Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Martok von Brendiltal und Korhilda von Sturmfels (Ungeworfen, unterworfen)

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Kaiserstadt Gareth, Turnierzelt von Martok von Brendiltal, 4. Praios 1041 BF, unweit der Praiosstunde

"WAS VÄR'LANGST DU VON MIR?", wie von der Maraskantarantel gestochen schmettere Martok von Brendiltal seinen Helm in die Ecke des Zeltes, so dass dieser quer über den gedeckten Tisch zu Mitt fegte und ihn mit lauten Scheppern abräumte. Zeitgleich sprang er heran und packte seine Halbschwester Nera an der Kehle und verpasste ihr ein paar ordentliche Hiebe, so das sie hart mit dem Kopf gegen den Zeltpfosten hinter ihr prallte, bis sie kurz vor der Ohnmacht war.
"Du lernst es nicht, Martok...", röchelte sie, "...gib ihnen das Tier welches in dir wohnt und sie werden dich auch als solches sehen und behandeln." Wieder wollte ein Hieb auf sie nieder gehen, doch der Baron hielt inne und betrachtete sein Werk. Nicht die Scham darüber ließ ihn einhalten - denn er hatte keine - doch ihre Worte trafen.

Seit vielen Monden hatte er sich nun schon im Griff, einen Umstand den er sich nur mit harter Disziplin, Kor-gefälliger Körperertüchtigung und Selbstgeißelung angeeignet hatte. Bei allem Weiteren halfen ihm die Verwandten seiner Mutter Mara, Raulsche. Was war nur aus ihm geworden? Ein weichlicher Kriecher, den der Verrat, den seine nebachotischen Brüder an ihm verübt hatten, dazu getrieben hatte. Direkt in die Arme der raulschen Verwandtschaft seiner Mutter - er selbst war nur ein Bastard. Ein Bastard verraten und gedemütigt von diesen falschen Schakalen, die sich selber verlassene Auserwählte nannten. Hunde waren sie allesamt und er war einer der ihren gewesen, jetzt läuterte ihn die sengende Hitze des Götterfürsten. Er hatte eingesehen, dass er sich nicht auf diese trügerische Gemeinschaft verlassen konnte und stattdessen Kraft in der Gerechtigkeit Praios gesucht. Doch das allein hatte ihm diese nicht verschafft, erst mit seiner Mutter, seinem Großvater und eben auch seiner Halbschwester hatte er Ordnung in das Chaos bringen können, welches der Tod seines Vaters, die Nebachotenkrise und Haffax ihm gebracht hatten. Jetzt hatte er wieder eine Position, dank der Verbindungen seiner...raulschen Sippschaft.

Er betrachtete das Gesicht Neras, das viele Blessuren aufwies, sie blutete und röchelte als er seine Hand von ihr gleiten ließ. Er hatte ihnen viel zu verdanken, auch wenn ihm das heftig missfiel, er spürte die Wut darüber erneut hochkochen. Doch seine Götterfurcht belehrte ihn eines Besseren. Diese Leute waren nun seine Familie, seine einzige Familie und Verbündeten. Er hob einen Kelch vom Boden auf und goß sich einen großen Schwank Wein ein. Als wäre das nicht schon Demütigung genug, all die Blicke seiner nebachotischen Untertanen und Gefolgsleute, das Unverständnis darin.
Doch das was Nera jetzt von ihm verlangte war mehr als das, es kratzte nicht nur an seiner Ehre als Nebachote, auf die er nun fluchte, sie forderte mehr als das. Er sollte seine Kriegerehre in den Boden treten, das Letzte was ihm noch geblieben war. "Zum Wohle seiner selbst und Brendil...Herdentors." Es würde allen zeigen dass er nun ein anderer war, dafür waren sie hier hergereist, zu diesem raulschen Spektakel, albernes Stockreiten. Ein unblutiger Witz. Doch auch er hatte gemerkt, dass die anfängliche Skepsis der garetischen Raulschen schwandt, nachdem er die ersten Siege errungen hatte. Vorallem in der raulschen "Königsdisziplin", ha. Er hatte tatsächlich geglaubt sich so den Respekt zu erringen der ihm gebührte, durch das was er am besten konnte, Kampf und Härte. Nera forderte jetzt das Gegenteil.

"Sie ist die Gemahlin des Ochsen...eine ebenbürtige Kämpferin...zeig ihr deinen Respekt. Dein Stil ist schlecht, man verhöhnt dich hinter vorgehaltener Hand, als brutalen Barbaren. Zeig ihnen das du keiner bist.", die sich langsam erholende Nera prustete ihre Worte angestrengt heraus. Martok überkam wieder die Wut.

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Später auf dem Turnierplatz.

