auch den großen Eingang zum Saal. Für die wichtigsten Gäste waren Stühle aus der Stadt Höllenwall und dem Niffelheim herangeschafft worden, das Gro würde jedoch stehen müssen.

Seine Gemahlin Ondinai saß bereits auf ihrem Platz, sie trug ein neues Kleid, welches sie während ihrem Aufenthalt in Gareth hatte anfertigen lassen.
Entgegen ihrem sonstigen Geschmack bestand es aus tiefblauer Seide, die Säume zierten Spitzen mit Einhörnern, alles war auf ihr neues Amt ausgerichtet. Wäre Ondinai nicht so hartnäckig gewesen, er hätte niemals zugelassen, dass das alte Wappen der Nymer nun die Vogtei Silvadon zierte. Aber dies hatte auch Vorteile, die Stadtbevölkerung sah darin tatsächlich ein Symbol der Aussöhnung mit den Helburgen, was man ihm und seiner Schwester nun ständig beteuerte. Und obwohl Magnata eigentlich die gesamte Feierlichkeit organisiert hatte, hatte seine Gemahlin nach ihrer Rückkehr noch einige markante Änderungen vorgenommen.
Unter anderem die Musiker, und so ertönte nun auch zur Praiosstunde von der Empore der Fanfarenhall und die Gäste wurden entsprechend ihrem Rang und ihrer Bedeutung hineingerufen.
Neben Malepartus stand sein ältester Sohn Malebor, den sie für dieses Ereignis extra mit einer Sondererlaubnis von der hohen Kriegsschule geholt hatten, neben Ondinai der kleine Maleparto. Einzig Morgai Ordana war in Punin verblieben, die magische Akademie duldete keine Ausnahmen aus geringen Anlässen. Malepartus hatte vor Wut geschäumt, doch Ondinai war es gelungen ihn wieder zu beschwichtigen.
Der Baron selbst war feierlich gekleidet, ein neuer schwarzer Gehrock, und anstatt seinem Barett trug er tatsächlich die Baronskrone der alten Nymer. An der Brust prangerte der Greifenstern in Silber, und an einem Amulett hing der Weiße Stein. Gegürtet mit dem Erzschwert, auf dessen Knauf seine linke Hand mit dem silbernen Familienring ruhte.
Von seinen Geschwistern fehlte nur Malepia, bis heute hatte er ihr ihre damalige Flucht zur Natter nicht verziehen, und ließ sich in diesem Punkt auch von niemandem umstimmen.

Der Hofstaat hatte sich links und rechts neben den Herrscher postiert. An der Seite von Malepartus standen der Hofkaplan Denderan von Pfiffenstock und der Schatzmeister. An der Seite Ondinais die Vögtin und der Hauptmann Gorn Eichenschild. Der Hofherold stand am Eingang und rief nacheinander die Gäste herein.

Auf speziellen Wunsch seiner Gemahlin allen voran der Abt Malachit vom Muspellgrund, begleitet von den Traviageweihten aller Tempel der Baronie. Ihm folgten die Luminiferi und niederen Geweihten der Praioskirche, und der Baron achtete sorgfältig darauf zuerst den Prälaten aus Höllenwall zu begrüßen, was dieser mit einem wohlwollenden Lächeln quittierte. Die Giganten-Fraktion aus Peraine, Ingerimm, Efferd und der Tsa-Geweihten bildeten den Abschluss. Allesamt traten sie vor den Baron und seine Gemahlin, wurden begrüßt und im Namen der Zwölfe willkommen geheißen und dann von Dienern an ihre Plätze geführt.

Beim Einzug der Familien kamen zuerst die restlichen Helburger, angeführt vom Ältestenrat unter der Leitung seiner Base Morhild. Dann die Monserval mit der strahlenden Dame Avallona vorweg, und schließlich die Handvoll Albensteyner und Garms. Die Verbitterung hatte im Gesicht von Garm Bardwig deutlich Spuren hinterlassen, sein Gruß entsprach der Form, ließ aber jegliche Freundlichkeit vermissen. Dieser Feindschaft konnte sich Malepartus sicher sein. Ondinai hingegen wirkte ein wenig irritiert über die kühle Haltung, sprach es aber wohl den Trauerfällen zu und kondolierte nachträglich. Woraufhin sich das Gesicht des Garms regelrecht versteinerte.
Es folgten die Honoratioren der großen Ortschaften, die allesamt unterwürfig ihre Loyalität bezeugten und sogar Geschenke überbrachten.
Zuletzt und überraschend für die meisten Anwesenden betrat Elna von Zweifelfels mit ihrem Gemahl den Saal. Böse Blicke erntete sie vor allem von den Garms und Albensteynern.


