Geschichten:Rollende Steine - Eide und Opfer

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Neuzeitliche Sage aus Perricum, in dieser Fassung nur im unzensierten Manuskript von Adhemerius Parvasilva in der "Legendae Garetiae sive Mysteria Antiqua" zu finden

Als Tedesco aus dem Schoß seiner Mutter kroch, wüteten Efferd und Rondra in einer sturmumtosten Nacht um die Vorherrschaft um ihre heilige Stadt am Darpatmund. Er war stark wie ein Leu durch seiner Mutter Blut, deren Geschlecht zahlreiche Ritter und Heroen im Reich hervorgebracht hatte. Und er war wendig wie ein Delfin, sein Vater entstammte einer stolzen Linie von Kapitänen.

Dem jungen Ritter fehlte es an nichts, als er eines Tages die Golgari-Pforte nach Nebachots Erbin durchritt und Risse in den stolzen Mauern erblickte, die nur die göttliche Leuin selbst einmal hatte bezwingen können. Heldarion, der schon Tedescos Mutter die Tugenden der Ritter lehrte, gab ihm den goldenen Helm Kashgars und flehte ihn, sich des siechenden Landes anzunehmen, aber Tedesco sah fort und dachte, dies sei an der Gräfin zu richten. Diese wusste nicht um ihres Eides Macht und Pflicht, und als der Rabenturm zerbrach, zerbrach auch das Herz der Gräfin, denn ihr Oheim Treuwardt der ihr von den acht Schwüren hätte sagen können, nahm den alten Eid mit ins Schweigen.

Eines weiteren Tages, Tedesco führte nunmehr stolz die Truppen des Reiches, sah er Risse am Fuße des alten Feuerturmes im Hafen, den Kaiser Sighelm einst für den Handel mit Maraskan erbauen ließ. Heldarion hatte ihn mit seiner alten Klinge Bahrgagant gegürtet, auf dass er Perricum zu neuem Glanze führe. Doch wieder ging er fort und dachte, dies sei an der Gräfin zu richten. Diese wusste nicht um ihres Eides Macht und Pflicht, und als der Feuerturm zerbrach, zerbrach auch das Herz der Gräfin, denn ihre Base, die als einzige noch die acht Schwüre hätte leisten können, starb an den Pocken.

Eines dritten Tages aber sah Tedesco Risse am Fuße des Oktagons, jenes Turmes, mit dem Nardes den großen Kriegshafen des Osten befestigte. Und diesmal, gegürtet mit Bahrgagant und behütet von Kashgars Helm erkannte Tedesco, das es an ihm war, dieses zu richten, das er der Nebachoten Lande reinwaschen und die acht Schwüre leisten müsse. Und obwohl Nardes' Turm nicht zerbrach, zerbrach doch der Gräfin Herz und sie stürzte in des Darpats dunkle Fluten. Und Tedesco eilte sich, Kaiser Valpo die bittere Kunde zu bringen.

Und Valpo ernannte Tedesco zum Grafen der Lande zwischen Wall, Meer und Darpat. Heldarion hieß ihn bei seiner Rückkehr, bald die Schwüre zu leisten, auf das sich das Land nicht erneut gegen den Herrn erhob.

Den Schwur des ersten Jahres leistete er auf dem hohen Fels umtost vom Sturm, er erklomm die Hänge an denen so viele zuvor scheiterten. Dort opferte er dem Land einen prächtigen Widder, den er zuvor selbst gejagt.

Den Schwur des zweiten Jahres leistete er auf den Feldern auf denen das alte Nebachot verging, er betete acht Nächte und ließ sich von den Geistern nicht beirren. Dort opferte er dem Land den schönsten Ochsen aus seiner Familie Zucht.

Beim Schwur des dritten Jahres aber, den er in des Flusses Mündung leistete, zerrte Efferd so sehr an seinem Boote, dass Heldarion der große Schwertmeister, sein Lehrer und auch der seiner Mutter, in die Fluten fiel. Tedesco hielt ihm Bahrgagant in die Fluten, auf dass dieser sich ins Boot ziehen möge, aber Heldarion erkannte die Zeit und trieb sich den Stahl selbst durch die Lungen, auf dass sein Opfer das Band mit dem Land besonders erstarke.

Doch wehe! Der Recke kehrte der Grafschaft den Rücken. Nimmer wollte er wieder die Eide leisten, so viele Tränen hatte er für seinen Lehrmeister vergossen.

Ob es nun Phexens Werk war oder ob die Edlen des Reiches spürten, dass Tedesco die Eide des Lehnsherren am ehesten verstanden hatte, man vertraute ihm die Regentschaft über Rauls Thron an, bis dass ein Erbe gefunden.

Und Tedesco verteidigte den Thron in Beilunk, doch die Edlen verstanden Macht als durch Blut gegeben. Vor Beilunk in den Zacken erklärte Strutzz der Troll ihm das Band zwischen Bahrgagant und den Zacken, und Tedesco verstand endlich Heldarions Worte.

Doch wehe! Der Recke durfte nicht in die Grafschaft zurückkehren. Weiter sollte er die Eide leisten, wie seinem Lehrmeister versprochen.

Und Tedesco verteidigte den Thron in Waldstein, und mehr und mehr Edle verstanden Macht als durchs Schwert gegeben. Vor Hirschfurt im ewigen Walde lehrte Elirion aus der Quellentanzsippe ihn das Geheimnis des Forstes, und Tedesco verstand endlich das Wesen des Schwurs.

Doch wehe! Der Recke konnte nicht in die Grafschaft zurückkehren. Weiter musste er die Eide leisten, bevor es seinen Herren verstößt.

Und Tedesco verlor den Thron zu Gareth, und die Edlen vertrieben jenen, der um das Band wusste für einen, dessen Erben es für sechzig Jahr zu Schande ritten. Gleich einem geschundenen Gaul bäumte es sich danach auf für folgende vierzig Jahr. (fehlt in der zensierten Fassung).

Als Tedesco geschunden und geschlagen in die Grafschaft zurückkehrte, wusste er, dass es an ihm war, die letzten fünf Eide zu sprechen, die letzten fünf Opfer zu bringen. Er konnte das Reich nicht retten, aber er konnte die Eide erneuern.

Und sein achtes Opfer an das Land war sein eigen Blut. Von der Stelle seines Todes trugen ihn seine Getreuen und verborgen seinen Leichnam im Wall, auf dass er hundert Jahr Wacht halte. Und hundert Jahre wird Perricum gedeihen, bis ein neuer die Eide leistet oder sich der Fall Nebachots wiederholt.