Geschichten:Macht des Namens – Entscheidungen I.

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Pfalz Halhof, Ende Rahja 1043 BF:

"Nun meine Herrn," nahm die erfahrene Hofdame Leonore von Vairningen sogleich den Faden wieder auf und fasste das noch verbleibende Thema ins Auge. "Die Vasallenlehen von Monvaldorn sind derzeit vakant und es gibt keine Familien die darauf Ansprüche erheben könnten. Auf alte Strukturen und womöglich auch Namen sollten wir nur bedingt Rücksicht nehmen und uns stattdessen an der aktuellen Situation, sowie den Bedürfnissen dieser Lande orientieren. Die Stadt Höllenwall, die wir eventuell wieder Nym nennen sollten, ist bis auf ihre Grundmauern zerstört. Ihr Aufbau sollte einem verlässlichen Vogt überantwortet werden, allerdings steht zu befürchten das es noch lange dauern wird bis sie wieder ihrer alten Bedeutung gerecht wird. Aus diesem Grund sollten die Lande des Kronvogtes, Silvadon fände ich am geeignetsten, um den Markt Lyck erweitert werden." Machte sie sogleich erste Vorschläge und verwies dabei auf die Karte der Baronie.

Denderan nickte auch hier nur simpel und schien etwas mit sich selbst beschäftigt.

“Da das zugleich die Grenze des Königreiches ist, scheint mir das kein schlechter Gedanke zu sein”, pflichtete Roban bei. “Es passt jedenfalls zu den Gründen, warum wir für ein königliches Gut sprechen.”

"Dann sollten wir das gleich so festhalten." Nahm Leonore die Reaktionen als Zustimmung an und machte auf einem zweiten Bogen Papier entsprechende Notizen. "Ich denke, der Grenzverlauf des Ordenslandes Vallis Viridi Draconi möchte niemand der anwesenden verändern!" Stellte die Junkerin direkt im Anschluss mehr fest, als dass sie eine Frage gestellte. Gibt es darüber hinaus Vorschläge oder Anregungen wie wir mit den restlichen Gebieten verfahren sollten? Einige Personen und Gruppierungen sind in der Krise aktiv geworden und sollten, bzw. müssen deshalb vermutlich von uns berücksichtigt werden."

Zum travianischen Ordensland grummelte Denderan nur eine unverständlich Antwort, die so was wie widerwillige Zustimmung verkündete, warf dabei aber dem Weyringhauser einen Blick zu. Beim Rest des Gesagten horchte er wieder auf. “Ainigä Ansprüchä solltän klar sain, schon allain däm bishärigän Tatän nach. Däswaiterän solltän wir auch mit dän jätzigen Värgaben äbenso dän Rat um dän Kronvogt bästimmän.”

Abgesehen davon, dass sie dieses Gespräch bereits am Vorabend mit dem Pfiffenstock geführt hatte, war Leonore auch so davon ausgegangen, dass dieser die befriedeten Gebiete in irgendeiner Form beanspruchen würde. Allerdings war sie auch gespannt was Roban vorbringen würde schließlich war seine Schwester direkt von ihren Entscheidungen betroffen.

“Ich beanspruche für die Korgoner die Bannlande Korswacht!” Neunfinger spielte betont lässig mit seinem Dolch während er mit fester Stimme sprach. “Was mit dem Rest des Junkertums Helburg passiert, ist mir gleich!”

“Was ist mit Dornbusch?”, gab Roban zu bedenken. “Wenn wir auf die alten Traditionen des Landes zurückgreifen wollen, dann sollten wir dort der Familie Monserval eine angemessene Rolle zukommen lassen. Das würde einerseits das Ordensland der Traviakirche absichern und zugleich die Familie Malagant etwas im Zaume halten. Ich halte es für bedenklich genug, dass dieser Lucius gewissermaßen mit Zollsteyn den Schlüssel zur gesamten Baronie in seinen Händen hält.”

Hier kam also die junge Monserval ins Spiel, Leonore hatte bereits vom Interesse Robans an der Adligen gehört, es jedoch noch nicht begründen können. “Eine schwierige Angelegenheit.” Beschied sie deshalb und wandte sich dem Weyringhaus zu. “Gerade weil dieser Malagant mit Zollsteyn den Weg in die Baronie besetzt, wird er sich nicht so leicht abspeisen lassen.”

Nebenher belustigte es die Junkerin im Stillen, dass Roban mit seiner Frage den Anspruch des ungehobelten Korgeweihten einfach überging. Sehr wohl wusste sie darum, dass Denderan Neunfinger nicht in diesen Landen sehen wollte und aufgrund seines ungehobelten Benehmens hielt die Vairningen ihn auch nicht wirklich für einen geeigneten Kandidaten für den Rat. Fand sich kein Weg um ihn abzuschassen, würde sie gezwungenermaßen anstreben, dass die von ihm besetzten Gebiete ein Sublehen des neuen Junkertums werden würde. Die Schrecken, die der Helburger über dieses Land gebracht hatte, waren groß, unzählig und ohne Namen. Das Land nicht nur die Klingen des Adels und den Beistand der Kirchen, es brauchte auch dringend den Beistand der Magier und damit betraut sähe sie gern die Grauen Stäbe.

