Geschichten:Machtgeflüster Teil 15

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Burg Leihenbutt


Am selben Abend noch lag Nimmgalf im Bett neben seiner jungen Frau, die bereits eingeschlafen war. Seine Gedanken rasten. Was er noch vor kurzer Zeit von Simionas Leibwächter gehört hatte, war unfassbar, ja einfach unglaublich gewesen. Angeblich hatte Simiona seine Abwesenheit genutzt, um Leihenbutt in eine Militärherrschaft zu verwandeln, natürlich unter ihrer Kontrolle. Auch große Teile der Nachbarbaronien, wie zum Beispiel Zweiflingen und Tannwirk, hatte sie sich einverleibt. Sogar Ulmenhain sei durch einen Trick an sie gefallen. Ihre von ihr ach so gelobten Soldaten waren nichts als brutale Söldner, ehemalige Drachengardisten, die früher unter Rhazzazor gedient hatten, die Simiona aber nun ebenfalls durch einen Trick auf ihre Seite gezogen hatte. Ihre Methoden waren pure Abschreckung durch Gewalt. Es seien angeblich mehrfach Menschen in aller Öffentlichkeit enthauptet, erschossen, gerädert oder gepfählt worden. Ihre Leichen wurden zum Teil hierher geschafft, um daraus Untote zu erschaffen! Unfassbar! Das konnte doch nicht möglich sein. Aber angeblich hatte Simiona einen echten Schwarzmagier in ihren Diensten! Er residierte irgendwo in den Kellergewölben, zu denen nun zwei Leute Zugang hatten: der Magier und Simiona. Das Schlimmste jedoch, was Nimmgalf immer noch nicht so recht glauben konnte, war, dass sie nicht nur diese

Schreckenstaten befohlen, sondern häufig auch selbst durchgeführt hatte. Alwin hatte ihm bei den Göttern geschworen, dass Simiona eigenhändig ganze Familien abgeschlachtet hatte, um an zweifelhafte Informationen zu gelangen, ja ganze Dörfer wurden durch ihr Eingreifen niedergemacht. Und dann war da noch dieses Buch, das Simiona von einem geheimnisvollen Grafen geschenkt bekommen hat, und seitdem hütet wie einen Schatz. Seitdem sei sie noch gnadenloser als zuvor.

Nimmgalf kreiste der Kopf. Seine Frau eine Massenmörderin? Er wollte und konnte es nicht glauben. Jedoch zwang er sich, sich immer mehr mit diesem Gedanken auseinanderzusetzen. Und langsam, ganz langsam stahl sich die Erkenntnis in seinen Kopf, dass es doch wahr sein könnte. Er dachte an all die ungeklärten Mordfälle in der Vergangenheit seit Simiona da war. Sie hatte sie immer als Unglück oder Wille der Götter abgetan, aber echte Trauer hatte sie nie dabei empfunden. Bei der Totenfeier für die Opfer des verbrannten Traviatempels vor zwei Jahren hatte sie zwar geweint, jedoch war ihm dabei ein Hauch von Zwiebelduft an ihr aufgefallen, dem er damals jedoch keine Bedeutung beigemessen hatte. Nach und nach wurde ihm einiges klar.

Sein Blick wanderte über den makellosen Körper seiner Frau und über ihr goldblondes Haar. Ihm kamen all die schönen gemeinsamen Erlebnisse als Erinnerungen wieder in den Sinn. Eine Träne stahl sich aus seinem Auge, doch er wusste, dass dies nicht die Zeit für Sentimentalitäten war.

Er musste Gewissheit haben. Alwin hatte ihm von dem Schlüssel zu den Kellergewölben erzählt, den Simiona stets bei sich trug. Nur nachts legte sie ihn in ihre kleine Nachttischschublade. Er überzeugte sich noch einmal, dass sie auch wirklich schlief, stand dann vorsichtig auf und schlich ums Bett. Behutsam öffnete er die kleine Schublade, stets darauf bedacht, keinen Lärm zu machen.

Er sah im Zwielicht ein Schlüsselbund glänzen und nahm es ohne Geräusche heraus. Gerade als er gehen wollte, drehte Simiona sich herum. Bange Herzschläge vergingen, doch sie schien ruhig weiterzuschlafen. Er griff noch seine Sachen und seine Stiefel und zog sie sich draußen an. Dann schlich er leise in den Keller, jedoch nicht ohne zuvor der Waffenkammer noch einen Besuch abzustatten.