Geschichten:Ringen um Recht und Freiheit 10

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Königlich Halhof, Mitte Phex 1029 BF


Hal von Ehrenstein stieg die Treppe hinauf zur Kammer seines Sohnes Roban. In der Hand hatte er das Schreiben seines Vetter Seginhardt Raultreu von Ehrenstein, des gräflichen Truchsess. Es war voller Rätsel. Roban sollte an den Hof des Grafen kommen, um sich, wie Seginhardt schrieb, auf kommende Aufgaben vorzubereiten. Hal musste dies mit Roban besprechen. Der Vogt hatte die Kammer fast erreicht, da öffnete sich die Tür von innen.

"Euer Hochgeboren, verzeiht!" Luana von Tobenhain, Hofmagierin und Beraterin des Vogtes, trat aus der Kammer. Hinter ihr gewahrte Hal von Ehrenstein den Medicus Ruphart Zackenwart. Er sah besorgt aus.

"Wie geht es ihm?", fragte der Vogt und suchte den Blick in das Innere der Kammer.

"Euer Sohn schläft jetzt, Euer Hochgeboren", antwortete die Magierin. "Wir haben ihm einen Kräutersud gegeben. Er wird Roban stärken."

Der Vogt wirkte wenig zufrieden. "Wird er in der Lage sein, in den nächsten Tagen eine Reise anzutreten?"

Luana schaute ungläubig. "Davon würde ich dringend abraten, Euer Hochgeboren. Die Keuche, die sich Euer Sohn bei seinem letzten Jagdausflug zugezogen hat, lässt sich nur durch eine strikte Bettruhe lindern."

Der Medius nickte zustimmend. "Der Herr Boron hat schon manchen, der sich nicht daran gehalten hat, zu sich gerufen."

Hal von Ehrenstein warf ihm einen strafenden Blick zu. Den belehrenden Ton, der in seiner Stimme lag, mochte er ganz und gar nicht.

"Wir sollten noch einige Tage mit der Entscheidung warten" , beschwichtigte Luana. "Hoffen wir, dass das Fieber Eures Sohnes bald steigt."

"Für gewöhnlich ist dies ein gutes Zeichen", fügte sie hinzu, als sie den fragenden Blick des Vogtes bemerkte.

"Nun gut, dann hoffen WIR", entgegnete Hal von Ehrenstein. "Lasst mich mit Roban allein."

Luana und Ruphart verneigten sich. Dann stiegen sie die Treppe hinab und verschwanden hinter der Biegung des Korridors.

Einen Augenblick verharrte Hal von Ehrenstein vor der Tür und betrachtete sinnend das Schreiben in seiner Hand. Dann stand seine Entscheidung fest. Er würde selbst nach Eslamsgrund an den Hof des Grafen reisen.