Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 1. Ingerimmstunde

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Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


„Nun, Stadtvogt, was Natzungen dienlich ist, dem diene ich.“ Der Stadtvogt lächelte. „Sehr gut! Ihr werdet wissen, wann ich Eure Dienste benötige.“ Der Stadtvogt geleitete den Brandherrn persönlich zur Türe. Dieser machte sich auf den Weg nach Hause.

Nachdenklich stand Ludegar vor dem Herd. Es war mitten im Tsa, es war kühl und obwohl es schon Ingerimmstund war, war der Herd noch gar nicht entzündet und eiskalt. Außerdem bildete er sich ein, dass es im Haus komisch roch. Eine leichte Gänsehaut lief ihm über den Rücken und er entschloss sich, lieber wieder zurück in die Stadtburg der Baronin zu eilen, um dort zu berichten, dass im Haus Schlunder wohl Einiges im Argen war.

Die junge Baronin saß mit der Nase in nötige Verwaltungsarbeiten vergraben in ihrem Arbeitszimmer. Kurz wünschte sie sich zurück in ihren Posten bei der Armee Rohajas. Dort war lang nicht so viel Verwaltungsarbeit angefallen. Wenn nur der Stadtvogt hier gewesen wäre um ihr einen Teil davon abzunehmen. Doch der war vor anderthalb Madaläufen abgereist um auf den Gütern der Familie Gerstungen nach dem Rechten zu sehen.

Ludegar erreichte nach schnellem Lauf den Burghof und sah, wie gerade Elgor Karstrand das Haus betreten wollte. Schnell eilte er sich, um ihn noch abzupassen und blieb atemlos vor ihm stehen. „Herr Karstrand, ich muss Euch was berichten“, sprudelte es aus ihm hervor. Und ehe ihm der Offizier der Schwingen irgendetwas erwidern konnte, sprach er hastig weiter: „Ich sollte einen Brief der Herrschaften zur Meisterin Schlunder bringen. Aber in dem Haus machte keiner auf, die Schlagläden sind noch alle zu, die Hintertür offen und der Herd in der Küche kalt.“ Er schnappte nach Luft und ehe er weiter sprechen konnte, gebot ihm eine kurze Handbewegung Elgors zu schweigen. „Für einen solchen Bericht ist mitten im Hof nicht der rechte Platz – komm mit rein!“ Ludegar zog den Kopf etwas zwischen die Schultern, nickte und folgte ihm.

Hadrumir hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Aufmerksam las er den Bericht seines Feldschers Vitus Okenheld. Ihn beschlich das dumpfe Gefühl, dass er irgendetwas übersah. Erneut überflog er die Zeilen, aber es gab für ihn natürlich keine neuen Erkenntnisse. Frustriert schmiss er den Bericht auf den Tisch.

Elgor hörte sich den Bericht des Knappen genau an und lobte ihn als er geendet hatte. „Es war genau richtig, dass du sofort hergekommen bist – ich werde mich sofort darum kümmern. Du kannst jetzt nachsehen, ob du noch andere Briefe oder Erledigungen zu machen hast. Wenn dies nicht der Fall ist, kannst du uns begleiten.“

Melcher Krambusch war immer noch verwirrt über die Worte des Stadtvogts. Mit einem stummen Nicken erwiderte er den Gruß eines vorbeieilenden Handwerksburschen. Er schaute kurz in seinem Kontor vorbei und betrat sein Büro. Sein Secretarius übergab ihm ein Schreiben, welches er kurz überflog. Die Baronin hatte zu einer Ratssitzung geladen. Melcher nahm sich vor, vorher noch seine Unterlagen zu prüfen.

Elgor Karstrand hatte sich nach dem Bericht des Knappen sofort mit zwei Männern und dem Knappen auf den Weg zum Hause Schlunder aufgemacht. Vorsichtig betraten sie über die Hintertür das Haus. Elgor roch sofort, dass im Haus Blut vergossen worden war. Er befahl seinen Männern, auszuschwärmen und mit der Durchsuchung zu beginnen.

Tanira legte aufatmend den Bericht über die Mühlen im Umland beiseite. Seit sie dort gewesen war und nachdrücklich klargemacht hatte, dass der Zehnt an sie zu zahlen sei, schien nun alles in praiosgefälliger Ordnung seinen Gang zu gehen. Sie griff nach dem nächsten Bericht – nicht ohne vorher aus dem Fenster zu sehen und sich zu wünschen einen Ausritt machen zu können. Irina, die hübsche Elenviner Vollblutstute, welche sie von ihrem Gatten als Geschenk erhalten hatte, setzte langsam schon Fett im Stall an. Doch sie rief sich selbst zur Ordnung – erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

„Korporal, kommt her!“ Elgor stürmte in die Gemächer der Ratsherrin. Fassungslos schluckten die Männer und kämpften gegen die Übelkeit. Natürlich gab es auf den Schlachtfeldern schlimmere Bilder zu sehen, doch dies war ein Raum in Natzungen – und er glich einem Schlachthof. Der junge Ludegar war bei dem Anblick des geschundenen Körpers bleich geworden und würgte in einer Ecke sein Frühstück aus. Elgor schaute sehr bedrückt drein und brauchte einen Moment, ehe er eine Decke packen konnte und sie über den verstümmelten und geschundenen Körper der ehemaligen Kammerherrin Natzungens ausbreitete.

Während sich die Frau zeternd bei ihrem Gatten beschwerte, dass sie nun herausgefunden habe, warum die Hennen so wenig Eier legen würden, flatterte Ugo vom Zaun, da ihn der Gong zur Rahjastunde von dort vertrieb.