Geschichten:Ratschluss am Schlund

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Es war Anfang Rahja, die Kämpfe waren zum erliegen gekommen. Es herrschte kaiserlicher Frieden, da die Herrscherin der Menschen mit ihrem reisenden Hof in Garetien gastierte, genauer gesagt in Königlich Halhof. Es sollte dort einen großen Hoftag geben, was immer das auch bedeuten sollte, genau wusste Thorin das nicht.
Der Sohn des Thorgrimm nutzte die sich ihm bietende Chance des ruhenden Konfliktes und brach gemeinsam mit den verbliebenen vier Kriegern aus Ârxozim zum Schlund auf, um dort im Heiligtum am Krater mit einem der Geweihten des Allvaters zu sprechen. Er wollte den Klerus um Rat zu fragen, was sein Traum zu bedeuten hatte.
Khortax ließ er mit klaren Befehlen zurück. Sie würden sich vor den Mauern von Halhof, im Feldlager vor der Stadt wiedertreffen.

Angetan in sein übliches Rüstzeug, eine mit Plattenteilen versehene Vollkettenrüstung, erklomm Thorin Tatzelschreck, wie er halb spöttisch, halb respektvoll von seinen Kameraden gerufen wurde, seit er einen der von den Zwergen so verhassten, stinkenden Würmer in den Minen von Âthykril erlegt hatte, einige Tage später die letzten Stufen entlang des zum Teil steilen Pilgerpfades zum Krater hinauf.
Die sehr eng geknüpften Kettenglieder, die einen Eindruck schafften, als fließe flüssiges Metall um den Körper des Zwergen, funkelten in der hochstehenden Herbstsonne. Die Rüstung, ein Geschenk seines Bruders, hatte ihm wohl mindestens einmal das Leben gerettet, seitdem er im Herz des Reiches weilte. Das Toschkril verlieh seiner Wehr eine enorme Härte bei moderatem Gewicht und ihn auf diese Weise einen herausragenden Schutz. An der Seite Thorins hing in einem Wehrgehänge das für die Gorschafortbrumborim, in menschlicher Zunge die Hügelzwerge, das so typische Kurzschwert, welches eine wuchtige, breite Klinge besaß und in seiner Ausgewogenheit und Handhabung mehr einer Hieb-, denn einer Fechtwaffe entsprach.
Für den Krieger aus Ârxozim war dies weniger eine vollwertige Seitenwaffe, den ein Symbol, hatte Thorin die stark verzierte und mit Edelsteinen versehene Prunkwaffe doch nach seinem Offiziersdienst in der hochköniglichen Wacht zum Geschenk erhalten.
In einer im Gegensatz dazu eher einfachen, schmucklosen Scheide über der anderen Hüfte steckte zudem der typische Drachenzahn, den man für gewöhnlich bei jedem Angroscho vorfand, der die schützenden, heimischen Hallen und Stollen verließ.
Über der Schulter trug der stolze Krieger derweil seine Hauptwaffe, eine langstilige Doppelaxt- den Felsspalter. Der Stil war zur Verstärkung des Kernholzes aus dem er gefertigt war, mit gezogenem Metalldraht eng umwickelt, die Blätter der Axt, die schon so manche Scharte besaßen mit Runen verziert. Besonders an der zweihändig geführten Waffe war aber der lange Sport, den Thorin gern als Panzerstecher nutzte und um Gegner auf Distanz zu bringen.
Seinen Helm, ein klassiches Stück zwergischer Plättnerkunst mit Zierde in Form eines Ebers samt borstigem Rosshaar- Rückenkamm, hatte er bei seinen Brüdern zurückgelassen. Die Doppelaxt hingegen war Zeichen seines Standes, auf sie konnte er nicht verzichten. Ebenso verhielt es sich mit der breiten Kette um seinen Hals, an dessen Ende über seiner breiten Brust der Anhänger in Form eines Hammers ruhte- das Symbol der Hammer von Ârxozim und Pendant eines Kriegerbriefs.
Thorn besaß eher kurzes Haupthaar. Es war von kupferroter Farbe, seine Augen waren dunkelbraum mit kleinen, grünen Sprenkeln. Seinen Bart trug der Sohn des Thorgrimm zu einem einzelnen, dicken Zopf geflochten- militärisch praktisch nannte er dies stets. Das Ende des Zopfes wurde durch eine massive Metallkugel geschmückt, die die Bartpracht, welche bis zur Gürtelschließe reichte, immer senkrecht zu Boden zeigen ließ.
Besonderen Wert legte der Zwerg derweil aber auch seinen Schnauzbart. Dieser besaß eine ausladende Form und überragte in seiner Breite fast seine markanten, fast eckigen Gesichtszüge.

