Geschichten:Kriselnde Krise

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In einer Lokalität in bester Lage, Reichsstadt Perricum, am Abend des 16. Rondra 1044 BF

„Du hast was?!“, fuhr Bärfried seine Gattin unwirsch an. Diese saß völlig ruhig an dem kleinen Tisch, der in ihrem Hotelzimmer stand.

Theodan wird nach seiner Pagenzeit an den Hof der Barone zu Dürsten-Darrenfurt gehen und dort seinen Ritterschlag erhalten“, erklärte Ariana von Alxertis mit ebenso ruhiger, aber auch bestimmter Stimme.

„Und wie kommst du darauf so etwas einzufädeln?! Theodan gehört an den zackenberger Baronshof! Die Tradition verlangt, dass aus jeder Generation ein Mitglied der Hardenstätter dort seinen Ritterschlag erhalten soll!“, der Einäugige hatte sich auf der anderen Seite des Tisches aufgebaut und funkelte seine Frau böse an.

„Wir haben noch andere Kinder – Kinder, die DU OHNE MICH weggegeben hast. Da war es nur mein Recht ebenfalls eine eigene Entscheidung zum Werdegang eines unserer Kinder zu fällen. Davon abgesehen erachte ich den Hof zu Dürsten-Darrenfurt als willkommene Abwechslung zur Tristesse der Zacken. Unsere Kinder sollten auch die anderen Gegenden der Markgrafschaft kennenlernen dürfen, nicht nur ihr Vater, der sich nach Sebarin versetzen hat lassen“, erwiderte Ariana, die ihren Mann fest in den Blick geschlossen hatte.

Dieser schüttelte ungläubig den Kopf, „darum geht es dir? Weil Jasina und Rhodena in die Pagenschaft gegeben wurden? Und weil ich nach Sebarin versetzt wurde? Zumindest für letzteres kannst du mir nicht ernsthaft die Schuld geben!“.

„Vielleicht nicht direkt, aber du bist aus freien Stücken dem Heer beigetreten. Dass du am Arvepass eingesetzt wurdest, war Glück, du hättest genauso gut von Anfang an in der Reichsstadt oder eben noch weiter im Süden eingesetzt werden können. Aber geschenkt! Dass du, ohne vorher mit mir die Sache zu besprechen, unsere Töchter an unterschiedliche Höfe gibst wiegt weitaus schwerer! Wir sollten uns gemeinsam um unsere Kinder kümmern. Ich bin doch die Letzte, die sich gegen eine ritterliche Ausbildung ausgesprochen hätte, Bärfried. Ich wünsche, nein ich verlange! In wichtige Entscheidungen eingebunden zu werden“.

Während sich die beiden Eheleute in Rage geredet hatten, war Ariana ebenfalls aufgestanden und stand nun dicht vor Bärfried. In ihren Augen funkelte ein Feuer, welches Wissende der almadanischen Herkunft ihrer Familie zuschreiben würden, der Rest schrieb es dem südperricumschen Temperament zu. Dann wandte sich der blonde Junker resigniert ab und dem Fenster zu. Hatte er es tatsächlich verpasst Ariana in wichtige Entscheidungen einzubinden? Hatte er sie vor vollendete Tatsachen gestellt ohne dass es ihm aufgefallen war?

Reumütig blickte er zu Ariana, „es war nie mein Ziel oder Wunsch, dich zu vergrämen“.

Die junge Frau schnaubte nur, „dafür ist dir das sehr gut gelungen! Vielleicht denkst du in Zukunft zweimal darüber nach, wenn du etwas Wichtiges entscheidest! Und nun zieh dich um, der Empfang beginnt bald und wir wollen nicht zu spät kommen“, schloss die Dame aus der Familie Alxertis und wandte sich ab. Auch sie musste sich noch in Schale werfen.