Geschichten:Jäger und Beute - Jagdstrecke

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Herrschaft Hardenfels, Baronie Zackenberg, Anfang Tsa 1045 BF

Ulgert, Travine und die anderen waren zwei Tage nach Judovid aufgebrochen. Eigentlich hätte der Holzfäller gestern heimkehren sollen aber hin und wieder kam es vor, dass die Dorfbewohner Waldhains die Zeit vergießen oder sich bei der Jagd verletzten.
Darum war es sinnvoll nicht allein in die Wildnis zu gehen, sondern mindestens eine weitere Person mitzunehmen, falls man sich verletzte oder verlief.
Aber als Judovid auch nach der zweiten Nacht nicht zurückkam hatte sich seine Frau Sorgen gemacht und die Dorfgemeinde darum gebeten nach ihrem Mann zu suchen. Ulgert und Travine hatten sich sofort bereiterklärt zu helfen und angestachelt von diesen hatten sich noch drei weitere Dorfbewohner der Gruppe angeschlossen.
So stapften die fünf Männer und Frauen durch den eingeschneiten Wald und versuchten Spuren ihres Freundes zu finden. Glücklicherweise hatte es in den letzten Tagen nicht geschneit und so konnte man sich Hoffnung darauf machen, tatsächlich Hinweise über seinen Verbleib zu finden!

Es dauerte auch nicht lang, da hatte Travine tatsächlich Abdrücke von schweren Fellstiefeln gefunden, die man jedoch nach kurzer Verfolgung einer anderen Bewohnerin des Dorfs zuordnen konnte. Diese gab der Gruppe den Hinweis es weiter firunwärts zu versuchen, denn hier in der Gegend wäre ihr ein weiterer Jäger sicherlich aufgefallen. Also machte sich die Gruppe auf und gelang gegen Nachmittag zu einer Stelle im Wald, wo jemand zuvor Drahtschlingen ausgelegt hatte. Seltsamerweise waren sie alle leer, weshalb man vermutete, dass diese Fallen wahrscheinlich von Bewohnern Gorbingens waren, die sich fälschlicherweise zu weit auf zackenberger Gebiet verirrt hatten.
Die Fallen wurden also abgebaut, man würde sie ihren Eigentümern überreichen und diese gleich fragen, ob sie hier einen einzelnen Jäger gesehen hatten.

Abermals war es Travine die schnell eine Spur fand, der man bis zu einer abgelegenen Stelle folgte.
Dort fand die Gruppe eine Feuerstelle und ein, aus Ästen bestehender, Unterschlupf.
Doch zu aller entsetzen war das gesamte Lager mit rotem Schnee bedeckt! Nach kurzem Suchen fand man etwas abseits, einen Menschen, um den sich der Schnee besonders rot gefärbt hatte. Travine war die erste, die sich von diesem Anblick erholt hatte und eilte zur Leiche nur um dann abermals einen Schrei auszustoßen, denn sie hatten hier tatsächlich die zerfetzte Leiche Judovids vor sich! Am Hals klaffte eine große Wunde, die Arme waren komplett mit tiefen Schnitten übersäht und die dicke Winterkleidung hing in Fetzen an ihm herunter oder war in der Gegend verteilt. Dies war nicht das Werk eines Tieres! Dies war das Werk einer Bestie! Und sie musste sich noch immer irgendwo hier in den Wäldern befinden!

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Wolfhelm von Hardenstatt saß im großen Gemeinschaftssaal des Wehrhofs als Isabella an seine Seite trat. Er blickte nur kurz vom Kamin auf und lächelte mild, als er erkannte wer da neben ihm stand, „Wolfhelm, ein Bote ist gekommen und du solltest dir anhören was er zu berichten hat“. Der alte Ritter brummte missmutig, der Winter setzte ihm zu und machte ihn träge. Das war auch der Grund weshalb die Familie es vorzog die Wintermonate im Dorf, unweit des Stammsitzes, zu verbringen. „Was für ein Bote denn? Wer könnte zu dieser Zeit etwas von mir wollen?“, fragte der Ritter seine Frau missmutig. Die setzte einen besorgten Gesichtsausdruck auf, „er kommt aus Waldhain und er kommt nicht allein. Es geht um… In Waldhain ist etwas Schreckliches passiert, Wolfhelm zier dich nicht und empfang endlich den Boten!“, setzte Isabella von Erlenbruch nun mit Nachdruck nach.
Ihr Mann murrte nur knapp und nickte dann. Zufrieden wandte sich seine Frau ab und ging hinaus.