Nera hatte sich ihre durchaus heftigen Blessuren mit Salben und Puder notdürftig übertüncht. Irgendwann hatte Martok sie einfach ignoriert, hatte sich betrunken, sich gerüstet und war wortlos gegangen. Sie war gescheitert, ihr Großvater und ihre Mutter würden sie dafür schellten, sie hatte zu viel verlangt.
Jetzt saß sie auf ihrem Platz an der Tjostbahn, das Getuschel und die Blicke ignorierte sie, das war sie gewohnt. In gewisserweise konnte sie Martok verstehen, sie hatte den gleichen Makel wie er, wenn auch die geringere Bürde.
Da ritt Martok auf die Bahn und ließ sich angeberisch von den wenigen Nebachoten feiern, die meisten anderen bedachten ihn mit Missachtung, Getuschel oder abschätzigem Spott. Er wankte leicht auf dem Pferd, der Wein. Er würde sich zum Gespött machen, was hatte sie nur getan?

Ihm gegenüber sein Widerpart, die hünenhafte, aufrechte Korhilda von Sturmfels, Bezwingerin des Ginganten. Die beiden letzten Perricumer im Turnier. Besorgt sah Nera zu wie Martok martialisch und unbeholfen seinen Platz einnahm. Korhilda reckte die Lanze, Martok sparte sich das und nahm die Lanze kürzer, ganz so als würde er eine dieser kurzen, nebachotischen Reiterlanzen führen. Das war nicht nur schlechter Stil, die Lanze war dafür schlicht nicht geeignet.
Dann ritten sie an, Martok stieß mit einer enormen Aggressivität auf die Sturmfelserin zu, scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste. Er traf sie hart und die Baronin stöhnte laut auf, als ihre Rüstung sich einbeulte.
Nera sah die Pläne ihres Großvaters mit einem Mal den Darpat hinunter gehen und sie hatte dies zu verschulden. Doch sie hatte kaum Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn die Krontahenten standen sich schon wieder gegenüber. Erneute fasste Martok die Lanze kurz, visierte leicht schwankend seine Gegnerin und galoppierte an. Jedoch nicht mit der selben Wucht, zumindest erhoffte Nera das zu sehen.

Doch so oder so, auch dieser Gang traf die Sturmfelserin ordentlich. Martok führte souverän und ritt durch bis zum Ende der Planke, riss sich dort den Helm vom Kopf und ließ sich einen Schlauch Wein bringen. Den er betrachtete, sein Blick suchte dann etwas und er nahm nur einen kurzen Schluck, fixierte dann Korhilda von Sturmfels. Die nickte ihm zu, nickte er etwa zurück? "BAI DÄM GLAISZÄNDÄN, SAIN LICHT UMFÄNGT MICH.", stieß er theatralisch aus und ritt dann beinahe zaghaft an, sein Gegenüber stieß ebenfalls eine kurze Parole aus und tat es ihm gleich.
Nera konnte nicht hinsehen, als es schepperte und etwas hart aufkam. Hektisch riss sie den Kopf hoch, sie befürchtete das Schlimmste. Doch was sie sah verblüffte sie, während Jubel neben ihr aufbrandete. Martok, war vom Pferd gestoßen worden, hatte sich allerdings geschickt über den Pferderücken abgerollt und war auf den Füßen und mit erhobenem Haupt gelandet.
Es lag unverhohlen Zorn in seinem Blick, doch der galt weniger seiner Kontrahentin als ihr, denn er sah sie direkt an. Dann klärte er seinen Blick und ließ sich seinen Speer zuwerfen. Nera erstarrte als er schnellen Schrittes auf die Sturmfelserin zueiferte, die gerade ihr Pferd drehte. Nun hielt auch das Publikum den Atem an, vereinzelt gellten "BARBAR!"-Rufe. Nera vergaß Luft zu holen, dann reckte ihr Halbbruder seinen Speer zum Gruß in die Luft. "Assasyna'Gargant - Bäzwingärin däs Gigantän. Pra'os där Gärächte hat sain Urtail gefällt.", warf er Korhilda entgegen, schlug sich vor die Sonne auf seiner Brust, dann wandte er sich um und schritt schnurrstraks in Richtung seines Zeltes, ohne Nera dabei auch nur eines einzigen Blickens zu würdigen.



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Texte der Hauptreihe:
4. Pra 1041 BF 13:00:00 Uhr
Martok von Brendiltal und Korhilda von Sturmfels (Ungeworfen, unterworfen)
Nimmgalf von Hirschfurten und Melcher Sigismund von Ibenburg


Kapitel 72

Wo Ochsen grasen


Kapitel 5

Von Ochsen und Rössern
Autor: Jan