Geschichten:Neulich in Halhof

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Fion sprang beiseite. Fast hätte er den Boten, der in vollem Ritt vom Burghof preschte, übersehen. Dies war heute schon der dritte Reiter, der Halhof verließ. Kopfschüttelnd und mit hungrigem Magen betrat der Falkengardist die Burgküche.

"Janida?!", rief er laut in die leere Küche.

"Bin gleich da," antworte ihm eine Frauenstimme. Sie drang aus einem Nebenraum, dessen Tür halb offenstand.

Ein Grinsen machte sich auf Fions Gesicht breit. Vorsichtig schlicht er zur Kammer. Gerade wollte er die Tür weiter aufstoßen, als diese von innen aufgerissen wurde und er ein das erschrockene Gesicht einer jungen Frau blickte.

"Fion!", brachte Janida heraus, als sie gewahrte, wer dort vor ihr stand.

Heftig hämmerte sie mit ihren Fäusten gegen seinen Brust, so dass der junge Gardist halb lachend, halb jammernd zurückwich. "Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken!" Endlich hatte Fion einen Stuhl erreicht. Er setzte sich hastig und zog die Magd auf seinen Schoß. Unter seinem festen Griff erstarb das wilde Hämmern ihrer Fäuste.

"Was willst du überhaupt hier?", fragte Janida vorwurfsvoll. "Ist dein Dienst etwa bereits vorüber?" Fion nickte. "Laron hat mich früher abgelöst. Er hat wohl Stress mit seiner Liebsten."

"Und da dachtest du, hältst du deine Liebste einwenig von der Arbeit ab." Janida hatte die Arme in die Hüften gestemmt.

"Ja, u-u-und ich habe Hunger", entgegnete Fion wahrheitsgemäß. "Und wer könnte besser für mich sorgen als meine Braut!"

"Noch habe ich dein Werben nicht erhört", gab Janida zu Bedenken. Sie entwand sich seinem Griff und begab sich zum Herd auf dem ein grosser Topf stand.

"Stimmt, aber du wirst es, da bin ich guten Mutes!", lachte Fion.

"Wenn du dich da mal nicht irrst, Gardist!". Die junge Frau füllte etwas Eintopf in eine Schüssel und griff nach einem Kanten Brot.

"Selbst deine Mutter wäre mit mir als Schwiegersohn zufrieden. Wie kannst du da noch zögern?", fragte Fion.

"Vielleicht bin ich anspruchsvoller als sie," gab Janida zurück, während sie ihm die dampfende Schüssel vor die Nase stellte.

"Hm, vielleicht sollte ich deine Mutter ehelichen," scherzte Fion.

"Gut, nach dem Mahl solltest du das gleich mit meinen Brüdern besprechen.", entgegnete die Magd und legte ihm einen Löffel neben die Schüssel.

Fion pfiff durch die Zähne. "An die beiden habe ich noch gar nicht gedacht. Da werde ich mir wohl etwas überlegen müssen." Er griff nach dem Löffel und tauchte ihn tief in die Schüssel. Genussvoll schaute er auf den gefüllten Löffel und fragte lachend, "Janida, kann deine Mutter eigentlich auch so gut kochen, wie du?" Einen Augenblick später wurde er von einem Tuch getroffen.

"Du bist unverbesserlich, Fion!"

Draußen im Burghof war das Wiehern eines Pferdes zu hören. Ein weiterer Bote machte sich zum Aufbruch bereit.

"Wo die wohl alle hin wollen", frage Fion schmatzend.

"Man erzählt sich, Seine Hochgeboren lädt die Königlichen Vögte der umliegenden Lande nach Halhof. Nicht nur nach Dornensee, sogar nach Almada und Perricum sollen Boten entsandt werden." Janida stand am Fenster und blickte versonnen hinaus. "Es heißt, die hohen Herren wollen beratschlagen, was zu tun ist, jetzt, da wir ohne Königin sind. Man munkelt von einem 'Concil Königlicher Vögte' oder so ähnlich."

Fion schüttelte den Kopf, "Du solltest dir über solche Dinge keine Gedanken machen, Janida. Die hohen Herren werden schon recht entscheiden. Die Zeiten mögen finster sein, aber hier auf Burg Halhof bist du sicher, dafür sorge ich schon!"

Janida lächelte still.