Denderan schnaubte, da er wusste dass nun das wirkliche Geschachere losgehen würde. Doch es erfreute ihn dass Neunfinger kaum Beachtung fand. Mit rotem Sand umriss er das Gebiet das derzeit von ihm kontrolliert wurde. “Ainäs ist sichär, das Dorf Grummbusch und saine Landä stähen där Kirche däs Mantikors zu, ihre Pfründe habe ich gesichert. Där Rest möge ebenfalls in Kirchän’besitz odär an würdige, weltliche Vasallän - wie etwa maine Verwandschaft gähen, einfach wail äs mainän Entbährungen rächtens ist.” Dabei schaute er unverhohlen seine Verletzungen aber auch Neunfinger an. Einen weiteren Umriss zog er mit dem Sand um die alteingesessenen Lande Vallis Viridi Draconi. “Hierrübär schainän wir uns BISHÄR doch alle ainig, nicht wahr?” Denderan blicke eindringlich zu Roban, wollte ihm vermitteln, dass er selber eigentlich kein großer Verfechter dieser Entscheidung war, aber diese nicht weiter diskutieren würde, wenn es an anderer Stelle auch weniger Diskussion gäbe. “Malagant.”, Denderan schob die Hand mit dem Sand gen Norden auf der Karte. “Ihm würde ich die Junkärschaft von Dornbusch gewähren, dafür müsste är sich von der Pfortä waitestgehänd zurück’ziehän.” Der Pfiffenstocker machte vorerst eine Pause um die Reaktionen abzuwarten, von denen er zumindest eine zu wissen glaubte.

Bei dem Wort ‘Entbehrungen’ musste Neunfinger unwillkürlich breit grinsen. “Wenn man der Logik des Pfiffenstock folgen würde, müsste dem Malagant das Junkertum Niffeltal zugesprochen werden.” Pfiffenstock spie er dabei geradezu aus, während er mit seinem Dolch auf der Karte die Gebiete umriss, die der Malagant hielt.

Innerlich verdrehte Leonore die Augen, kannte dieser Mann den überhaupt kein Benimm? “Eine Logik die an gleich zwei Umständen krankt, Euer Gnaden.” Äußerte sich die Vairningern in Richtung Neunfingers. “Zum Einen, das Faktum, dass die Familie Nadoret, ein wohlhabendes Haus aus dem Fürstentum Kosch, dass auch in Garetien einige Güter besitzt, Teile Niffeltals unter seiner Kontrolle hat. Zum Anderen die Absicht, Lucius Malagant zwar für seine Dienste zu entschädigen, ihm jedoch die Kontrolle über den Zugang zur Baronie wieder zu entziehen.”

Dieser verbohrte und degenerierte Adel, dachte sich Neunfinger im Stillen. Was nutzte schon ein klangvoller Name wenn man selber ein Schwächling war, der vor Kor nicht bestehen konnte. “Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, der Malagant würde das Tor zur Baronie aufgeben.” Neunfinger lachte höhnisch. “Aber wenn Ihr Eure Koscher Freunde belohnen wollt, dann macht sie doch zu Rittern von Grummstein, dann können sie dem Malagant als Gefolgsleute dienen.“

Bei dieser Antwort hätte Leonore nun beinahe wirklich die Augen verdreht. Herrin Hesinde schicke Vernunft in den Kopf dieses Mannes, bat sie Stumm die Allweise. “Euer Gnaden, war Euch schon einmal eine Unterweisung im Bereich der Staatskunst vergönnt?” Da die Junkerin Neunfinger keine Gelegenheit ließ um zu antworten, machte sie bereits klar, dass diese Frage lediglich rhetorischer Natur war. “Die Kunst einen Staat zu führen, seine Geschicke zu lenken und auch für kommende Generationen bereits Grundsteine zu legen. Ist die Kunst vorausschauend zu handeln und in diesem speziellen Fall, ist es die Kunst noch zu Lebzeiten aller Beteiligten bereits gewisse Machtgefüge zu festigen oder zu unterbinden.” Mit einem Fingerzeig verwies sie erst auf die Grenzen von Niffeltal und anschließend von Dornbusch. “Machen wir Lucius zum Junker von Niffeltal zementieren wir die Erbansprüche seiner Nachkommen auf diese Lande, auf das Einfallstor in die Baronie, und geben ihm freie Hand nach Gutdünken zu handeln! Wird er hingegen Junker von Dornbusch, entlohnen wir ihn und können damit Zugeständnisse erwirken. Die Familie Nadoret hingegen ist für seine Reichstreue bekannt und damit wäre eine ebenso reichstreue Politik sichergestellt.”

Neunfinger hatte dem Palaver der Vairningen nicht wirklich zugehört. Es war nur das Geschwafel der Überheblichkeit, daher prallten die Provokationen der Adligen an ihm ab. Sie war ihm nicht ebenbürtig. Diese Frau kannte Höllenwall nicht, sie war niemals dort gewesen, sondern hatte nur in irgendwelchen verstaubten Archiven gestöbert und glaubt nun große Reden schwingen zu können. Auch hatte sie die militärische Stärke der Kontrahenten vollkommen außer Acht gelassen: Der Malagant hatte in den letzten Monden mit den Sternensöldnern aus Dornensee massiv aufgerüstet. Sollten die Kämpfe wieder beginnen, wäre es ihm ein Leichtes die Koscher Verbündeten der Vairningen aus der Baronie zu fegen, so die Einschätzung des Kor-Geweihten und wenn er etwas verstand, dann vom Ruf des Goldes.