Wolfhelm hatte gerade seinen Stuhl umgedreht und nun den Kamin seitlich hinter sich gebracht, als der Bote aus Waldhain in den Saal eintrat.
Tief verbeugte er sich vor seinem Lehnsherrn, bis dieser ihm mit einer knappen Handbewegung und einem brummen bedeutet sich wieder aufzurichten. „Den Zwölfen zum Gruß! Du hast einen langen und beschwerlichen Weg hinter dich gebracht. Also gehe ich davon aus, dass das was du zu berichten hast äußerst wichtig ist. So sprich, was führt dich in mein Heim?“. Der Angesprochene knetete etwas aufgekratzt seine Gugel, „den Zwölfen zum Gruße Herr! Ich bin… Also mein Name ist Ulgert. Ulgert Holzer, Herr und ich komme, um Euch von der Ermordung des Judovid Ackermanns zu berichten“, der Angesprochene brummte verächtlich. „Ihr habt den Täter sicherlich schon gefangen und ich soll ihn nun dem Baron übergeben, nicht?“, fragte Wolfhelm, eher feststellend. Doch der Waldhainer schüttelte nur langsam den Kopf und senkte ihn anschließend verlegen, „nein Herr. Ich… Wir haben den Mörder… Also wir wissen nicht wer der Mörder ist, Herr. Und so wie Judovid zugerichtet wurde… Wir glauben nicht, dass das ein Mensch war, Herr“.
Der Alte Ritter hob nun überrascht eine Augenbraue, normalerweise, wenn sich die Dörfler die Köpfe einschlugen, musste Wolfhelm lediglich den schon gefundenen und festgesetzten Täter richten oder ihn zum Baron bringen lassen. Dass die Dorfbewohner den Täter nicht kannten oder besser gesagt auch keine Vermutung hatten wer es gewesen sein könnte überraschte Wolfhelm.
„Herr, ich habe den armen Judovid mitgebracht oder zumindest das was von ihm Übrig war“, gab Ulgert kleinlaut von sich. Interessiert richtete sich Wolfhelm auf, „bringt mich zu ihm!“.

Der kleine Karren war im Innenhof des Anwesens der Hardenstätter abgestellt worden und ein Diener hatte vorsorglich das Tor wieder geschlossen.
So standen nun Wolfhelm, Firunwin (der seinem Bruder über den Weg gelaufen war und von diesem sodann mitgeschleppt wurde), Ulgert und Isabella im verschneiten Innenhof und blickten auf den Karren. Dort lag, fast weiß wie Schnee, die entstellten Überreste des Judovid Ackermanns. Der Bruder des Ritters ging näher an die Leiche und schien sie sich genauer anzusehen.
Das Fleisch war gefroren, am Hals war eine große klaffende Wunde zu sehen, als hätte irgendwas oder irgendwer sich dort verbissen gehabt. An Händen und Armen sah man tiefe Schnittspuren und die Unterarme waren mit Abwehrverletzungen übersät. Firunwin wandte sich dem unteren Körper zu. Dort sah man ebenfalls tiefe Kratzer und eines der Beine war unnormal verdreht.
Mit Entsetzen blickte der ehemalige Wildhüter zu seinem Bruder. Wer oder was würde zu solch einer Tat fähig sein?


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Anfang Tsa 1045 BF
Jagdstrecke
Die Jagd beginnt


Kapitel 2

Auf der Pirsch
Autor: Vlad