Feierlich eröffneten Praiowin Biebenstein, der Luminifer der Stadt Höllenwall, den Konvent. Er beschwor Recht und Ordnung und sprach seinen Segen über die Versammlung. Ihm folgte der Vater Abt der Innocensier, der in seinem Gebet die Treue und Einigkeit beschwor. Und in seiner anschließenden Predigt eindringlich über heilige Eide sprach, die von Keinem, weder Herrn noch Knecht zu brechen seinen. Das donnernde „Heilig, Heilig, Heilig!“ im Anschluss dieser Predigt, mochte manch einem Mahnung und Warnung sein.

Der Baron von Höllenwall hielt daraufhin eine lange Rede über Recht und Ordnung, welche die fünfzehn Jahre seiner Herrschaft glorifizierten und zumindest von den Helburgern regen Applaus bekam. Zum Ende dieser Rede eröffnete er den eigentlichen Zweck dieses höllenwaller Konventes, der den meisten inzwischen bekannt war. Es galt die große Landreform der Höllenwaller Lande zu verkünden und zu siegeln, die neuen Vögte und Schultheißen zu ernennen oder zu bestätigen, ebenso wie die Ritter die nun den jeweiligen Vogteien unterstellt waren.
Die Vögtin Magnata setzte im Namen des Barons von Höllenwall die neuen Schultheißen von Zwergau, Unkenbrück, Garmbinnen und Einhornsteyn ein. Im Anschluss wurde sie von Malepartus selbst zur Schultheiß der Stadt Höllenwall bestellt.


Bevor die Vögte ernannt wurden, übernahm der Baron persönlich die Ernennung der neuen Ritter zu Grummstein, Trollbrück, Zollsteyn, an der Niffel (in Personalunion als Junker) und Widderhall, während die ersten an das Haus Helburg fielen, erhielt Elna von Zweifelfels die Ritterwürde zu Widderhall, was zu einem allgemeinen Raunen führte. Denn dadurch fasst nun eine weitere namhafte Familie Fuß in der Baronie.


Eröffnet wurde der Rahmen dieses feierlichen Zeremoniells mit der Baronin Ondinai von Weyringhaus-Helburg. Ihr zur Seite standen Eladrin von Albensteyn und Magnata von Helburg.
Feierlich wurde die Amtskette aus Gold mit dem Wappenmedallion auf die Schultern der neuen Vögtin zu Silvadon gelegt. Eladrin bekam das neugefertigte Banner überreicht und Magnata das Siegel. Der Abt der Innocensier nahm ihr das Treue- und Dienstgelübde ab.
In Amt und Würden eingesetzt schworen ihr die Ritter und Schultheißen zu Silvadon unter dem Segen seiner Hochwürden Praiowin Biebenstein Dienst und Treue.
Der gleiche Ritus wiederholte sich nun für die anderen drei Vögte.
Ihr folgte Avallona von Monserval, deren freudiges Strahlen das aller anderen übertraf. Als ihr Malepartus die Amtskette anlegte, liefen ihr sogar Tränen über die Wangen. An ihrer Seite waren die Kinder Annavallona und Arlan, die voller Stolz Banner und Siegel annahmen.
Als nächste wurde Mora von Helburg zu Niffeltal ernannt, jene Vogtei die zur Gänze an das Haus Helburg viel, deren Ritter Banner und Siegel nahmen.
Zuletzt der unscheinbarste der neuen Vögte, Morganus Cordovan von Helburg zu Caldarios. Während seiner Ernennung jedoch war ein deutlich verächtliches Schnaufen zu hören. Denn offensichtlich hatte Morgana von Helburg, die jüngste Schwester des Barons sich Hoffnung auf dieses Amt gemacht. Beim Eid wiederum musste der Garm von seiner Hochwürden Eslamo Rappsilber deutlich ermahnt werden, bis er schließlich bereit war. Auch war der Garm keiner der beiden Zeugen, diese waren der neuen Ritter zu Trollbrück mit dem Banner und der Schultheiß von Garmbinnen für das Siegel. Der Fall des Hauses Garm war nun jedem im Saal klar und deutlich vor Augen geführt. Und Warnung und Mahnung für jeden, den Baron nicht zu hintergehen.


Danach verlass der Baron die Höllenwaller Urkunde, welche die Unteilbarkeit der Höllenwaller Kronlande bestätigte und somit verhinderte, dass jemals die Vogteien eigenständige Junkertümer werden würden, noch selbstständige Herrschaften bildeten. Unberührt von dieser Urkunde blieben das Junkertum Helburg und das Ordensland der Innocensier. Feierlich siegelte Malepartus das Dokument, welches bezeugt wurde vom Abt Malachit von Muspellgrund, seiner Hochwürden Praiowin Biebenstein, und den vier neu ernannten Vögten.


