Geschichten:Perricum verliert einen großen Mann

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Haselhain, Perricum. Baron Simold von Pfiffenstock, der Al'Hatim (politische Führer) der Nebachoten und Stammesführer der Ammayin, ist tot. Er starb auf einer abenteuerlichen Queste in den Trollzacken unter Umständen, die sich schon jetzt legendenartig in vielen Versionen verbreiten.

Die Nebachoten kennen drei Anführer: den Al'Haresh, der ihnen spirituelle Führung gibt; den Al'Shuar, der das Heer anführt, und den Al'Hatim, der die derischen Geschicke der Stämme führen soll. Simold von Pfiffenstock war der bedeutendste Al'Hatim der Neuzeit: Es war ihm 1028 BF gelungen, die neun Stämme erstmals seit 1.900 Jahren zu einen und diese vereinte Kraft in den aranischen Krieg der 35 Tage zu werfen. Simold, der zugleich Baron von Haselhain und in die Hierarchien des Mittelreichs eingebunden war, brachte das Kunststück fertig, bei allen gleichermaßen geachtet zu sein: den Nebachoten, den aranischen Baburen und den Raulschen, also den Perricumern mittelreichischer Abstammung. Sein großes Charísma und seine Fähigkeit zur Begeisterung verschafften ihm Zutritt zu allen Kreisen und bereiten den Weh seines Erfolges. Wohl auch deshalb ist die Erschütterung über seinen Tod so umfassend und tief bei allen Völkern Perricums.

Überraschend war jene Reise gekommen, die Simold an das Ende seines Schicksals bringen sollte. Manche behaupten, den sonst so dereverhafteten Mann habe es seit Anfang 1035 BF auf eine spirituelle Reise gezogen. In den letzten Monden wollen ihn viele heir und dort gesehen haben: in den Salzlanden des östlichen Perricums, in den Ausläufern der Trollzacken, in Aranien. Geheimnisvolle Reisen soll es in die Tiefes des Raschtulswalls gegeben haben und zu den Mauern des alten Nebachot. Simold suchte Gelehrte auf, weise Männer und Frauen, und soll ehrfürchtige Fragen gestellt haben, aber erst, nachdem er die Füße der Weisen gewaschen hätte wie ein demütiger Pilger. Dann aber rief er Vertreter aller neun baburischen und nebachotischen Stämme nach Morganabend, die Stadt der neun Tore. Die Beratungen dort führten zum Auszug einer kleinen Schar ausgewählter Streiter aus Süd-Perricum und Baburien im Rahja 1036 BF in die Trollzacken, um dort den trollischen Baron Struzz zu treffen. Dass hier erneut die Stämme gemeinsam berieten und gemeinsame Recken aussandten, bedeutet nichts weniger, als dass es Simold gelungen ist, die Stämme ein zweites Mal zu einen.

Doch die Schar brachte aus den Trollzacken nur den geschundenen Leichnam Simolds und die traurige Kunde, dass es ihm nicht gelungen war, den Pfad des Suchens bis an sein Ende zu gehen. Simold von Pfiffenstock hatte auf seiner Queste mit der Mutter aller Trommeln gesprochen, mit den Ahnen der Alten, hatte die Trollpfade durchmessen und die Kämme der Zacken erstiegen. Doch als er mit den Trollen einen Bund schließen wollte, versagte seine Kunst der Vermittlung. Angeblich starb er gar im Kampf gegen einen Troll.

Sein elfjähriger Neffe Siyandor soll Simolds Erbe antreten, aber ob es dem Jungen nicht zu groß ist, wird sich zeigen. Ein Treffen der Gelehrten und Weisen unter den Nebachoten berät, ob es überhaupt erneut einen Al'Hatim geben soll, denn wann kommt seinesgleichen? Und die anderen beiden Anführer der Stämme sind alt. Schlechte Voraussetzungen für die Einheit der Nebachoten, die heutzutage umso wichtiger erscheint, als das Reich bedroht ist und die Zeichen auf Sturm stehen.

Sußke Meilerbrecher