Geschichten:Nach dem Konvent - Duell im Morgengrauen

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Burg Osenbrück, Morgengrauen des 4. Peraine 1032 BF


Die beiden Kontrahenten standen im sich Morgennebel gegenüber, wie von ihren Sekundanten verabredet gerüstet in leichter Platte und bewaffnet mit einem Schwert zu anderthalb Händen. Der Burghof der Ordensburg füllte sich langsam mit Zuschauern. Viele Adlige Garetiens und Greifenfurts hatten sich die Reise von Königsgau in den Waldsteiner Reichsforst nicht nehmen lassen, waren sie doch nahezu alle Zeugen gewesen, wie die beiden zum Duell verabredeten Kämpfer sich öffentlich kurz nach der Belehnung Raugunde von Mersingen zur Pfalzgräfin auf Kaiserley die Fehde erklärt hatten, waren sie doch zu Teilen selber zum Opfer der Verbannung in die Vergangenheit geworden, zusammen mit Prinz Storko, dessen Verlust der Contenance von vielen Zuhörern unausgesprochen als deutliches Zeichen seines hohen und fortgeschrittenen Alters gewertet wurde und breite, ebenfalls unausgesprochene Zustimmung fand.

Zwischen die Duellanten trat in leuchtend weißen Wappenrock des Ordens des Heiligen Zorns Anjun von Ingrams Fels. Seine Gnaden, welcher bereits in Königsgau einschreiten musste, auf das die Fehdeerklärung nicht in ein wildes Schlagen sondern im ritterlichen Verhalten endete, war nun zugegen, um an diesem Tag das Amt des Richters zu übernehmen, auf dass auch bei diesem Duell bis auf das dritte Blut alles rondragefällig von statten gehe. Die Menge der Adligen verstummte und alle richteten ihre gespannten Blicke auf den Zornesritter.

„Ihr Adligen des Königreichs Garetien und der Markgrafschaft Greifenfurt, Ihr Kämpen Rondra und des Reiches! Wir haben uns an diesem Morgen hier versammelt, um Zeuge des Ehrenhandels zwischen diesen beiden garetischen Rittern zu sein. Wir bitten die Sturmesherrin, dass sie mit Wohlgefallen auf dieses Duell blicke und einen würdigen Sieger erwähle. So sei dieser Kampf in Rondras Namen eröffnet!“

Die Körper der Kämpfer spannten sich und beide hielten ihre großen Schwerter in Angriffsposition. Es stand dem Geforderten zu, den ersten Schlag zu führen. Lange umkreisten sich die beiden Ritter.

„Was ist mit Euch? Wollt Ihr nicht doch besser jetzt sofort aufgeben, bevor man Euch vom Boden kratzen muss? Ich werde auf eure weiße Seite schlagen, dann sieht man das Blut besser!“, verhöhnte der in rotschwarz gewappnete Herausforderer seinen Gegner. Mit einem wütenden Schlag eröffnete Hilbert von Hartsteen den Kampf. Laut klirrten die aufeinander prallenden Schwerter. Es war ein Abtasten zwischen den beiden Kämpfern.

Ein angetäuschter Schlag auf den Führarm des Herausforderers öffnete dem verbissen kämpfenden Garetier die Deckung auf die linke Seite seines Gegners und hart traf sein Schwert auf die leichte Brustplatte. Schwer schnappte der Höllenwaller nach Luft. Dieser Schlag hatte gesessen. Er versuchte mit einem schnellen Konter seinem Gegner zu bedrängen, doch gewandt tauchte dieser unter dem scharf geführten Hieb hindurch und traf das ungeschützte Bein. Der rotschwarze Wappenrock färbte sich dunkel und glänzte von dem Blut aus der Beinwunde. Unerwartet war der Kampf eröffnet worden. Niemand hatte erahnt, dass der Pfortenritter so entschlossen dem Pulethaner entgegen treten und gefährlich werden könnte.

