Geschichten:Rückkehr eines Erben - Eroberung der Praiosburg Teil 3

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1033 BF, Baronie Bärenau

Dramatis Personae

Die Nacht war spät und sternenklar, doch im Lager des Herrzugs von Rowena von Fuchswalden war ein jeder hellwach. Gerwulf von Bärenau hat bis zuletzt nicht vermutet, dass Cordovan von und zu Praiosburg ihn hintergehen würde. Daher bemerkte Gerwulf auch nicht, dass der Praiosgeweihte, den er in die Pläne seines Ausfalls am Tag zuvor eingeweiht hatte, des nachts im Geheimen einen Boten schickte, um Rowena von Fuchswalden von diesem Plan in Kenntnis zu setzen. Den größtenteils unerfahrenen, jungen Soldaten war ihre Nervosität deutlich anzusehen. Einige von ihnen hatten nur 16 oder 17 Sommer gesehen und für die meisten war es die erste Schlacht. Rowenas flammende Rede über rondrianischen Tugenden, die sie vor wenigen Stunden hielt, schienen viele schon wieder vergessen zu haben, nun da der Kampf kurz bevor stand. Und je länger sie warten mussten, desto mehr wuchs ihre Angst. Niemand wagte zu sprechen.

"Sie kommen! Sie kommen!", erschallte schließlich die Stimme von einem der Späher im Norden und beendete schlagartig die Lethargie. Nur wenige Augenblicke später stießen die beiden Kampfverbände aufeinander. Es war mehr ein blutiges Scharmützel als eine rondragefällige Schlacht. Durch die mangelnde Erfahrung und die Dunkelheit landete so mancher Schwerthieb auch in der Brust eines Gefährten anstatt in der eines Feindes. Nicht wenige flüchteten, und zwar auf beiden Seiten: Rowenas Soldaten aufgrund mangelnden Mutes, Gerwulfs Soldaten aufgrund mangelnder Loyalität. Das Gerücht, dass Gerwulfs Herrschaftsanspruch umstritten sei, führte dazu, dass nicht mehr alle in seinen Reihen bereit waren, ihr Leben für den Baron zu geben, der vielleicht schon bald keiner mehr sein würde. Gerwulf von Bärenau wurde im Kampf schwer verletzt und musste höchstselbst flüchten, um sein Überleben zu sichern. Als sich herausstellte, dass der Baron getürmt war, flüchteten auch seine restlichen Soldaten oder ergaben sich. So begab es sich, dass nicht Mut, Kampfkraft oder taktisches Geschick den Kampf entschieden, sondern ein einziger, glücklicher Treffer eines jungen Soldaten, der in der Hektik und dem Wirrwarr des Kampfes nicht einmal bemerkt hatte, dass er dem Baron das Bein verkrüppelt hatte.

Der Kampf war kurz und brutal, der Blutzoll war hoch und für viele Soldaten sollte es die erste und letzte Schlacht bleiben, weil sie längst in Borons Hallen oder aber auf ewig Krüppel waren. Aufgrund der fehlenden Geldmittel trug kaum ein Soldat eine Rüstung, die einen solchen Namen auch verdient hätte. Obwohl besser gerüstet als die meisten, trug auch Radomir von Fuchswalden eine klaffende Wunde davon und sein Pferd war schwer verletzt und musste am nächsten Tag geschlachtet werden. Seine Mutter war darüber jedoch eher erzürnt über ihren Sohn als in Sorge um diesen. Am nächsten morgen konnte man die Praiosburg beziehen, auf der lediglich Cordovan von und zu Praiosburg und einige Zivilisten zurückgeblieben sind. Obwohl es offiziell ein Sieg für Rowena von Fuchswalden war, war sie höchst unzufrieden. Dies hatte nur wenig mit einer rondragefälligen Schlacht zu tun, wie sie es gewohnt war. Sie hatte keine Armee, sondern lediglich einen Haufen Halbstarke, die kaum wirklich für einen ernsthaften Kampf ausgebildet waren und die auch noch wie eine Räuberbande bei Nacht kämpfen mussten. Sie wies die Überlebenden am nächsten Tag an, Gräber für die gefallenen Kameraden auszuheben. Mit ihren eigenen Finanzmitteln bezahlte sie später einen Bildhauer, der einen Ehrenstein am Wegesrand zur Praiosburg für die Gefallenen erschaffen sollte, nicht unweit der nächtlichen Schlacht. Hier lassen sich das Datum der Schlacht und die Namen der Toten ablesen, die gestorben waren, damit die rechtmäßige Erbin wieder zur Baronin von Bärenau werden konnte.

Aber das Ganze hatte natürlich auch seine guten Seiten. Ein Verräter und unrechtmässiger Baron war gestürzt, eine rechtmässige Iralda von Bärenau stand nach dem Kampf ihrer Inthronisierung immer näher, was die Region, die Heimat Rowenas' Ahnen, endlich wieder befrieden würde und sie hatte eine neue enge Verbündete gefunden, Lomena von Sturmfels-Feuerfang. Die Junkerin aus Raulsfeld in der Nachbarsbaronie Ochsenblut und ihre Männer und Frauen hatten sich in dem Kampf, so blutig er auch verlaufen war, sehr hervorgetan und einen guten Teil zum Sieg beigetragen und auch außerhalb des Feldes verstand sich Rowena gut mit der direkten Lomena, da sie eine Frau ganz nach ihrem Geschmack war, unerschrocken, direkt und rechtschaffend. So kam es dann auch, dass man auf der, recht spärlichen Siegesfeier auf der Praiosburg, vereinbarte fürderhin weiter in Kontakt zu bleiben und einen regen Austausch der beiden Junkertümer zu pflegen, sobald Rowena ihr Fuchswalden wieder inne haben würde.