Geschichten:Neue Allianzen – Zacken & Marschen

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Gut Holderbrunn, Ende Boron 1045 BF:

Es war Spätherbst; der Wind trug ein angenehm laues Lüftchen vom Golf von Perricum über die Perrinmarschen. Sanft bogen sich die Grashalme gen Efferd. Das Leben hier in den Perrinlanden war unbeschwert und leicht – für den Adel galt das wohl ohne Ausnahme, aber auch den Freien und Leibeigenen erging es hier vergleichsweise gut. Nicht zu vergleichen mit dem zum Teil ärmlichen Leben in weiten Teilen der Zacken oder des Walls. Die Perrinlande galten als von den lieblichen Göttinnen Tsa, Peraine und Rahja gesegnet und somit als fruchtbarer Schoß Perricums. Da wunderte es kaum, dass nicht wenige den lieblichen Göttinnen huldigten. So auch in Holderbrunn. Das weitläufige Gut lag wenige Meilen vom Marschenhof entfernt und wurde früher als Jagdresidenz der Perricumer Grafen genutzt. Vor wenigen Götterläufen jedoch machte der Markgraf einer jungen Ritterin aus dem fernen Greifenfurt, die durch ihn ihren Ritterschlag erhalten hatte, Holderbrunn zum Hochzeitsgeschenk. Diese junge Ritterin war nunmehr bekannt als Hochgeboren Caya Irmenella von Gareth. Seither nutzten sie und ihr Gemahl das malerische Gut als Winterresidenz.

Auch dieser Tage hatte die Gutsherrin wieder ausgewählte Gäste zu einer herrschaftlichen Falkenjagd geladen. Nachdem das erlegte Waidwerk – vornehmlich Hasen und Rebhühner - fürs abendliche Mahl zubereitet wurden, gaben sich die Herrschaften dem wohl verdienten Müßiggang hin. Während die Gastgeber sich mit den Reichsvögten Sarina von Zolipantessa und Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor zu einem Plausch zurückgezogen hatten, amüsierten sich die anderen Gäste der erlesenen Runde in den ausgedehnten Parkanlagen.

Retos Leibpagen Salix und Siyandrion tollten mit dessen Tochter Rohaja über die Blumenwiese, während die Knappen des Aimar-Gor, der eitle Salix Borontreu von Zolipantessa und der schweigsame Tolmario Silem von Aralzin, zusammen mit dem draufgängerischen Arion von Sandern sowie dem geheimnisvollen Mishan Feqzaïl lautstark Boltan spielten und dabei guten Perricumer Roten tranken. Selbst der sonst so schüchterne Tolmario schien dabei, für seine Verhältnisse, seine Scheu abgelegt zu haben. Der Wein half ihm dabei, wie es schien.

Die frisch zur Ritterin geschlagene Nedime hingegen versammelte die anderen Knappinnen um sich, die es vorzogen, ihre Kräfte miteinander zu messen. Mit dabei natürlich Nedimes enge Freundin Xanjida von Sanzerforst. Die Schwägerin der Gastgeberin hatte sich riesig gefreut, ihren älteren Bruder Alderan und ihre Pagenvater Reto wieder zu sehen. Allgemein hatte die junge Sanzerforst das Gefühl, dass der Tag sich nur um sie gedreht hatte. Warum auch immer. Allerdings war sie mit ihrem Falken bei der Jagd auch am erfolgreichsten gewesen. Mit Nedime und Xanjida maßen sich die beiden Knappinnen Rondriga von Rauleu und Selinde von Dunkelfarn, die mit ihrer Herrin Serima von Hengefeldt aus den Zacken angereist waren, mit dem Schwert. Wahrlich ein aparter Anblick, waren sich die Perrinmarscher und Zackenländer Kämpferinnen doch sehr unähnlich und einander noch fremd, so wurden die Übungskämpfe doch ein wenig verbissener ausgefochten als vielleicht nötig.

Während die anderen geladenen Perrinmarscher Damen, darunter Melandra von Palmyr-Donas, Saleva von Waraqis, Ramira von Salicum und Merina von Sandern sich in einem Pavillon dem höfischen Klatsch hingaben, zogen es die weitgereisten Zackenländer Gäste aus dem Umfeld der Hengefeldter Baronin, Junivera von Erlenbruch, Wyljane von Dornhag und Idra von Dunkelfarn, vor, ihr Können mit dem Bogen zu demonstrieren. Ja, ein jeder hatte wohl eine andere Vorstellung von 'den Abend ausklingen zu lassen'.