Der Ordnung war somit genüge getan, nun folgt die neue Regelung des Rechts, die von der Baronin von Weyringhaus-Helburg verkündet wurde.
Im Zuge der Landreform bekamen die Vögte die Erlaubnis und die Pflicht der niederen Gerichtsbarkeit, dem Freiengericht, von nun an Vogtgericht geheißen.
Das Herrengericht der mittleren Rechtsprechung oblag weiterhin dem Baron, in seiner Vertretung durch die Baronin oder die Lehensvögtin. Jedem Gericht sollte als Schöffe ein Mitglied der Praioskirche in beratender Funktion beisitzen. Dem Herrengericht als zweiten beratenen Schöffe der entsprechende Vogt oder Schultheiß, der diesem unterstehenden klageführenden oder beklagten Person. Die Durchsetzung obliegt den Rittern oder der Garde des Herrn Barons.
Die Gerichte hatten sich allesamt an das ordentliche Inquisitionsverfahren zu halten, und sollten durchaus mit krassen Strafen für Abschreckung sorgen.
Zu diesem Zweck wurde die Ritterin Elna von Zweifelsfels zu Widderhall in das Hofamt der freiherrlichen Inquisitionsrätin bestellt. Alle Klagen sollten durch sie vertreten werden.
Diese strikte neue Regelung sorgte für Raunen unter den Gästen, auch unter den Helburgern. Denn es machte deutlich, dass die bisherige Willkür der letzten Jahre ein Ende fand. Begrüßt wurde die neue Regelung durch die Honoratioren der Stadt und der Dörfer.
Bei der Übergabe der Ernennungsurkunde an Elna von Zweifelsfels, ließ es sich die frisch bestellte Inquisitionsrätin nicht nehmen eine kleine aber deutliche Rede zu halten. Die ihre strikte und strenge Auffassung von Recht und Gesetzt deutlich machte.


Anschließend verkündete der Baron den feierlich Zug in die Stadt Höllenwall, wo auf dem Marktplatz bereits ein großen Bankett vorbereitet war, es gab einen ganzen Ochsen, unzählige gebratene Schweine, Gänse und andere Speisen. Unter Fanfaren und Trommeln würden sie im langen Tross in die Stadt einreiten und dort die eingeführte Landreform in Saus und Braus vollenden. Gewaltiger Jubel erschallte von den Gästen, Hochrufe in Hülle und Fülle galten dem Baron, seiner Gemahlin und den neuen Vögten. Großteils lachend und erfreut erhob sich die Versammlung, man plauschte und schäkerte miteinander, tauschte sich aus und machte sich auf den Weg. Ondinai hatte zudem Gaukler in die Stadt geholt, die für weitere Unterhaltung sorgen würden.


Mit glimmenden Augen verfolgte Malepartus das Spektakel, er hatte es geschafft. Höllenwall hatte eine neue Ordnung, die ihn stärkte. Die engsten und gefährlichsten Thronanwärter der direkten Linie hatte er alle außer Landes verheiratet. Die Nebenlinien waren saturiert und vereinzelt zu schwach, und sollten sie es dennoch wagen, so würden seine Geschwister ihren Anspruch unter Hilfenahme ihrer neuen Familien mit Sicherheit durchsetzen, sah man mal von Weiden ab. Die Garms hatte er in den Staub getreten, und da sie um ihr Stammgut immer bangen mussten, würde sie die Füße stillhalten. Der Malagant war als erbärmlicher Feigling enttarnt und die erstarkten Monserval würden schon dafür sorgen, dass seine Sippe nichts zu lachen hatte. Ohne Ämter würden sie sich in Höllenwall auf Dauer nicht halten können.
All seinen Feinden und Spöttern zum Trotz hatte er sich eine starke Hausmacht erschaffen, die Nymer hatten gesät, und er hatte geerntet.
Und nun würde er sich wieder der Grafschaft und dem Reich zuwenden, zu lange schon lebten unbehelligt Natter und Ratte in ihren Verstecken. Es wurde Zeit sie zu zertreten. Auch mit Malwarth von Eslamsgrund hatte er noch eine Rechnung offen, hatte dieser doch seine Ambitionen am Grafenhof hintertrieben. Mag sein das sie in vergessen hatten, aber er war noch da und er würde seine Machenschaften und Rachegelüste nun austoben, getrieben von unstillbarem Hunger und unbändiger Wut.



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12. Tra 1037 BF zur mittäglichen Praiosstunde
Treue und Dienst, Recht und Ordnung
Höllenwaller Konvent


Kapitel 23

Glanz und Glorie zu Höllenwall.
Autor: Malepartus