Geschichten:Intrigenspielchen Teil 4

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Irgendwo in Almada

“Ich weiß nicht so genau, ob das so ein guter Einfall war, Liebling. In dieser Gegend kenn ich mich überhaupt nicht aus.“

„Ach was, sei nischt so ein `asenfuss, Scherrie. Dursch diese Abkürzung sparen wir mindestens zwanzisch Meilen. Isch kann es kaum erwarten, endlisch auf Burg Lei’enbutt anzukommen. Und ganz besonders freue isch misch auf dein Schlafgemach.“ Wieder setzte sie ihr verführerisches Lächeln auf.

„Möglich. Trotzdem sind diese Feldwege nicht für längere Reisen gedacht. Was, wenn eins der Pferde lahmt, oder ein Hufeisen verliert? Hier in der Wildnis finden wir doch nie eine Wechselstation.“

„Du bist ja so ein unverbesserlischer Schwarzse’er. Uns wird schon nischts passieren, nur Mut.“

„Ich bin untröstlich Euch enttäuschen zu müssen, Senora!“ erklang eine Stimme von abseits des Weges und ehe sie sich versahen, waren sie von fünf maskierten Gestalten umstellt, so dass an Flucht nicht mehr zu denken war. Sie zügelten die Pferde. „Wir wollen die Reise der hohen Herrschaften nicht unnötig verzögern. Daher bitten wir Euch, ohne viele Worte zu verlieren, uns Eure Waffen, Eure Pferde und Euer Gold zu überlassen, dann lassen wir Euch ziehen.“

Erschrocken blickten sich Nimmgalf und Simiona an. Sie waren tatsächlich in einen Hinterhalt von Wegelagerern geraten.

„Habt Ihr was an den Ohren? Los runter von den Gäulen!“ brüllte der vermeintliche Anführer.

Langsam stiegen sie von ihren Pferden herab.

„Und jetzt die Waffen her, los!“

Mit grimmiger Miene zog Nimmgalf langsam seinen schwarzen geflammten Anderthalbhänder, den er vor ein paar Jahren in Greifenfurt erworben hatte, und reichte ihn einem der Schurken. Die Comtessa tat dasselbe mit ihrem Rapier.

„Euer Gold, wenn ich bitten dürfte.“

Nimmgalf warf ihm seinen Dukatenbeutel zu. Er war in den letzten Wochen deutlich leerer geworden.

„Soll das etwa alles sein? Zwölf jämmerliche Dukaten? Ihr habt doch sicher noch mehr.“ blaffte der Anführer ihn an.

„Nein, bedaure, das ist alles.“

„Hey Chef, sieh mal hier, was sein reizendes kleines Frauchen da um den Hals trägt. Das ist gut und gerne fünfzig Goldstücke wert.“ Mit einem Ruck riss einer der Schurken Simiona das Onyx-Collier vom Hals, das ihr Nimmgalf zur Verlobung geschenkt hatte.

Nimmgalf kochte vor Wut. „Wenn Ihr sie anrührt, werde ich Euch...“

„Ja? WAS wirst Du tun?“ Der Anführer baute sich bedrohlich vor ihm auf. „Es sieht so aus, als würden hier nicht mal die Maden auf dich hören, du Fatzke. Du willst nicht, dass wir deine Frau anrühren? Dann pass mal gut auf. Alonso, Viento, na los macht schon.“

Mit Entsetzten beobachtete Nimmgalf, wie auf Befehl des Anführers zwei der Schurken seine Verlobte zu Boden zerrten. Der eine hielt ihre Arme fest, während sich der andere bemühte, ihre wild strampelnden Beine unter Kontrolle zu bringen. Simiona wehrte sich verzweifelt.

„Nein, nein, bitte nischt. Im Namen der Götter tut mir das nischt an, isch bitte Eusch“, hörte Nimmgalf sie rufen, doch der Anführer lies ihn nicht aus den Augen, und so konnte er nur hilflos zusehen. Der Eine schien fast am Ziel zu sein. Gerade eben schob er Simiona den Rock hoch und klemmte dabei ihre Beine fest ein.