Endlich erreicht Thorin den höchsten Punkt des Pfades und blickte über den Krater des nicht vollständig erloschenen Vulkans. Der sich ihm bietenden Ausblick war erhebend und dies wohl nicht nur für einen Angroscho.
Der Hauptkrater besaß einen Durchmesser von annähernd zwanzig Meilen. Gelblich schimmernde Dampfschwaden stiegen aus seinem Inneren fortwährend empor. Hier pochte das ewige Herz des Giganten Raschtul.
Der Pfad wurde hier oben zu einer kleinen Prüfung für die Pilger. Der Boden war stark zerklüftete und es gab Stellen an denen der Felsboden so heiß war, dass man darauf hätte Eier braten können.
Sein Weg führte Thorin alsbald wieder bergab, tatsächlich hinein in den Krater, an dessen Rand hinab in eine Schlucht, an deren Ende der Angroschtempel liegen sollte. Dort unten kam der Zwerg gar an aktiven Geysiren vorbei, deren Gischt einem die Haut verbrühen konnte, kam man ihnen zu nahe.
Schwitzend wie eine Wildsau bei der Hatz, stapfte der Zwerg voran, bis sich schließlich um eine Felsnase bog und sich das Ende der Schlucht vor ihm ausbreitete. Und da war er. Als wäre der Sakralbau der Felswand entwachsen stand dort der Tempel des Angrosch, ganz aus schwarzem Gestein errichtet. Das mächtige Kuppeldach funkelte kupferrot in der Sonne. Darüber war in der Felswand das Symbol des Gottes, die gekreuzten Hämmer vor einer Flamme über einem Amboß in das Gestein gehauen.
Rechts vom Tempel lag eine Formation kolossaler Megalithen, ein Steinkreis, dessen zehn Bestandteile über und über mit verwitterten Mustern, Kreisen und Spiralen bedeckt waren. Ehrfürchtig mussterte Thorin die Megalithen, riss sich doch irgendwann von ihnen los, denn dies war nicht sein Ziel. Er wandte sich wieder dem Tempel zu.
Eine mächtige Säulenreihe, die jedem Lebewesen seine geringe Bedeutung zu vermitteln trachtete, bildete den Eingang aus dessen Inneren ein rotes Glühen zu kommen schien. Über eine breite Treppe stieg der Zwerg in das Innere des Sakralbaus, in die Tempelhalle.
Trockene Hitze, die in den Lungen brannte erfüllte den ganzen Raum, in dessen Mitte ein Becken stand in dem flüssige Lava brodelte. Drei Apsiden, direkt aus dem Fels geschlagen beherbergten jeweils einen Altar, der genau drei Stufen tiefer lag, als der eigentliche Tempelraum. Es waren die Altäre von Feuer, Fels und Erz.

Thorin hatte gedacht, es wäre umständlich, ja vielleicht sogar schwierig, zum Tempelvorsteher durchgelassen zu werden, doch als er sein Anliegen dem Geweihten vortrug, den er am Lavabecken vorgefunden hatte, brachte dieser ihn direkt und ohne umschweige ins Allerheiligste- den Lavasee, der noch unterhalb des Tempels in einer riesigen Höhle lag, in dessen Mitte eine riesige Felsnadel- Angroschs Hammerstiel, die Decke zu tragen schien.
Dort traf Thorin auf seine Hochwürden Ferhn, Sohn des Fendahl, Bewahrer des Feuers, Hochgeweihter des Angrosch, Vorsteher des Tempels im Schlund. Das alte Väterchen trug sein schlohweißes Haar hintern Kopf zusammengeknotet, der Bart reichte ihm bis auf die Knie. Der Geweihte war alt, wirklich alt. Seine Haut war runzlig, doch die stahlgrauen Augen aufmerksam und immer noch neugierig.
Ohne scheu und falsche Zurückhaltung, aber dem rechten Maß an Respekt begegnete Thorin dem Hochgeweihten. Er erklärte ihm sein Anliegen, bat um Rat und nachdem das Väterchen aufforderte zu erzählen gab Thorin den Inhalt seines Traumes wieder, so gut und detailliert, wie er es vermochte.
Die daraufhin folgenden Worte würde der Sohn des Thorgrimm wohl niemals vergessen, denn sie sollten sein Leben verändern, ja, sie gaben seinem Leben einen höheren Sinn, denn eines stand außer Frage - niemals könnte er an dem Zweifeln, was der Geweihte des Allvaters ihm offenbarte.
“Dein Traum hat eine tiefere Bedeutung, die du ergründen musst, mein Sohn. Der Allvater sandte dir eine Botschaft, die nur für dich allein bestimmt ist. Doch einen Rat will ich dir geben.
Gehe in die Stadt namens Eslamsgrund. Dort gibt es einen Tempel des Menschengottes, dessen heiliges Tier das Einhorn ist und dessen Kult im restlichen Zentrum des Mittelreiches verboten ist- Nandus. Er steht für Rätsel und Erkenntnissuche - deine Suche.
Meiner Meinung nach ist das Horn im Fleisch des Drachen ein Fingerzeig, dem man nachgehen muss. Und noch eines will ich dir sagen:
Das Land darbt, die Menschen sind vergiftet, denn sie kennen kein Maß mehr in ihren Blutvergießen. Der Drache in deiner Traumvision ist der Verderber, so wie er, wie sie es immer waren und du bist auserkoren ihn zu richten.”