Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Thorben Raul Baduar von Hammerschlag gegen Bernhelm Adersin von Dunkelsfarn

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Kressenburger Neujahrsstechen 1041 BF - Thorben Raul Baduar von Hammerschlag gegen Bernhelm Adersin von Dunkelsfarn
27. Praios 1041 BF, Kressenburg, Tjost 2.Runde

Der Hammerschlager trat aus seinem Zelt und schaute auf den Trubel auf dem Turniergelände. Überraschend stellte eine leichte Aufregung bei sich fest und spürte dem Grund dafür nach, denn eigentlich sollte er der kleinen Turney in der Provinz gelassen entgegen sehen können, nahm er doch eigentlich nur Teil, weil er am Ende seinen Sohn in die Pagenschaft des Ausrichters geben wollte, so wie sie es in Korgond verabredet hatten – die Turnierteilnahme war nur eine Höflichkeitsgeste.

Dennoch war da diese Anspannung und er glaubte langsam dahinter zu kommen, woran es liegen könnte, würde er doch zum ersten Mal das Zeichen seines Turnierbundes, das Zeichen der Pfortenritter tragen und irgendwie wollte er diesem schon zur Ehre gereichen und sich würdig erweisen. Er tätschelte seinem Sohn, der neben ihm aus dem Zelt getreten war den Kopf und sagte lächelnd: „Nun, Finian, dann lass uns mal zur Tjostbahn aufbrechen und sehen, gegen wen es alles geht.“

Auf dem Weg machte er sich Gedanken über das bevorstehende Turnier. Es befremdet ihn zutiefst, dass auch Knappen am Ritterturnier teilnehmen konnten. Seiner Meinung nach sollte eine Tjoste den Rittern vorbehalten sein, auch eine Teilnahme von Kriegern lehnte er gänzlich ab. Da waren Knappen noch besser. Ein Turnier bestand ja nicht nur aus dem Kampf an sich und darin den Gegner möglichst effizient zu schlagen, sondern auch aus den lebendigen Traditionen des Rittertum, aus seinen Tugenden und Gebräuchen, wie sollte ein Krieger dies jemals in seiner Gänze erfassen.

Wenige Wappen kannte er, einige konnte er zuordnen, auch wenn er kaum einem der Recken schon persönlich begegnet war oder sich vielleicht auch nur nicht erinnerte. So war ihm auch sein Gegner ein Unbekannter und seine Überraschung war groß, als dieser im ersten Anritt ebenso geschickt wie er selber, die Lanze an seinem Schild abgleiten ließ, ohne sie brechen zu lassen. Im zweiten Anritt überprüfte er, ob es nicht nur Glück gewesen war und wurde enttäuscht, denn auch diesmal glitten die Lanzen geschmeidig ab. Keiner der Reiter hatte einen zählbaren Treffer landen können.

Thorben schnaubte. Was war bloß los mit ihm, durften die Versammelten vom Wehrmeister des Kosch nicht mehr erwarten?

Es galt. Letzter Durchgang. Thorbens Ross trat beherzt an und er flog seinem Kontrahenten entgegen. Durch den engen Schlitz des Gestechhelms spähte der Hammerschlager nach einer Lücke in der Deckung des Dunkelfarners und da war sie. Des Koschers Blick wurde entschlossener und dann stieß er die Lanze in die Lücke, Holz barst, aber seine Lanze blieb heil. Ungläubig ließ er sein Pferd austraben. Die Lücke hatte sich nur einen Wimpernschlag vor dem Einschlag der Lanzenspitze geschlossen und der Dunkelsfarner hatte die Lanze des Wehrmeister wieder gekonnt abgleiten lassen, während er seine eigene Lanze am Schild gebrochen hatte. Thorben verfluchte sich für seinen Leichtsinn, grüßte Gegner und Tribüne und trabte zum Stall davon.

Als er später in die enttäuschten Augen seines Sohnes sah sagte er: „Gräm Dich nicht, Junge! Haben wir mehr Zeit zusammen, bevor Du zum Keilholz kommst. Meinst Du wir sollten uns mal die Auslagen der Krämer und Holzschnitzer ansehen?“

Seine Frage wurde mit einem begeisterten Nicken beantwortet und der Junge stürmte voraus. Der koscher Erbvogt lachte laut auf, folgte ihm langsamer und freute sich über die Begeisterung. Die Niederlage war damit fast vergessen, fast.