Geschichten:Perricumer Ratsgeschichten – Schamvolle Zeilen

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Reichsstadt Perricum, 10. Efferd 1037 BF.

Aus dem Tagebuch des Reichsvogts Wallgrin Fuxeckers, herausgerissene Seiten, gefunden in einem Abfallkübel in Efferdgrund:


 
 
 
 
1. Eff.

Die Lichterprozession durch Efferdgrund wurde von den Bewohnern, vor allem den Armen, begeistert aufgenommen. Eine gute Veränderung vorzunehmen, die festgefahrenen Traditionen zu brechen und einen neuen Weg zu beschreiten, nur so können wir die harten Zeiten, die vor uns liegen, einigermassen heil überstehen.

Ginaya [als Lichtmeisterin, nicht als Konstablerin] ist die richtige Wahl gewesen, ganz gleich was der launige Efferd-Priester meint. Seine unbedachten Worte aber, die er gemeinsam mit den anderen Geweihten öffentlich ausgesprochen und als Pamphlet im Rat aufgehängt hat, erschüttern mich und lassen mich zittern vor dem, was uns in den nächsten Wochen und Monden dräut.

In all den Jahren, in denen ich die Geschäfte der Stadt geführt habe, habe ich so etwas nicht erlebt. Ich habe das Gefühl, ich werde alt. Selbst in den schlimmsten Tagen von Schöllingh und Marix habe ich mich nie so ohnmächtig gefühlt, und diese beiden im Gleichgewicht zu halten hat mich immer sehr viel Kraft gekostet, auch wenn es natürlich stets einträglich war. Was mache ich jetzt nur falsch?

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2. Eff.

Jemand muss die Notiz der Geweihten aus dem Sitzungssaal entfernt haben und mit voller Absicht unter die Bevölkerung gebracht haben. Jedenfalls rumort es in Mondwacht und in allen Schankstuben der Stadt gewaltig.

Neue Beweise sind aufgetaucht, und wenn sie stichhaltig sind, dann ist es ungeheuerlich. Ich werde den Namen und die Beweise hier nicht aufschreiben, denn ich befürchte, der Respekt vor meinen privaten Aufzeichnungen ist längst verschwunden, jederzeit muss ich damit rechnen, meine Zeilen im Straßendreck [und gelesen von allen meinen Feinden] wieder zu finden. Aber ich werde den Kampf nicht aufgeben, bis ich die Stadt von Haffax Schergen befreit habe.

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3. Eff.

Geweihte in die Tempel - Keine Priesterkaiser in Perricum! rufen die Leute auf dem Sonnenplatz, spinnen die nun völlig? Das ist orchestriert, dahinter steckt eine Absicht. Das ist nicht nur eine blosse Empörung, dahinter steckt Agitation wider die Zwölfgöttliche Ordnung.

In was für Zeiten leben wir denn? Früher war es undenkbar, dass auf der Tagesordnung des Rates Vorschläge auftauchten, die wir nicht im Vorfeld bereits untereinander besprochen und abgestimmt haben. Wenn für jeden ein wenig abfiel, dann sind wir alle reich geworden. Jemand untergräbt die Eintracht und versucht den Rat gegeneinander auszuspielen. Ich muss nochmal nachschauen, ob ich herausfinden kann, wer diese Vorschläge in den Rat hineingetragen hat.

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4. Eff.

Die Stimmung in der Stadt kocht, jederzeit kann sich die Wut Luft machen. Alles verselbständigt sich, alles Feste wird lose und flüssig, wie ein Berghang, der ins Rutschen gerät. Früher konnte ich als Steuermann die widerstreitenden Kräfte in die Riemen leiten und das Schiff sicher durch die Stürme lenken. Heute rudern die einen vorwärts, die anderen rückwärts und wieder andere gar nicht, so dass ich am Ruder tatenlos zusehen muss, wie wir, uns um uns selbst drehend, in die Arme des Erzverräters treiben.

Wer ist der richtige, den Mord an Yargunde aufzuklären? Ich würde sofort der jungen Herrin der Schmiede meine Stimme geben, denn ihr Wille die Wahrheit zu finden, ungeachtet jeden Interesses, kann für die Stadt nur das richtige sein. Das habe ich ihr auch bereits versprochen.

Spicking dagegen ist ein Bauerntölpel, gesteuert von seinem Eidam, der Ausgeburt des bürgerlichen Gesindels im Rat. Ihm geht es nicht um die Aufklärung des Verbrechens, sondern darum, eine Lesart der Wahrheit unter das Volk zu bringen, die ihren Interessen am meisten nutzt. Sie würden auch nicht davor zurückschrecken und eine Lüge zur Wahrheit zu erheben, nur um einen der ihren zu decken, wenn es denn nötig wäre.

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5. Eff.

Wie gross ist der Verlust von Yargunde gerade jetzt in diesen Stunden, wo die Bürger mit Fackeln und Keulen vor die Tempel gezogen sind. Der schmierige Rutaris, dem geht es ja nur um seinen Profit, der verkauft sich jetzt selber die Rüstungen, die er herrstellt. Die Stadt selber ist ihm gleichgültig, nur das blitzende Gold allein ist ihm wichtig. Wahrscheinlich hat er dem Mob auch die Keulen und Fackeln verkauft, mit denen sie jetzt auflaufen.

Jemand scheint das Familiengeheimnis der Barun-Baris zu kennen, das Yargunde mir damals in der unsicheren Zeit, als es gegen Answin ging, auf den langen Mauern erzählte und das ich bei Boron geschworen habe, niemals auszusprechen und niemals gegen sie verwenden würde. Ich werde Alsinthe beizeiten davon berichten müssen.

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6. Eff.

Ich schreibe diese Zeilen voller Scham. Adara und die anderen Geweihten sind nicht zur Sitzung erschienen. Sie scheinen langsam die aufgebrachten Leute beruhigen zu können. Wenigstens hat sie nicht sehen müssen, dass ich für Spicking gestimmt habe. Stimmen musste. Falswegen weiss zu viel.