Geschichten:Man kann nie vorsichtig genug sein...

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Burg Mor'Tres, Gallstein


Claudio di Conserrano saß in seinen Gemächern und starrte auf das volle Weinglas und das prunkvolle Rapier seines Vaters vor ihm auf dem Tisch. Die Praiosscheibe war schon vor einer Stunde untergegangen; Dunkelheit legte sich über das garetische Land, wie ein schwerer, schwarzer Mantel. Claudio beschloss vorsichtiger werden, sonst würde er eine Menge Ärger mit dem Baron von Gallstein bekommen. Es klang ohnehin so, als wollte der Baron ein ernstes Wörtchen mit ihm reden, sobald er Zeit erübrigen konnte. Dennoch hatte sich der Ausflug und das Treffen mit der lieblichen Simiona gelohnt. Was für eine beeindruckende Frau. Zu schade, dass sie sich mit diesem Nimmgalf von Hirschfurten vermählt hatte. Dieser Möchtegern-Ritter wusste ihre Talente doch gar nicht richtig zu schätzen. Sie hatte nicht nur alle seine Hoffnungen an eine echte horasische Edle mit dem gewissen Sinn zur Hinterhältigkeit erfüllt, sondern sie gefiel ihm auch persönlich sehr gut.

Es klopfte zaghaft und mit harschem Tonfall forderte der Edelmann den Klopfenden auf, herein zu kommen.

Ein Diener trat ein und verneigte sich tief. „Verzeiht die Störung, Herr. Aber hier ist ein Mann am Tor, der angeblich von Euch gerufen worden ist. Wollt Ihr ihn sprechen, oder soll ich ihn abweisen lassen?“

„Nein, nein. Bringe den Mann zu mir, ich erwarte ihn tatsächlich.“

Nickend zog sich der Diener zurück und schloss die Tür vorsichtig. Claudio zog ein kleines Lederbeutelchen aus der Schublade seines massiven Schreibtisches und legte es neben sein Tintenfässchen.

Nach geraumer Zeit klopfte es erneut und der Diener kündigte den späten Gast an. Er war ein Mann wohl gute vierzig Götterläufe alt mit langem schwarzen Haar und vollem Bart. Sein kantiges Gesicht wirkte grobschlächtig und ungewaschen. Der Fremde trug ein solides erdfarbenes Wams, feste Schuhe und lederne, stark abgewetzte Beinlinge. An seiner Seite war ein Wehrgehänge zu sehen, das Breitschwert hatte er jedoch beim Betreten von Mor’Tres abgeben müssen.

„Phex zum Gruße, nobler Herr. Ich bin Bernwart Trondwin. Ihr habt nach mir schicken lassen?“

Claudio lächelte gewinnend. „Nun ich habe nicht nach genau Euch schicken lassen, mein Herr, aber Ihr habt Recht; ich habe tatsächlich einen Gehilfen des verschlagenen Fuchses um Hilfe gebeten. Man sagte mir, Ihr wäret ein erfahrener Abenteurer, der schon ein wenig herum gekommen sei in seinem Leben.“

Der kräftige Mann plusterte sich ein wenig auf. „Recht so, mein Herr. Ich kenne mich in großen Teilen des neuen Reiches und im Bornland vorzüglich aus. Außerdem fürchte ich keine Gefahr und verstehe es mit dem Schwert meine Haut zu verteidigen, wenn nötig.“

Claudio erhob sich und nahm die Geldbörse in die Hand. „Sehr erfreulich. Hier ist dein Lohn. Was zu tun ist, weißt du?“

Der Abenteurer nickte knapp. „Jawohl Herr. Ich werde morgen früh gleich nach Leihenbutt reisen und dort tun, wofür Ihr bezahlt habt.“

Seufzend nahm der Liebfelder einen tiefen Schluck aus seinem Glas und spülte einen Teil seiner besorgten Gedanken hinfort.

„Gut, dann wünsche ich Euch den Segen der Zwölfe und Phexens Geschick auf Eurer Reise Herr Bernwart.“

Der kräftige Mann verabschiedete sich und Claudio rief den Diener, der den Fremden nach draußen geleiten sollte.

Müde sank Claudio auf seinen Stuhl zurück. Er hatte heute schon genug Wein gehabt und beschloss, es gut sein zu lassen.

Bald schon würde sich zeigen, was hinter der Fassade der liebreizenden Comtessa Simiona steckte und was es Interessantes über sie zu wissen gab...