Geschichten:Ritterlichkeiten und anderes Palaver

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Wehrhof der Familie Hardenstatt, Baronie Zackenberg, 15. Praios 1044 BF

Ariana von Alxertis saß in der großen Halle, auf dem Tisch lag ein Brief, dessen Siegel gebrochen war. Vor wenigen Tagen hatte sie dieses Schreiben erhalten. Darin hatte ihr Gatte sie informiert, dass er versetzt wurde. Ein anderes Banner in einem anderen Teil der Markgrafschaft. Es sollte nach Sebarin gehen und dies so bald wie möglich.
Anfänglich hatte eine tiefe Traurigkeit von ihr Besitz ergriffen, darüber dass ihr geliebter Bärfried nun nicht mehr in ihrer Nähe leben würde. Doch diese Traurigkeit war bald einer Bitterkeit gewichen, die sie so das erste Mal spürte, als sie das Junkertum erblickt hatte und Bärfried sein Auge davor verschlossen hatte, mit welchem undankbaren und wertlosen Stück Land man ihn da abgespeist hatte.
Daraufhin hatte die junge Frau den Entschluss gefasst, für einige Zeit mit ihrem jüngsten Sohn in dem Wehrhof der Hardenstätter zu ziehen. Hier hoffte sie auf andere Gedanken zu kommen, weckte der Familienstammsitz doch zu viele Gedanken an ihren verträumten Ehemann.
Zu diesem Zweck hatte sie ihren Schwager eingeladen, immerhin schien dieser der einzige Mensch zu sein, der nicht ständig von irgendwelchen ritterlichen Pflichten oder den Pflichten eines Offiziers faselte.

Das Öffnen der Tür riss Ariana aus ihren Gedanken und ließ sie aufblicken. Da stand der Meister der Schreibstube, in einer braunen Tunika, welche ihm fast bis zu den Knöcheln reichte, mit einem warmen Lächeln vor ihr, „geliebte Schwägerin! Welch Freude dich zu sehen“.
Mit diesen Worten trat er vor die Alxertis und überreichte ihr eine längliche Schachtel. Etwas verwirrt und überrumpelt vergaß Ariana ihre Bitterkeit für den Moment und öffnete neugierig das Geschenk. „Haselhainer Haselnusslikör, ein edler Tropfen, wie ich mir hab sagen lassen. Der Kaufmann Franz Wild hat ihn direkt aus Haselhain mitgebracht und ich dachte es würde dich freuen etwas neues auszukosten“, erklärte der Edle zu Zackenberg als er den fragenden Gesichtsausdruck erkannte.
Die Frau mit der dunkelbraunen Lockenpracht lächelte dankbar und stellte die Flasche vor sich auf den Tisch, „es ist schön dich zu sehen. Ich brauche jemand, der nicht in einer Welt voller Ritterlichkeit und Idealismus lebt. Du hast es sicher mitbekommen, mein Mann – dein Bruder – wurde in den Süden der Markgrafschaft versetzt“. Sie schüttelte den Kopf, ganz so als wäre es nur ein dummer Gedanke gewesen, den sie gerade geäußert hatte.
Dann fuhr sie fort, „und das, nachdem er mit diesem Junkertum irgendwo in den Zacken belohnt wurde und nicht erkennt, welchen Klotz er sich da ans Bein binden ließ. Auch wenn es nur dünn besiedelt ist, irgendwer muss es verwalten und das ganz sicher nicht aus Sebarin aus!“.
Salix hatte sich unterdessen gesetzt und hörte seiner Schwägerin aufmerksam zu, wie sie sich den Kummer – oder war es doch etwas anderes? – von der Seele redete.
„Er scheint sich keinerlei Gedanken zu machen, was er durch sein Handeln auslöst! Ich war ja schon nicht froh darüber, dass er dem Heer beitreten musste. Dann hat er einfach entschieden, dass unsere Töchter alt genug wären um ihren Pagendienst zu verrichten. Er hat sogar entschieden, WO sie hingehen! Als ob es mir egal wäre, wo meine Kinder sind“.
Der blonde Adlige fuhr sich nachdenklich über das Kinn und nickte verstehend, „du hast jedes Recht aufgebracht zu sein. Immerhin hätte er über den Pagendienst mit dir sprechen sollen und vielleicht hättet ihr gemeinsam einen Weg gefunden“. Er stockte und schaute etwas nachdenklich zur Seite, „hast du ihn denn mal auf sein Verhalten angesprochen?“.
Die junge Frau schüttelte verlegen den Kopf, „nein er… Es ergab sich bislang noch nicht der richtige Zeitpunkt. So etwas möchte ich auch nicht über Briefe regeln. Vielleicht sollte ich ihn in Sebarin besuchen?“.
„Hm, besuch ihn doch auf der Heerschau, die der Markgraf bald abhalten wird, die Vögelchen zwitschern, dass Bärfried als Teil der Parade dort auftreten wird. Außerdem ist das doch auch ein wesentlich schönerer Rahmen, als wenn du ihm in den Süden nachreist“.
Ariana wog ihren Kopf nachdenklich hin und her und schien über Salix‘ Worte nachzudenken.