Geschichten:Rabenschar - Die Zukunft der Kinder

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Burg Gluckenhang, Baronie Gluckenhang, 29. Phex 1045 BF

Salix von Hardenstatt ließ den Blick schweifen. Die Burg war ein hervorragendes Anschauungsobjekt für "perricumer Architektur". Zumindest was Festungsanlagen anging. Getreu dem Credo, Funktionalität vor Form hatte man hier auf Ziertürmchen, aufwändig gestaltete Wasserspeier oder anderer Verzierungen (die er im Königreich bestaunen durfte) fast vollständig verzichtet. Dickes Mauerwerk, aus solidem Gestein, hohe Zinnen und Schießscharten statt ausladende Fenster dominierten die äußere Anlage. In den inneren Anlagen und denen, die zum Abhang zeigten, sah das etwas anders aus, dennoch konnte man auch hier einen gewissen Festungscharakter nicht abstreiten.

Der Adlige streckte seine Beine durch und seufzte etwas. Obgleich er schon am vergangenen Tag angekommen war, steckte ihm die Kutschenfahrt immer noch in den Knochen. Dabei hatte der Wegevogt ganze Arbeit beim Ausbau der Straße geleistet. Salix hatte langsam seine Kutsche als Übeltäter in Verdacht, bei Zeiten musste er sie mal zu einem Wagner bringen oder sich nach einem Ersatz umsehen.

Die Tür zu seinem Zimmer ging auf und eine ältere Dame mit der Ausstrahlungskraft eines Steins trat herein. Der Meister der zackenberger Schreibstube hob den Kopf und blickte der Kastellanin entgegen.
“Ihre Hochgeboren empfängt Euch nun, wenn Ihr mir bitte folgen würdet?”, ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte sich Nella von Aschenstieg um und lief gemächlichen Schrittes den Gang entlang.

Salix folgte ihr in das Arbeitszimmer der Baronin, wo eben jene gerade einen Brief zur Seite legte und ihren Gast bedeutete, dass dieser sich in einen der Stühle setzen solle. Die Kastellanin war unterdessen schon wieder aus dem Raum herausgetreten und so blieben lediglich Rondira sowie ihr Gast zurück.

“Wohlgeboren von Hardenstatt! Endlich treffen sich unsere Wege, wir hatten bislang ja nicht wirklich die Möglichkeit miteinander zu sprechen”, stellte Rondira, mit einem Blitzen in ihren Augen, fest.

Der Angesprochene lächelte mild, “in der Tat. Auf Marschenhof hatte sich ein Gespräch leider nicht ergeben, umso schöner, dass wir dies nun nachholen”.

Die Frau nickte knapp, “in Marschenhof waren andere Dinge dringlicher. Nun, wo der Grundstein gelegt wurde, ist es wichtig, mit dem Bau der Festung zu beginnen. Dazu gehört natürlich auch den passenden Mörtel anzurühren”. Sie musterte ihren Gegenüber kurz, ehe sie fortfuhr, “und wenn ich das richtig sehe, seid Ihr der perfekte Überbringer der entsprechenden Zutaten?”.

Erheitert lachte der Edle zu Zackenberg auf. “Welch passende Metapher, Euer Hochgeboren. So habe ich das noch nie betrachtet, aber ja, ich bin wohl der Überbringer der Zutaten für besagten Mörtel. Welch schmeichelnde Worte für einen Überbringer von Nachrichten”.

“Oh, da tut Ihr Euch aber unrecht, nicht wahr? Ihr seid mehr als nur der Überbringer von Nachrichten, immerhin wird Zivko nicht umsonst Euch geschickt haben. Wenn es stimmt, was ich gehört habe, habt ihr schon den ein oder anderen Bund für die Familie Zackenberg organisiert”. Rondira zog eine Augenbraue hoch, ganz so, als ob sie eine bestimmte Reaktion erwartete.

“Eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe, die Ihr habt, Euer Hochgeboren. Doch liegt mein Talent eher darin, die Vorzüge für beide Seiten offenzulegen. Die Entscheidung treffen andere”.

Die Baronin lächelte zufrieden, “so wie damals, als Ihr Eurem Neffen den Pagenplatz an meinem Hofe verschafft hattet? Apropos, Theodan macht sich ausgesprochen gut, Hochgeboren von Dürsten wird einen kompetenten Knappen bekommen”.

“Das freut mich zu hören, ich werde es seinen Eltern natürlich ausrichten”.

“Gut, kommen wir zu eurem eigentlichen Anliegen. Die Familie Zackenberg und das darpatische Haus Sturmfels sollen enger verwoben werden. Ein Anliegen, welches ich unterstütze, immerhin sollten die Getreuen des Markgrafen eng beisammen stehen. Was genau schwebt Euch denn vor?”.

“Der Pagen- und Knappendienst ist natürlich ein geeignetes Mittel, eine solche Verbundenheit auszudrücken. Doch mit Roban von Zackenberg ist eine solche Verbindung schon längst geschlossen. Die Familie Zackenberg schlägt Euch deshalb einen Traviabund vor. Wenn man bedenkt, dass unsere Kinder die Zukunft sind und wir auf Marschenhof eine Vorstellung der gemeinsamen Zukunft beschlossen, ist es nur Folgerichtig diese mit entsprechenden Traviabünde zu gestalten”. Salix lehnte sich etwas vor, wobei er sich mit den Unterarmen auf den Stuhllehnen abstützte.

“Die Familie Zackenberg schlägt aus diesem Grund die Verbindung zwischen Rondriga von Sturmfels und Sonnwin von Zackenberg vor. So verbinden sich die Baronslinien dieser beiden einflussreichen Zackenfamilien und werden Seite an Seite, gefestigt durch diesen Bund, in die Zukunft blicken”.

Rondira von Sturmfels lehnte sich in ihren Stuhl zurück und musterte ihren Gegenüber. Eine solche Verbindung hatte einen gewissen Reiz. Das Band zwischen dem darpatischen Haus Sturmfels und der Familie Zackenberg würde gefestigt werden. Ein Umstand, den letztlich auch den Bund der Getreuen des Markgrafen stärken würde, jetzt wo sich an allen Stellen der Markgrafschaft Bünde zusammen taten, die ihrerseits Ansprüche auf die Gestaltung der Zukunft ihrer Provinz erhoben. Der Seneschall war zwar geschwächt, aber noch immer eine Kraft, mit der man rechnen musste.

“Eine ausgezeichnete Idee, Herr von Hardenstatt. Wenn ich Euch richtig einschätze habt Ihr doch sicherlich ein entsprechendes Vertragswerk im Gepäck dabei, dass die Einzelheiten dieser Vermählung regelt. Wollen wir es uns gemeinsam anschauen und zu beider Zufriedenheit schleifen. Dass die Kinder aus dieser Verbindung den Namen Sturmfels tragen, muss ich, denke ich, nicht erwähnen?”.