Etwas abseits, am namensgebenden Holderbrunnen, hatten sich Landjunkerin Sulamith Eorcaïdos von Aimar-Gor und Baronin Serima von Hengefeldt niedergelassen. Der Brunnen war den drei lieblichen Göttinnen geweiht und zeigte drei Frauen mit einer Vielzahl von Brüsten, aus denen das kostbare Nass in ein steinernes Bassin sprudelte. Ein Anblick, den so mach Besucher aus den ehemals darpatischen Landen die Schamesröte ins Gesicht schießen ließe. Doch Serima war für eine Zackenländerin geradezu städtisch geprägt.

„Seht die Mädchen an“, begann die Landjunkerin von Reichsgard mit Blick auf die sich in der Ferne Messenden, „sie stehen stellvertretend für die Perrinlande und Zacken. Unterschiedlich und unvereinbar auf dem ersten Blick und doch hat eine jede ihre Stärken und nur zusammen steht ihnen eine glorreiche Zukunft bevor.“

„Unsere Mädchen sind unsere Zukunft … sie sind Perricums Zukunft... sie sind die Zukunft der großgaretischen Lande. Nedime scheint auf ihren Ritterschlag sehr stolz zu sein“, sprach die Hengefeldter Baronin mit durchaus anerkennender Stimme, „und das obwohl sie aranisches Blut in sich trägt.“

„Sie ist wie alle Aranierinnen stolz auf ihre Talente und das auch zurecht. Sie ist die große Hoffnung meines Hauses hier in Perricum.“

„Das sehr wohl, sie hat sich heldenhaft hervorgetan, das muss ich neidlos anerkennen.“ Serima nickte zustimmend. „Aber das Geschenk des Seneschalls möchte sie nicht tragen?“

„Ha, glaubt die Schlange vom Darpat wirklich, sie mit ein bisschen altem Eisen auf seine Seite zu ziehen? Nein, so senil kann er noch nicht sein. Er wird versuchen, sie zu nutzen um uns in die Irre zu führen. Soll er seine Spielchen treiben. Wir haben genügend Vögelchen am Markgrafenhof um bestens informiert zu sein. Und Ihr, verehrte Hengefeldt, haltet die Zackenlande im Auge.“

„Viel ist im Wandel in den Zacken, auch wenn Firun sehr bald seinen eisigen Mantel über die Lande legt. Meine Tochter und Erbin wird nach dem Winter das Knappenalter erreichen. Ich habe mich entschieden, sie wird nicht in den Zacken verbleiben.“

„Eine weise Entscheidung von Euch, sie zu meinen Verwandten in die Goldene Au zu schicken. In Vierok wird sie zu einer großgaretischen Ritterin heranreifen. Ich freue mich sehr, dass Ihr im Gegenzug nach dem Winter meinen Enkel Timshal als Page unter Eure Fittiche nehmt. Dem Jungen wird die Härte der Zacken guttun. Auch wenn wir ein Haus der Perrinlande und Goldenen Au sind: Wir Aimar-Gors haben auch immer das Große und Ganze im Blick.“

„Von den Zacken eröffnet sich ein weiter Blick, das kann ich Euch versprechen. Ich bin sehr froh, alsbald meinen Sohn Rondrick im Haushalt Eurer Tochter in der Reichsstadt zu wissen.“

„Zacken und Marschen sind eins, so wie es sich gehört. Darpatien war nur ein schlechter Witz der Geschichte, nicht mehr als Gänsegeschnatter am Morgen. Doch bleiben wir in den Zacken, meine Gute, was haltet Ihr vom neuen Landvogt auf dem Arvepass?“

„Eine bemerkenswerte Personalie, in der Tat. Die Hardenstatt sind Vasallen der Familie Zackenberg und ihnen treu ergeben. Es ist daher offensichtlich, dass diese Formalie am Seneschall vorbei entschieden worden ist, da bin ich mir sicher. Der neue Landvogt hat sich sehr in der Großen Fehde auf Seiten der Kaiserlichen hervorgetan. Doch er hat seinen Zenit nun erreicht, denn er hat nicht das Format für einen großen Politiker.“

„Augenscheinlich ein Grund, warum der Markgraf ihn erwählt hat. Er ist wohl starken Männern an seiner statt überdrüssig geworden. Doch wie ich aus der Reichsstadt hörte, sind andere Familienmitglieder dieser Hardenstatts durchaus umtriebiger.“

„Das sehr wohl, es lohnt sich, diese im Auge zu behalten … um nicht zu sagen 'diesen einen'.“

„Nun, unsere Gastgeber werden morgen in die Goldene Au aufbrechen. Reto wird sie begleiten. Das bevorstehende Krongericht zieht weite Kreise. Lasst uns den Abend mit etwas Perricumer Roten ausklingen.“