Geschichten:Nur eine Woge am Darpat

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Baronie Gnitzenkuhl, Burg Friedburg

Er hatte es gewagt den Rothandfelsen mit seinem Blut zu benetzen! Geshla hieb mit bloßer Hand erzürnt mehfrach auf die hölzerne Tischplatte vor sich, bei dem Gedanken an die Schilderungen ihres ersten Ritters. Der Schmerz schoß ziemlich unmittelbar in ihre Handfläche, derweil sich die Tischplatte unbeeindruckt ihrer barönlichen Wut zeigte, und würdevoll in sich ruhte. Ihr Blut wallte heiß auf, und Hitze bemächtigte sich ihrer, obwohl es unangenehm kühl war. Bei PRAios, wohin sollte das alles führen?

Energisch schob sie den Stuhl beiseite und begann auf und ab zu laufen, irgendwo musste sie doch hin mit ihrer Wut. An den Kleinen konnte sie die kaum aus lassen. Sie musste sich wieder beruhigen, nur wie?

Hlutharion hatte sie jedenfalls nach seinem Bericht wieder entlassen- der Mann war auch so schon wenig hilfreich gewesen. Nur zugesehen hatte er, wie das Fuchsrudel den Rothandfelsen derart mißbraucht hatte, ob seiner Bedeutsamkeit. Was hätte sie aber auch tun sollen? Sie konnte dem Prinzen und seinem Gefolge schwerlich verbieten sich dort aufzuhalten! Gerade auch weil er nicht offen aufrief zum Streit und sich steigender Beliebtheit erfreute, wie es auch die Perricumer Gazetten schrieben.

Sie ging zum Fenster und schaute in die dunkle Tiefe, hinab zum Darpat, und konzentrierte sich auf einzelne, in der Ferne glosende Lichter. Der Fluss, der Strom, Quell des Lebens und der Kraft ihrer Lande, Korgond. Sie zwang sich die Augen zu schließen und tief ein und aus zu atmen. In Rashia Hal war das gelehrt worden gegen die innere Unruhe, die sie befallen hatte. Wieso also nicht auch jetzt anwenden?

Sie beschwor eine gute Erinnerung herauf. Die Erinnerung, als der Felsen sich ihr offenbart hatte. Das Wasser entgegen seiner Natur geströmt war und ein Reliefstück Korgonds preis gegeben hatte. Nebel war aufgekommen und ganz ruhig war es gewesen, bis diesen Gluckern zu hören war. Alles war still gewesen, sie hatte keine Sorge gefühlt. Alles war friedlich gewesen. Eine innere Ruhe begann sich langsam wieder in ihr breit zu machen. Kühlte ihr Gemüt und machte einer Gewissheit Platz, und Frieden, den sie dringend gesucht hatte kehrte wieder ein. Sie genoß die Ruhe, und öffnete schließlich wieder die Augen. Was soll sie sich unnötig weiter Gedanken machen, es war passiert, und den Göttern sei gedankt, niemandem war etwas passiert. Im Angesicht Korgonds kam ihr das Fuchsrudel noch wie eine kleine Welle am Ufer des Darpat vor. Ob sie je eine Sturmflut auslösen würden, konnte sie zwar heute nicht ermessen, doch sie vertraute darauf, dass die Zeit zum handeln noch nicht gekommen war.