Geschichten:Oh, mein gülden Raulsfeld - Die Beichte

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Kaiserlich Ochsenblut, Junkertum Raulsfeld, Raulsknochen, Später Praios 1036 BF


Dramatis Personae:
- Lomena von Sturmfels-Feuerfang, Junkerin von Raulsfeld
- Falcoria von Feuerfang, Praiosgeweihte aus Kuppelblick
- Raula von Sturmfels-Feuerfang, Tochter der Junkerin


Erneut fand Lomena keine rechte Lust am Spiel mit ihren Falken auf dem Grundstück ihres Anwesens. Und auch ihre Tochter Raula, die in letzter Zeit öfter zu Besuch war, konnte sie nicht aus ihrer Lethargie lösen. Zu tief saß der Schmerz um den Verlust ihres Gattens noch ganz zu schweigen von dem unterdrückten Zorn den sie gegen dessen unbekannten Mörder hegte. Selbst der angekündigte Besuch ihres Sohnes Ucurian, der mit seiner Schertmutter Korhilda von Sturmfels, die nördliche Baronie Bärenau zu einem Turnier besuchen wollte, entlieh ihr kein Lächeln.

Sie schloß den Falken wieder in das Gehege zu den anderen und schlurfte mit gesenktem Haupt in Richtung ihrer Tochter, die in das Gewand einer Praiosnovizin gehüllt, nahe dem Haus stand und ihre Mutter beobachtete.

Gerade als Raula zu einem Gespräch ansetzen wollte, kam Lomenas Schwägerin um die Ecke gebogen, diese war die Letzte die Lomena jetzt sehen wollte, hatten die beiden doch immer in Konflikt zueinander gestanden. Doch die Körperhaltung der sonst so stolzen Praiosgeweihten verriet der Junkerin sofort das heute etwas anders. Beinahe demütigt näherte die sich die große und kräftige Frau den beiden. Tiefe Trauer in den Augen und Verzweiflung.

„Lomena, Lomena.“, das war seltsam, nie zuvor hatte Falcoria sie mit ihrem Vornamen genannt, „b…bitte verzeiht mir. Ich bin eine unwürdige Dienerin des Erleuchtenden Praios und eine grausame Schwester obendrein.“ Mit den letzten Worten brach die Praiosgeweihte vor ihr in Tränen aus und dann vor ihr zusammen, um sich dann flehend vor Lomenas Füße zur werfen. Diese und auch ihre Tochter wussten nicht so recht mit der Situation umzugehen.

Die erste die ihre Worte wieder fand war die junge Raula: „Aber Falcoria,…Tante, wovon sprecht ihr? Und was lässt Euch in eurem Glauben wanken und an ihm zweifeln?“ Auch die junge Novizin war überrascht von den extremen Worten ihrer Tante, kannte man sie doch nur als unbeirrbare Verfechterin ihres Glaubens zu Praios und dessen Gesetzen.

Lomena indes hob ihre Schwägerin auf, als diese den glasigen Blick erhob und ihr die Tränen in Bächen herunter liefen.

„Ich habe ihm den geheimen Zugang gezeigt, ich habe zugelassen das Unrecht passiert. Im Hause meiner Familie.“, brachte das Häuffchen Elend unverständlich schluchzend hervor.

Lomena wurde etwas ungehalten: „Von wem sprecht ihr, Falcoria? Wer ist ER? Und was…“ Die Raulsfelderin verstummte als sie begriff, dass es um die Ermordung Praiowarts ging.

„Es war unser Bruder, Praigrimm, er war es, der meinen Bruder, euren Gemahl, blutrünstig richtete. Ich habe ihm den Zugang zu den Katakomben verschafft, blind vor Hass. So dass ich nicht wahr haben wollte, was Praigrimms wahres Begehr war, als er mir versprach Euch einen gehörigen Dämpfer zu verpassen. Ich war so von Neid und Missgunst verzehrt, dass ICH die WAHRHEIT nicht mehr sehen konnte, nein, wollte. OH, Herr Praios, golden strahlender Fürst Alverans vergib deiner unwürdigen Dienerin.“