„Was ist das dort oben am `immel?“ schrie sie plötzlich mit gespieltem Entsetzen. Für einen kurzen Moment blickten die zwei nach oben, und das genügte ihr, um die Beine freizubekommen. Sie presste ihre Unterschenkel dem Vorderen an den Hals und riss ihn mit einer ruckartigen Bewegung herum, so dass sein Kopf hart auf den steinigen Boden aufschlug. Gleichzeitig bekam sie einen Arm frei und im nächsten Moment jagte sie ihrem Hintermann einen Linkhanddolch ins Auge, den sie in einer blitzschnellen Bewegung aus einer Dolchscheide unter ihrem kurzen Rock hervorzog. Schreiend brach der Mann zusammen. Sie sprang auf und riss ihm noch seinen Säbel vom Gürtel mit dem sie auf den dritten Räuber zu lief. Nimmgalf reagierte ein wenig schneller als der verblüffte Anführer. Seine Rechte landete hart in seinem Gesicht und den Moment der Benommenheit nutzte Nimmgalf, um ihm sein Schwert zu entreißen.

Alles geschah blitzschnell. Nach wenigen Hieben trieb der Baron seinem Gegner die Klinge tief ins innere Schulterblatt, der nächste Hieb traf ihn mitten in die Brust, so dass er sterbend zusammenbrach. Gleichzeitig sah Nimmgalf, wie die Comtessa ihren dritten Gegner im Bereich des Unterleibes mit dem Säbel seines Kameraden durchbohrt hatte. Der letzte Mann lief davon, doch Simiona war schnell bei ihrem Pferd und nahm ihre Balestrina vom Sattel und lud durch. Die Kugel traf den Fliehenden in den Hinterkopf. Dann war für einen Moment Ruhe.

„Schatz ist dir was passiert?“

„Nein, mir fe’lt glücklischerweise nischts.“ sagte sie, doch er merkte, dass sie die ganze Sache doch arg mitgenommen hatte.

„Ich wusste ja gar nicht, dass du so gut kämpfen kannst, Liebling. Und was für ein Schuss. So was hab ich ja noch nie gesehen.“

In diesem Moment war ein Stöhnen zu hören. Der Mann, dessen Kopf auf den Boden geschlagen war, kam wieder zu sich. „Der da lebt noch. Halte ihn in Schach, Liebling. Ich hole nur schnell ein Seil aus meiner Satteltasche. Wir fesseln ihn und bringen ihn dann...“ sagte Nimmgalf noch, als er zischendes, schneidendes Geräusch und dann ein gequältes Stöhnen hörte.

Erschrocken fuhr er herum und sah, wie sie dem Wegelagerer ihr Rapier bis zum Heft durch den Hals gestoßen hatte. Mit einem kräftigen Ruck nach vorne durchtrennte sie ihm die Kehle, so dass ein großer Schwall Blut herausspritzte. Gurgelnd brach der Mann zusammen. Mit schreckgeweiteten Augen stürzte Nimmgalf hinzu.

„Was hast Du da getan? Du hast ihn umgebracht.“

„O’ tatsäschlisch? Wie bedauerlisch!“ antwortete sie eiskalt. Ihr Oberkörper war voller Blutspritzer. Ein großer roter Tropfen lief ihr über die Wange den Hals hinab und verschwand in ihrer Bluse, doch offensichtlich war es nicht ihr Blut. „Es war Notwe’r!“ sagte sie.

„Oh Liebling, Liebling, das hättest Du nicht tun dürfen. Wir hätten ihn fesseln können und dann zu...“

„Sie’ misch an, Scherrie!“ Wütend funkelte sie ihn an und ihr Tonfall duldete keinerlei Widerspruch. „Es.... war.... Notwe’r! Dieser Dreckskerl hat es gewagt, misch anzufassen. Nun, das wird er wo`l nie wieder tun.“

Nimmgalf wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich besann er sich: „Schon... schon gut. Ich werde das regeln. Ich schreibe eine Note an den hiesigen Baron und erkläre ihm alles. Mach dir nur keine Sorgen, das werde ich schon hinkriegen.“

„Natürlisch wirst du das, Scherrie“, entgegnete sie und lächelte dabei. „Und jetzt komm. Wir `aben schon genug Zeit mit diesem ärgerlischen Zwischenfall vergeudet.“ Sie stieg auf ihr Pferd und ritt los.

Nimmgalf folgte ihr und dachte sich: „Du magst es ja einen ärgerlichen Zwischenfall nennen. Andere nennen es Mord. Hoffentlich passiert so etwas nie wieder.“