Geschichten:Pulether Fehde - Teil 16: Ein lästiger Bittsteller

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Burg Oberhartsteen, 18. Peraine 1029 BF


Der alte Mann redete eindringlich auf seine Tochter ein: „Ich muss aber zu ihm! Ich muss mit ihm reden, damit das Schlimmste verhindert werden kann!“

„Er wird aber nicht mit Dir reden wollen. Ich denke kaum, dass er momentan auf den Namen Schwingenfels gut zu reden sein wird. Nicht nach“, Elvena von Hartsteen seufzte schwer, „Nicht nach diesem Angriff in Hartsteen auf seine Gemahlin und sein Kind.“

Malmbert von Schwingenfels blieb beharrlich: „Dann musst Du ihn überzeugen, dass ich der Einzige bin, der noch etwas tun kann, dass die Sache nicht noch mehr aus dem Ruder läuft. Luidor ist doch ein verständiger und intelligenter Mann. Bitte, er muss mit mir reden!“

Einen langen Moment schaute die ehemalige Vögtin von Feidewald ihren Vater an, dann nickte sie kurz und entgegnete: „Ich will es versuchen. Warte hier auf mich.“

Nach einiger Zeit kehrte sie zurück und gab dem wartenden Schwingenfelser ein knappes Zeichen ihr zu folgen. Malmbert erwartete nun, zum Arbeitszimmer des Hartsteens vorgelassen zu werden, doch stattdessen führte Elvena ihn direkt in die privaten Räume des Grafen von Hartsteen. Sie passierten mehrere Wachen, denen Elvena zu nickte. Schließlich standen sie vor einer schweren Eichentür, an welche Elvena anklopfte. Von innen her erklang ein mattes „Herein!“

„Es geht ihm nicht gut, so wie im letzten Jahr um diese Zeit. Er ist leicht reizbar und ist im Fieber. Wähle also Deine Worte sehr sorgfältig und rege den Grafen nicht unnötig auf“, flüsterte Elvena ihrem Vater zu.

Mit zittriger Hand öffnete Malmbert die Tür und schaute in die verdunkelte Schlafstatt des Hartsteeners. Die schweren Vorhänge waren zugezogen und nur wenige Kerzen brannten am Stelltisch neben dem zerwühlten Bett, in welchem sich Luidor gerade die Stirn von seinem Leibdiener kühlen ließ. Der Sekretarius am Ende des Bettes schaute nur kurz von seinen Notizen auf, ließ dann allerdings seine Feder weiter über das Pergament kratzen.

„Bitte, Euer Hochwohlgeboren, Ihr müsst mich anhören!“, zitterte Malmberts Stimme.

Matt erwiderte der Graf: „So, muss ich das? Was sollte Er Uns zu sagen haben?“

„Euer Hochwohlgeboren, die Taten meines Verwandten Hadrumir sind nicht die Taten meiner Familie. Der Grossteil meiner Familie verabscheut diese Taten.“

Leicht hustend setzte sich Luidor in seinem Bett auf: „Und was gedenkt die Familie Schwingenfels dagegen zu unternehmen? Wird sie sich ohne Gegenwehr in eine Fehde ziehen lassen, in welcher sie nur unterliegen kann?“

Der alte Mann straffte sich und sagte: „Lasst mich nach Orbetreu ziehen! Ich werde die Angelegenheiten klären. Hadrumir wird auf mich hören und einsehen, dass er einen Fehler begangen hat.“

Luidor schüttelte seinen Kopf. „Dafür ist es jetzt zu spät. Unsere Reaktion steht bereits fest. Der Lump wird für seine Taten bezahlen, und Ihr solltet aufpassen, dass es nicht Eure Familie sein wird, die darunter zu leiden hat. Der Junker von Eichenwalde hat eine Linie überschritten. In Kürze wird er von Uns hören.“

„Kann ich denn gar nichts tun, kann ich nicht helfen?“, die Stimme Malmberts von Schwingenfels war niedergeschlagen und leise.

„Ihr könnt nur eines tun, nämlich dafür sorge tragen, dass dergleichen niemals wieder geschieht. Und dem Vorstand Eurer Familie eröffnen, dass die Familie Schwingenfels in den Abgrund schaut.“

Luidor wurde von einem Hustenanfall unterbrochen, der ihn stark schüttelte. Mit einer abweisenden Handbewegung zur Tür gab der Graf zu verstehen, dass die Audienz beendet sei und Malmbert gehen dürfe. Mit gesenktem Kopf verlies der Schwingenfelser das Schlafgemach. Er hörte noch, während er die Tür schloss, wie Luidor zu seinem Sekretarius sagte: „Und nun weiter mit dem Schrieb an Rudes Schild!“