Schnell und die Zähne zusammenbeißend ging der Baron aus Eslamsgrund zurück in seine Angriffsposition. Offensichtlich hatte er seinen Gegner unterschätzt und drohte nun auf den Boden zu gehen, ohne einen eigenen erfolgreichen Schlag geführt zu haben. ‚Konzentrier dich. Du hast Spaß. Du genießt das.’ Mit einem harten Schlag traf er den linken Arm seines Gegners, dessen Gesicht sich vom Schmerz verzog.

Wieder umkreisten sich die beiden Kontrahenten und lauerten auf eine Schwäche ihres Gegners. Immer wieder tasteten sie sich ab und kreuzten die Klingen. Lange wog der Kampf so hin und her, der Höllenwaller, nun mehr auf der Hut, gab den Hartsteener keine weitere Möglichkeit mehr einen Treffer zu landen. Im Gegenteil, offensichtlich schien es um die Kondition seines Gegners nicht gut zu stehen, bemerkte der Herausforderer. ‚Also, setz nach und mach ihn fertig!’, und so setzte er nach und trieb seinen Gegner einige Schritte vor sich her. Schon der erste Hieb traf seinen leicht keuchenden Gegner schwer in die linke Seite, der mit seiner ganzen Kraft die folgende Schlagserie mit der Klinge parierte. Am Abschluss des Ausfalls streifte ein Passierschlag seines Gegners kraftlos den Brustpanzer des Höllenwallers. Wieder gingen sie in Angriffsposition.

Mit einem offensichtlichen Angriff auf die rechte Seite des Herausforderers machte der Sertiser Pfalzgraf einen Schritt nach vorne, verlor aber die Balance und geriet ins Straucheln. Überrascht atmeten die Zuschauer die Luft ein und warteten ab, wie der Baron reagieren würde, während seine Gnaden bereit war einzuschreiten. Doch der Baron von Höllenwall ließ seinen Gegner sich wieder sammeln. „Noch könnt Ihr aufgeben, Hartsteen, bevor ich Euch endgültig zu Krähenfutter verhackstücke“, höhnte er, während der Sertiser Pfalzgraf wieder in Angriffsposition ging. Malepartus täuschte einen Schlag auf das Bein an, riss aber seinen Anderthalbhänder herum und traf voll in die Seite Hilberts. Dies schien seinem Gegner vollends die Luft zu nehmen, schwer und aus mehreren Wunden blutend hielt er die Waffe vor sich, kaum noch zur Verteidigung fähig.

‚Bringen wir es zu einem Ende’, fuhr es dem Baron von Höllenwall durch den Kopf. Mit der flachen Seite hieb er seinem angeschlagenen Gegner seine Klinke gegen den Schädel. Der Kampf war vorbei. Der Pfalzgraf von Sertis lag bewusstlos im Staub der Ordensburg des Schwerterordens, doch das Duell war auf Dritte Blut verhandelt.

„Was wollt Ihr nun tun, Hochgeboren?“, Welfert von Mersingen wollte dem keuchenden Garetier den Dolch in die Hand reichen. Hass und Zorn loderten in den Augen Malepartus, doch nach wenigen Augenblicken senkte die Arme. „Es reicht. Der Ehre ist genug getan“, presste er zwischen seinen Lippen hervor. Mit einem überlegenen Grinsen beugte er sich zum Bewusstlosen nieder und wischte genüsslich seine Klinge an der weißen Seite des Hartsteener Wappenrockes ab. Tosender Jubel umbrandete ihn, Hochrufe der Greifenfurter streiften seine Ohren, und mit einem verbissenen Lächeln hob er die Arme. Er, Malepartus von Helburg, hatte gesiegt. Die Frage Seiner Gnaden, gerichtet an Anselm von Quintian-Quandt, der als Sekundanten dem Hartsteener beistand, ob dieser den Sieg seiner Hochgeboren von Höllenwall anerkenne, und die wortlos genickte Bestätigung gingen dabei fast unter.



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4. Per 1032 BF zur morgendlichen Hesindestunde
Duell im Morgengrauen


Kapitel 1

Die Gippelsteiner Chronik