Geschichten:Keilholtzer Neuordnung - Abrechnung

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Garetien, Markt Grambusch, Ende Ingerimm 1035 BF

"Wie konntest du nur!" Ardos sich wütend überschlagene Stimme war keine Frage sondern ein einziger Vorwurf. Stundenlang hatte er vor sich hin gebrütet, nachdem ihm die Kunde zugetragen worden war, dass sein eigenes Familienoberhaupt sich bei der Wahl des Großgaretischen Marschalls nicht für den Greifenfurter Urion von Reiffenberg, sondern für den Waldsteiner Kandidaten Wulf von Streitzig ausgesprochen hatte. Der junge Baron hatte Bogumil zu sich gebeten und ließ seiner Wut, nun da der alte Mann kaum zwei Schritt ins Zelt gekommen war, endlich freien Lauf. "Vor ein paar Wochen noch hast du von Versöhnung und Zusammenhalt der Familie gefaselt und jetzt fällst du uns derartig in den Rücken! Ich hätte nie gedacht, dass die Jahre im Finsterkamm dich so falsch gemacht haben! Und ich war doch tatsächlich soweit deinen Sohn als Knappen und zukünftgigen Schwiegersohn zu akzeptieren. Unter diesen Umständen kannst du unsere Abmachung als null und nichtig betrachten!"

Der alte Junker blinzelte wie benommen und brauchte einen Moment um den massiven Wutanfall seines Großneffen zu verdauen. Einen Augenblick lang kam so etwas wie Furcht in ihm auf, doch machte dieses Gefühl schnell für die ihm eigene Selbstsicherheit Platz. Als Ardo geendet hatte und offensichtlich auf eine Erklärung wartete, schwieg Bogumil ein paar Sekunden länger als notwendig um seine Autorität zu unterstreichen. Er hatte es nicht nötig sich derartig von diesem Welpen anblaffen zu lassen. Betont ruhig gab er dem Baron seine Entgegnung.

"Seit wann ist aus dem jungen Reiffenberger ein Keilholtz geworden, so dass ich gezwungen gewesen wäre ihn zu unterstützen? Einen Ritter ehrenhalber, im Grunde seines Herzens ein einfacher Soldat? Seid nicht eher ihr es," fuhr er fort und schloss in seiner Geste den am Rande stehenden Wulfhart mit ein, "die meiner Stimme hätten folgen sollen? Auch dieser Taugenichts Unswin, einst mein eigener Schüler, und seine Perricumsche Dirne haben mir die Gefolgschaft verweigert. Siehst du mich etwa erzürnt, weil kein Einziger meines Hauses meinem Urteil gefolgt ist?"

"Achte auf deine Worte wenn du über Mitglieder unserer Familie sprichst!" Ardo hatte drohend den Finger erhoben, eine Geste die er sich früher nie gegenüber Bogumil erlaubt hätte. Aber der alte Mann war einfach zu weit gegangen. "Wir haben für Greifenfurt gestimmt. Urion ist ein aufrechter und ehrenwerter Mann, mein Bruder im Geiste, mein Bruder im Bund des Garafan! Er ist und bleibt die beste Wahl für diesen Posten, zum Wohle des Reiches und für den Ruhm der Mark. Selbst die Schroffensteiner und Eslamsroden haben das erkannt und für Urion gestimmt." Verurteilend zeigte er nun mit dem Finger auf Bogumil. "Dass Unswin und Leomara zu Anfang den Perricummschen Kandidaten unterstützt haben kann ich verstehen. Dass sie sich nach Aldrons Rückzug für keinen der anderen Kandidaten ausgesprochen haben kann ich akzeptieren. Aber dass du deine Unterstützung an die Waldsteiner verkauft und damit die Einigkeit der Greifenfurter verraten hast, das können wir dir nicht durchgehen lassen!"

"Ich habe dir bereits zuletzt in Greifenfurt deutlich gemacht, dass nicht du Herr über unser Haus bist, sondern ich." Bogumils Stimme war gefährlich leise geworden, seine Augen kaum mehr als Schlitze aus denen er seinen Großneffen böse anfunkelte. "Mache nicht erneut den Fehler zu glauben, dass du in diesem Ton mit mir reden könntest und ungestraft davonkommst." Sein Blick ging zu Wulfhart der sich ohne ein Wort zu sagen oder mit der Wimper zu zucken solidarisch neben Ardo stellte. "Auch du, mein Neffe, solltest dir gut überlegen wem deine Loyalität gilt. Und vor allem solltest du einen eigenen Sohn besser unter Kontrolle haben. Ihr Kressenburger seid wahrhaft weich geworden, seit mein Bruder damals aus dem Kamm geflohen ist."

"Keine Sorge Onkel, ich weiß wo meine Prioritäten liegen", meldete sich der sonst so schweigsame Wulfhart zu Wort und trat einen Schritt vor, "wahrscheinlich besser als du. Die Familie kommt immer an erster Stelle, das hast du offensichtlich vergessen. Wir wissen, dass du dem Streitzig deine Unterstützung verkauft hast. Gutes Gold, dass du im kargen Finsterkamm sicherlich gut gebrauchen kannst. Gut für dich, aber nicht unbedingt für die ganze Familie. Der Reiffenberger hat sich auf uns verlassen, Bogumil. Greifenfurt sollte einig zusammenstehen, das Haus Keilholtz sollte einig zusammenstehen, um ein Zeichen setzen und unsere Position nach dem Verlust der Baronswürde Finsterkamms wieder zu stärken! Du aber hast uns verraten und verkauft. Ehre für Gold!" Verächtlich spuckte der Ritter vor dem Patriarchen aus dem sprachlos der Mund offen stand. "Wir müssen und werden deutlich machen, dass deine Taten nicht die der Familie sind, um weiteren Schaden vom Namen Keilholtz fern zu halten! Deswegen verstoßen wir dich aus der Familie, Bogumil, dich und deine Brut im Finsterkamm. Gemäß der Erbfolge der ältesten Linie werde ich zukünftig Herr des älteren Hauses sein. Du aber magst auf Burg Keilholtz verrotten und die Harpyen sollen deine Knochen holen wenn es soweit ist! Und jetzt geh mir aus den Augen alter Mann. Ich bekomme Kopfschmerzen wenn ich dich sehen muss!"

Einen Moment noch gaffte Bogumil den breitschultrigen Ritter fassungslos an. Sein Verstand konnte und wollte nicht begreifen was hier gerade passiert war und weigerten sich die Demütigung hinzunehmen. Es schien als wollte er aufbegehren, doch plötzlich sackten die zuvor stolz durchgedrückten Schultern schlaff nach unten. Wie betäubt drehte sich der alte Junker langsam um und schlurfte ohne einen Ton zu sagen wie ein geprügelter Hund aus dem Zelt. Etwas, das er nie für möglich gehalten hatte, war geschehen. Die Familie hatte ihn verraten.