Geschichten:Ritter Hagen - Auf dem Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund

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Auf dem Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund

Eslamsgrund, 1. Ingerimm 1035 BF

Scheppernd schlugen die Schilde der beiden letzten Kontrahenten zusammen. Die Pferde der Reiter wichen keinen Zentimeter zurück und so war es für einige Augenblicke ein stummer Ringkampf purer Kraft. Schließlich setzte sich der größere Kämpfer durch und verschaffte sich eine Lücke in der Deckung seiner Gegnerin. Er zögerte nicht und gleich darauf prallten seine Schläge wuchtig gegen den Helm der jungen Frau, die ihr Schwert zu spät zur Abwehr erhoben hatte. Erschrocken lenkte sie ihr Pferd zur Seite um von dem überlegenen Kontrahenten wegzukommen, doch dieser setzte entschlossen nach um sich den errungenen Vorteil nicht wieder nehmen zu lassen und setzte weitere Treffer. Schließlich ließ das Mädchen als Zeichen der Aufgabe und um sich besser halten zu können ihr Schwert fallen und glitt halb benommen aus dem Sattel.

Jubelnd riss sich Hagen den Helm vom Kopf und das stumpfe Kurzschwert in die Luft und machte seiner Freude mit einem lauten Aufschrei Luft. Als letzter der angetretenen Knappenschar saß er noch auf seinem Ross und durfte nun als Sieger des Knappenbuhurts an der Tjost der Ritter teilnehmen. Eine größere Ehre konnte sich der junge Schlunder nicht vorstellen. Mit stolzgeschwellter Brust und pochendem Herzen ritt er zur Ehrentribüne wo er vom warmen Applaus und vereinzeltem Jubel der Zuschauer empfangen wurde.

Nach der offiziellen Ehrung beeilte sich Hagen abzusteigen und zu seinem Schwertvaters zu gelangen. Der hoch hängende Wimpel mit der weißen Hand auf rotem Grund wies ihm den Weg durch das Gewirr der Menschen, die ihm immer wieder anerkennend auf die Schultern klopften und aufmunternd zuriefen. Kurz vor seinem Ziel bildete sich eine Gasse durch die er auf den alten Ritter zuschritt.

„Ich gratuliere dir Hagen. Du hast dich beachtlich gut geschlagen.“ Der Stolz schwang in Ritter Linnarts Stimme unüberhörbar mit. „Keiner meiner Knappen oder der Knappen meiner Schwester hat es bisher geschafft solch ein bedeutendes Turnier für sich zu entscheiden. Noch dazu in so beeindruckender Manier wie du es getan hast. Egal wie du nachher in der Tjost abschneidest, für alle Knappen des Reiches wird diese Saison Hagens Jahr sein!“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich aus den Reihen der Umstehenden.

Demütig senkte der Gelobte das Haupt vor seinem inzwischen weißhaarigen Schwertvater. „Alles was ich kann habt Ihr mich gelehrt. Es ist Euer Sieg noch mehr als der meine.“

Der alte Mann lacht jovial. „Zuviel der Ehre mein Junge. Bei deinen Anlagen musste einfach ein guter Turnierreiter aus dir werden. Ich habe nur geformt was Rondra mir gegeben hat. Bei den Zwölfen, die weißt gar nicht wie stolz ich auf dich bin.“ Hagen sah auf doch wandte er den Blick sogleich wieder ab als er die feuchten Augen des alten Ritters sah. „Nun ist als eingetreten wovor ich mich fast ein wenig gefürchtet habe und es bleibt mir nur noch eines zu tun.“ Verständnislos blickte der Knappe zu seinem Ritter auf.

„Knie nieder, mein Sohn.“ Diese Worte aus dem Mund des kinderlosen, ewigen Junggesellen ließen Hagen hart schlucken. Ohne ein Wort folgte er der Anweisung seines Schwertvaters und unter den Umstehenden erhob sich gedämpftes Gemurmel in Erwartung des folgenden Geschehens. Die Stimme des alten Ritters war erst brüchig, wurde jedoch mit jedem Wort fester als er langsam das Schwert aus der Scheide zog und es über dem Kopf des vor ihm knienden Knappen schweben ließ. „Hagen von Hartwalden-Hartsteen, sechs Götterläufe lang warst du mein treuer und gehorsamer Knappe. Vor diesen Zeugen hier entlasse ich dich nun aus meiner Obhut und als Ritter Hagen sollst du fortan bekannt sein.“ Während er sprach ließ Linnart die Schwertspitze langsam auf die Schultern des Knienden sinken. „Sei Schild und Schutz der Schwachen, sei stets ehrenvoll im Kampf und verteidige die Gebote der Zwölfe wo und wann immer es nötig ist.“ Mit einem leisen metallischen Schleifen glitt die Klinge zurück in die Scheide. „Nun erhebe dich Ritter Hagen und erhalte den letzten Schlag den du im Leben ungesühnt hinnehmen darfst und musst.“ Der junge Ritter tat wie ihm geheißen. Festen Blickes wappnete er sich, als er des weit ausgeholten Arms seines Schwertvaters gewahr wurde. Laut klatschte die flache Hand Linnarts auf Hagens linke Wange. Hagen wankte einen Moment und musste kleine Sterne wegblinzeln, aber unter dem Jubel der Umstehenden fing er sich sofort wieder. Mit einem Lächeln trat der alte Hartweiler jetzt heran und schloss seinen ehemaligen Knappen freudig in die Arme.


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1. Ing 1035 BF
Auf dem Ingerimmsturnier zu Eslamsgrund


Kapitel 1

Auf dem Großen Kabinett zu Grambusch
Autor: Keilholtz