In Lomena kam Zorn auf, gleißender Zorn, der ganze Zorn den sie seit dem Tod Praiowarts unterdrückt hatte. Sie hob die Faust, bereit zum Schlag. Doch dann legte ihre Tochter ihr die Hand Sanft auf die Schulter und sie durchfuhr ein warmer Schauer und Raula sah ihrer Mutter fest in die Augen und mit der der ganzen Ruhe die dieses Mädchen aufbringen konnte sagte sie: „Nein, Mutter.“ Und Lomena senkte die Hand. Falcoria die schon zusammen gezuckt war warf sich nach vorne und brüllte: „Richte mich, Lomena, lass mich meine gerechte Strafe für meinen Frevel an dem Herren und meiner Familie erfahren. RICHTE MICH!“

Doch Lomena sah nur auf ihre Schwägerin herab, so hatte sie sie noch nie gesehen. Ihre Strafe sollte eine andere sein. Sie würde ihr die Bürde nicht erleichtern, dies müsste sie selber auf sich nehmen.

„Nein, Falcoria.“, wahren ihre einzigen Worte bevor sie sich von ihr abwandte und eine nahestende Wache zu sich beorderte. „Holt mir unsere besten 10 Soldaten. Wir machen Jagd auf Praigrimm von Feuerfang.“

Falcoria indes erwachte aus ihrer Starre, geschockt davon, nicht gerichtet worden zu sein. Weder von Lomena noch von ihrem Herren. Dann fasste sie ihre Nichte ins Auge. „Raula, richte Du mich, du bist eine angehende Dienerin des Sonnenfürsten, es ist deine Pflicht mich zu richten, für meine Verbrechen. Den Verrat an meinem Bruder und die vielleicht noch größre Sünde, des Selbstbetrugs, ich habe über einen Mond, auch im Mond des Herren Praios, geschwiegen und mich und alle anderen somit der Wahrhaftigkeit beraubt, so das der Gerechtigkeit vielleicht niemals genüge getan werden kann. Richte mich, Raula, richte mich.“

Doch auch Raula stand nur vor ihrer Tante, die sie trotz ihrer Makel, immer für ihre Konsequenz und Disziplin bewundert hatte und die jetzt unwürdig vor ihr im Dreck umherkroch und so viel Würde ausstrahlte wie ein in der Mitte geteilter Wurm. „Auch ich werde dir diese Genugtuung nicht gönnen, als Dienerin des Wahrhaftigen, seid Ihr es die vor dem Herren Alverans um vergeben ersuchen müsst, Eure Aufgabe ist es jetzt, den Weg dorthin zu finden und zu beschreiten. Denn nur Ihr selbst könnt Euch von der Bürde reinigen.“, sprach das junge Mädchen und ihre Tante war erstaunt darüber wie erwachsen und wahrhaftig das zierliche Geschöpf vor ihr ihre Worte gewählt hatte und wie unwürdig sie, die Geweihte des Strahlenden, sich vor ihr wand. Sie richtete sich auf, räusperte sich und benahe mit gewohnter Sicherheit und Stärke antwortete sie: „Ihr habt recht, meine Nichte, es liegt an mir allein. Sagt eurer Mutter ich werde Buße, mich ins Exil begeben und über meine nächste Aufgabe sinnieren und meditieren. Sagt das eurer Mutter. Mein Sohn Galahart übergeb ich in ihre Verantwortung, mein einiziger Wunsch ist es, dass er ein praiosgefälliges Leben führt. Und zum Beweis, meiner Untertänigkeit dem Herren gegenüber, will ich nun gehen. Nur das am Leibe, was ich trage, nur dies und meine Schuld.“

So drehte sie sich um, ging ein paar Schritte, hielt inne und sprach noch einmal ohne sich umzudrehen: „Eure Mutter soll sich in Acht nehmen wenn sie Praigrimm verfolgt, ich fürchte er ist mit dunklen Mächten im Bunde und ich war nicht fähig dies zu sehen.“

Raula schaute ihrer Tante noch lange hinterher. „Möge der Herr Praios dir verzeihen, Tante, und der der heilige Raul deine Schritte leiten.“, dachte sie bevor sie sich dem Haus zu wand um ihre Mutter aufzusuchen, während auf dem Hof hektische Aufbruchstimmung herrschte. Es würde sich etwas verändern.



ENDE der GESCHICHTENREIHE "Oh, mein gülden Raulsfeld".